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WAZ: Jahr eins nach Joschka Fischer: Grüne suchen nach Profil - Kommentar von Hendrik Groth

Geschrieben am 03-12-2006

Essen (ots) - Der Grünen-Parteitag im Jahr eins nach Joschka
Fischer macht deutlich: Eine Kraft, die die Partei nach dem
Machtverlust in Nordrhein-Westfalen und dem Bund nach vorne zieht,
eine solche Persönlichkeit fehlt. Im Bundestag spielen die Grünen nur
noch eine Außenseiterrolle. Trotz aller Schwierigkeiten steht die
Große Koalition für den Moment und als Chefrepräsentant der
Opposition hat sich der liberale Guido Westerwelle mit Geschick
etabliert.

Für die Grünen ist es deshalb schwierig, Themen zu besetzen,
Beachtung und Bedeutung zu finden. Die Gesetze der Mediengesellschaft
sind brutal, kein Fernsehteam stürmt auf grüne Abgeordnete, nur weil
sie sich zu Afghanistan oder zur Steuerpolitik äußern. Und auf den
Sesseln diverser Talk- shows ist der Populismus à la Gysi und
Lafontaine kurzweiliger als die Betroffenheit von Claudia Roth. Davon
wollte Roth mit ihrem schrillen Auftritt in Köln ablenken und die
Gelegenheit beim Schopf packen. Mit Getöse und noch lauterer Stimme
wollte die Obergrüne auf sich und ihre Partei aufmerksam machen. Das
gehört zu ihrem Naturell, beeindruckend war es nicht.

Die Grünen befinden sich in einer Selbstfindungsphase, in einer
dringend notwendigen Erneuerung. Für die prominente Grüne Antje
Vollmer liegen die Gründe für die fehlende Autorität der Parteispitze
an dem Mangel an eigenen Ideen. Professionelles Politikmanagement
fehlt auch noch. Es wirkt bizarr, wenn die Landesvorsitzenden
Schneckenburger und Klocke fast zeitgleich Interviews geben und dabei
die jeweils andere Meinung konterkarieren.

Die Pragmatiker plädieren für einen schwierigen Spagat. Sie
wollen sich den Konservativen öffnen, ohne rot-grüne Wechselwähler zu
verschrecken. In NRW gibt es schon länger die vorsichtige
Absetzbewegung von der SPD. Die Kontakte einiger Grüner mit
Rüttgers-Leuten gelten als gut. Strategisch macht das Sinn, denn sich
in der Opposition an eine große Partei zu ketten, die ihren eigenen
Weg nach dem Regierungsverlust sucht und bislang nicht gefunden hat,
führt ins Abseits.

Im Moment bleibt nur eines. Die Suche nach einer Klammer für eine
Partei, die sich lange als Bewegung verstanden hat. Diese Klammer
heißt Umweltschutz. Konkret: Klimaschutz. Doch hier gibt es längst
Konkurrenz. Bundesumweltminister Gabriel (SPD) positioniert sich
mediengerecht. Auch die FDP arbeitet nach jahrelanger Ignoranz an
ihrem Umwelt-Profil. Es wird den Grünen nicht leicht fallen,
Führungskompetenz zu beweisen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß, Chef v. Dienst
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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