(Registrieren)

WAZ: Machtkampf in der CSU: Was die Menschen abstößt - Kommentar von Angela Gareis

Geschrieben am 15-01-2007

Essen (ots) - Wenn bayerische Kinder sich im Fasching als Edmund
Stoiber kostümieren, dann hat dessen ärgster Widersacher sein Werk
vollendet: das politische Ansehen des CSU-Vorsitzenden und
Ministerpräsidenten zu minimieren.

Der Widersacher heißt Edmund Stoiber. Selten musste die Republik
beobachten, wie ein Politiker sich bei einer beachtlichen Fallhöhe
derart verbissen selbst demontiert. Der 65-Jährige wird allmählich
zum Inbegriff all dessen, was immer mehr Menschen von der Politik
abstößt: Machtversessenheit, Realitätsverlust,
Verantwortungslosigkeit.

Das ist ein wenig ungerecht, denn auch die Spitze der CSU trägt
viel zu Stoibers neuem Image bei. Gestandene Politiker heucheln und
intrigieren zugleich, beteuern, dass sie Stoiber stützen, und suchen
nach einer für sie möglichst ungefährlichen Möglichkeit, Stoiber zu
stürzen. In diesem nicht nur für Außenstehende recht
unübersichtlichen Machtkampf wird auch auf Bückware im Sortiment der
politischen Tricks zugegriffen: Horst Seehofer soll eine Freundin in
Berlin haben.

Das Gerücht wurde schon in der vergangenen Woche in Kreuth
gestreut, hat es jetzt in die "Bild"-Zeitung geschafft und könnte
Seehofer so schaden, wie ein ähnliches Gerücht seinerzeit Theo Waigel
geschadet hat, als er mit Stoiber um das Amt des Ministerpräsidenten
konkurrierte. Das Gerücht schadet aber auch der CSU, denn mit
Seehofer als Vorsitzendem und Günther Beckstein als Ministerpräsident
hätte die Partei eine vergleichsweise gute Chance, aus der Krise
herauszufinden.

Nun erinnert man sich wieder etwas genauer an die Affäre um die
Bespitzelung von Gabriele Pauli und überlegt, mit welchen Mitteln da
gekämpft wird und für was. Für die Zukunft der Menschen im Freistaat?
Oder für die Zukunft Stoibers? Dass Pauli in nahezu unangreifbarer
Ehrlichkeit und Gelassenheit durch die Wirren aus Lügen und Rufmord
schreitet, dunkelt die Schatten über der CSU weiter ein.

In den Umfragen hat die CSU die absolute Mehrheit verloren, und
eine Zweidrittelmehrheit spricht sich gegen Stoiber aus, weshalb die
Sache längst für die CDU interessant geworden ist. "Die Union ist nur
stark, wenn CDU und CSU stark sind", hat Angela Merkel gesagt und
dabei womöglich an die überlebenswichtigen Prozente der CSU bei der
nächsten Bundestagswahl gedacht. Die SPD muss sich jedenfalls auf
erhöhte Nervosität bei der Union einstellen, was das
Koalitionsgeschäft nicht erleichtert.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

48763

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Die Bundeswehr und Afghanistan Ein zu hoher Preis Cottbus (ots) - Der Tod kommt schnell und mit ungeheurer Gewalt. Tausende von unbeteiligten Männern, Frauen und Kindern in Afghanistan, dem Irak und jetzt auch im Somalia sind inzwischen dem Krieg gegen den Terror mit seinen Präzisionswaffen zum Opfer gefallen. Denn die, einmal aus Flugzeugen in großer Höhe in Marsch gesetzt, sind zwar zumeist äußerst zielgenau, aber auch sehr einfache, gefühllose Todesmaschinen ohne jede Hemmschwelle. Es gibt in diesem modernen Krieg schon lange keine Abwägung mehr zwischen dem moralisch Vertretbaren mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Union will Senioren stärker fördern Schöne Wortgirlanden Cottbus (ots) - An politischen Wortgirlanden zur wachsenden volkswirtschaftlichen Bedeutung der älteren Generation und eines lebenslangen Lernens herrscht hierzulande kein Mangel. Die Wirklichkeit ist weit weniger berauschend. Während in skandinavischen Ländern noch mehr als zwei Drittel der 55- bis 64-jährigen im Arbeitsprozess stehen, kann das nur ein Bruchteil ihrer deutschen Altersgenossen von sich behaupten. Die Ursachen liegen auch in Jahrzehnte langen politischen Fehlsteuerungen. Das betrifft nicht nur die großzügige Frühverrentungspraxis. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: CSU-Chef Stoiber kämpft um seine Ämter Wie lange noch? Cottbus (ots) - Wie soll die CSU nach diesen Querelen wieder einig und stolz werden? Wie soll sie diese Wunden heilen? Den Fall Gabriele Pauli mag man vielleicht vergessen machen. Aber wer will und wird die Intrige gegen Horst Seehofer noch übertünchen können, dessen Privatleben nun in die Boulevardblätter gezerrt wird? Diese neue Sauerei findet schon mitten in der Spitze der Partei statt. Wer wird die anonymen Königsmörder ignorieren können, die sich täglich gegen Stoiber zitieren lassen, und wer jene Diadochen der zweiten Reihe, die den mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zum Kopftuchstreit Ulm (ots) - Das erste höchstrichterliche Urteil zu den Landesregelungen über das Kopftuchverbot hat die bayerische Version bestätigt. Dies muss aber nichts heißen. Denn im Unterschied zur baden-württembergischen Regelung erwähnt das bayerische Erziehungsgesetz nicht, dass christliche Werte von dem Verbot ausgenommen sind. Vielmehr sind in Bayern allgemein Kleidungsstücke verboten, die als Ausdruck einer mit der Verfassung nicht zu vereinbarenden Haltung verstanden werden können. Die sechs weiteren Bundesländer haben ebenfalls unterschiedliche mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu rauchfreien Gaststätten Halle (ots) - Der Vorschlag von Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Gerlinde Kuppe (SPD), das Rauchen ohne Ausnahme in allen Gaststätten zu verbieten, hat einen großen Nachteil: Er schränkt die Eigenverantwortung des Bürgers ein. So sehr es richtig ist, dass Rauchen die Gesundheit gefährdet und dass in öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern oder Schulen ein absolutes Rauchverbot gelten muss, so sehr sollte die Raucher-Regelung in Gaststätten auf freiwilliger Basis beruhen. Kein Gast wird gezwungen, sein Bier in einer verräucherten Kneipe mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht