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Lausitzer Rundschau: Bundesregierung beschließt Tornado-Einsatz Im Überflug

Geschrieben am 07-02-2007

Cottbus (ots) - Die Anschläge vom 11. September 2001 haben auch
die Welt der Bundeswehr gründlich verändert. Mittlerweile sind fast
8000 deutsche Soldaten von Afrika bis Afghanistan im Einsatz. In der
Heimat hat sich die Bevölkerung weitgehend an die schleichende
Militärisierung der Außenpolitik gewöhnt. Das mag mit den bislang
relativ geringen Opferzahlen zusammenhängen, aber auch mit dem
politisch gepflegten Bild vom Sozialarbeiter in Uniform.
Nun hat das Bundeskabinett eine weitere Mission auf den Weg gebracht:
Deutsche Aufklärungs-Tornados sollen Bilder von Taliban-Stellungen in
ganz Afghanistan liefern, welche dann von Nato-Verbündeten bekämpft
werden. Mit reichlich Wortakrobatik versucht die Regierung Glauben zu
machen, dass es sich bei dem Engagement aus der Luft nicht um
Kampfeinsätze handelt. Doch das ist blauäugig. Soll die Bordkanone
schweigen, wenn Terroristen mit Raketen auf die Maschinen zielen oder
verbündete Streitkräfte am Boden in Gefahr sind? Nein, die seit fünf
Jahren von der Nato geführte Isaf-Mission ist längst zu einem
Kampfeinsatz geworden. Mehr als ein Drittel aller deutschen
Auslandsstreitkräfte sind darin eingebunden. Wegen der immer
brüchiger werdenden Sicherheitslage kann die Bundeswehr inzwischen
nicht mehr nur im vergleichsweise sicheren Norden Afghanistans zum
Einsatz kommen, sondern auch im deutlich gefährlicheren Süden. Eine
entsprechende Erweiterung des Mandats hatte der Bundestag bereits im
Jahr 2005 erteilt. Es beinhaltet die Unterstützung des
internationalen Zivilpersonals, aber auch die Entwaffnung der
Taliban-Rebellen.
Vor diesem Hintergrund wirkt der Einsatz deutscher
Aufklärungs-Tornados unspektakulär. Es ist auch wenig fruchtbar,
darüber zu streiten, ob sich Deutschland damit noch weiter in
Kriegshandlungen verstrickt. Die Bundeswehr ist darin längst
verwickelt. Zu fragen wäre allerdings, ob die Spezialflugzeuge
geeignet sind, Stabilität und Sicherheit in Afghanistan
voranzubringen. Immerhin bietet sich der Bundesregierung damit die
Chance, auf die Kampfführung Einfluss zu nehmen. Den Operationen der
Isaf-Truppen fallen auch immer wieder versehentlich Zivilpersonen zum
Opfer. Wenn sich daran nichts ändert, wird die Akzeptanz der Mission
in der afghanischen Bevölkerung weiter schwinden.
Aufklärungs-Tornados sind also zweifellos ein sinnvoller Ansatz.
Das grundlegende Problem lässt sich freilich nicht im Überflug lösen:
Der militärische Feldversuch zur Überwindung von mehr als zwei
Jahrzehnten Bürgerkrieg muss endlich mit einer wirksamen Strategie
für den zivilen Aufbau kombiniert werden. Von den 85 Milliarden Euro
der internationale Gemeinschaft für das militärische Eingreifen in
Afghanistan sind nur sieben Milliarden direkt in den Wiederaufbau
geflossen. Mit diesem krassen Missverhältnis lässt sich kein
dauerhafter Frieden in dem geschundenen Land gewinnen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

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Fax: 0355/481247
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