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Peter Scholl-Latour bei stern.de: US-Regierung verharmlost Konflikt im Irak

Geschrieben am 29-11-2006

Hamburg (ots) - Der irakischen Bevölkerung ging es unter ihrem
ehemaligen Diktator "wesentlich besser" als heute, meint
Nahostexperte Peter Scholl-Latour. "Saddam Hussein hat das Land
zusammengehalten, es gab nicht die Angst, durch kriminelle Banden
ermordet oder erpresst zu werden", sagte er in einem Interview mit
stern.de, der Online-Ausgabe des Hamburger Magazins stern. Die Iraker
würden zwar nicht der Person Saddam Hussein nachtrauern, aber "der
Ordnung und der Sicherheit, die damals geherrscht hat. Es gab unter
Saddam Hussein eine Regel. Man durfte nicht gegen ihn polemisieren.
Aber wenn man den Mund hielt, wurde man meistens in Ruhe gelassen."

Scholl-Latour fordert die US-Regierung auf, ihre Truppen bald aus
dem Irak zurückzuziehen, und kritisiert sie scharf dafür, den
Konflikt im Irak zu verharmlosen: " Das ist töricht und verlogen:
Natürlich handelt es sich schon längst um einen Bürgerkrieg. Und er
ist viel schlimmer als etwa der damalige Bürgerkrieg in Libanon, bei
dem man sich nicht gescheut hat, den Konflikt beim Namen zu nennen."
Möglichkeiten, den konfessionellen Konflikt zwischen Schiiten und
Sunniten einzudämmen gebe es nicht: " Im Moment gar nicht. Ich sehe
derzeit keine Befriedungsmöglichkeit", so Scholl-Latour.

Um eine langfristige Lösung für den Irak zu erreichen, plädiert
Scholl-Latour dafür, den Iran und Syrien an Gesprächen zu beteiligen,
wie es auch die Expertenkommission unter Leitung von
Ex-US-Außenminister James Baker vorschlägt: "Dieser Vorschlag der
Baker-Kommission ist der einzig vernünftige. Die Amerikaner haben die
Gewohnheit, nur mit ihren Marionetten zu sprechen oder mit Ländern,
die ihnen gewogen sind. Aber in so einem Fall muss man auch mit
seinen Gegnern sprechen."

Ein Auseinanderbrechen des Irak in drei Teile sei kaum mehr zu
verhindern, sagt Scholl-Latour. "Der Irak lässt sich kaum mehr
zusammenhalten. Das kurdische Gebiet hat sich schon jetzt völlig
losgelöst. Auch der schiitische Teil ist weitgehend selbstständig.
Das sunnitische Dreieck kann nicht als selbstständiger Staat
existieren und würde sich voraussichtlich den sunnitischen Ländern
Saudi-Arabien oder Jordanien anschließen. Das Problem besteht darin,
dass der konfessionelle Konflikt nicht auf den Irak beschränkt
bleibt, unabhängig von der Präsenz der USA. Er kann sich zu einem
Flächenbrand in der Region ausweiten."

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6329
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6329.rss2

Pressekontakt:
Für Rückfragen: stern.de-Redakteur Malte Arnsperger, Tel. 040/3703
3515


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