 Rheinische Post: Boom als Chance
Geschrieben am 11-01-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Antje Höning
Viele Jahre war Deutschland beim Wachstum der kranke Mann Europas.
Doch nun strotzt die Wirtschaft vor Kraft und und lässt auch den
Arbeitsmarkt gesunden. Die Heilung hat viele Gründe: Nach Jahren der
Sanierung sind die Unternehmen schlank und wettbewerbsfähig wie lange
nicht mehr. Gewerkschaften haben mit maßvoller Lohnpolitik das ihre
beigetragen. Und Bau- und Autoindustrie profitierten von
Vorzieheffekten, weil die Bürger vor der Mehrwertsteuer-Erhöhung
kräftig einkauften.
Doch leider werden viele falsche Schlüsse aus dem Boom gezogen. IG
Metall und Co. fordern einen großen Schluck aus der Lohnpulle. So
legen sie die Basis für Entlassungswellen im nächsten Abschwung. Der
bessere Weg, um den Anteil der Löhne am Volkseinkommen zu erhöhen,
ist es, mit maßvollen Tarifabschlüssen mehr Menschen in Arbeit
bringen.
Die Merkel-Regierung verzichtet auf echte Reformen, kaum dass der
Leidensdruck in den Sozialkassen nachlässt. Die Rente mit 67 macht
sie zum stumpfen Schwert, indem sie viele Ausnahmen zulässt. Statt
den Beitrag zur Arbeitslosenkasse weiter zu senken, legt sie neue
ABM-Programme auf. Falsch. Boomjahre sind die beste Zeit für harte
Reformen. Schließlich würde auch ein Arzt nur Gesunde und nicht
Kranke zum Fitness-Training schicken.
Originaltext: Rheinische Post
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