(Registrieren)

LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Papst/Türkei

Geschrieben am 28-11-2006

Leipzig (ots) - Auch wenn immer wieder betont wird, dass der
Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Türkei einen religiösen
Hintergrund hat, lassen sich die politischen Dimensionen der Visite
nicht leugnen. Handlungen und Äußerungen des Oberhaupts der größten
christlichen Kirche laufen stets öffentlichkeitswirksam unter
weltweiter Beurteilung ab. Ob sie es sein sollen oder nicht, sie sind
Staatsbesuche. Doch werden sich die viel zu hoch geschraubten
politischen Erwartungen an den Papst-Besuch sicher nicht erfüllen.
Benedikt kann und wird keine Gräben zwischen Christentum und Islam
füllen.
Dabei ist er weder auf Kreuzzug noch auf Versöhnungstour. Nach seinen
Regensburger Äußerungen zu Gewalt und Islam hat er mehrfach seine
Intention interpretiert, versucht die Wellen der Empörung in der
islamischen Welt zu glätten. Dies tut er auch im Land am Bosporus.
Wichtiger jedoch sind ihm die Beziehungen zur orthodoxen Kirche von
Konstantinopel, die Entfaltungsmöglichkeiten von Christen in einer
islamisch geprägten Welt.
Mit seinem halbherzigen Rückzieher von der Ablehnung des EU-Beitritts
der Türkei hat Benedikt zur Klimaverbesserung beigetragen. Und um die
ist nicht zuletzt auch die Ankaraer Regierung bemüht, nachdem die
finnische EU-Präsidentschaft die Vermittlungsversuche in der
Zypernfrage für gescheitert erklärte. Die Beitrittsverhandlungen
könnten so schon bald auf Eis gelegt werden. Ministerpräsident
Erdogan brauchte deshalb den gemeinsamen Auftritt mit dem Papst, um
der europäischen Öffentlichkeit guten Willen und Dialogbereitschaft
zu signalisieren. Ein 20-Minuten-Gespräch zwischen Tür und Angel auf
dem Ankaraer Flughafen stellt allerdings keinen ernsthaften Versuch
dar, sich gegenseitig zu verstehen oder gar anzunähern.
Und Themen hätte es genug gegeben für einen wahrhaften Dialog.
Angefangen bei der Aufarbeitung der beiderseits nicht nur rühmlichen
geschichtlichen Entwicklung. Der von Benedikt dem Islam bescheinigten
Friedfertigkeit stehen in der Realität aber auch Hass und Terror
einer gefährlichen muslimischen Minderheit entgegen. Hier muss die
Verantwortung politischer und religiöser Führer ansetzen. Ebenso bei
der Behandlung von Andersgläubigen. Selbst wenn die Türkei eines der
fortschrittlichsten islamischen Länder ist, die Rechte von Christen
werden arg beschnitten. Auch das ein Fakt, der einem schnellen
EU-Beitritt momentan entgegensteht.
Mehr als ein paar versöhnliche Gesten stehen nicht auf der Habenseite
des Papst-Besuches. Missverständnisse zwischen Christentum und Islam
bleiben, die Türkei und Europa werden sich weiter misstrauisch
beäugen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

42197

weitere Artikel:
  • WAZ: Der Papst in der Türkei: Der Diplomat - Kommentar von Angelika Wölk Essen (ots) - Eigentlich sollte der Besuch Benedikts in der Türkei einen pastoralen Charakter haben. Benedikt will dazu beitragen, dass Christen in der Türkei die gleichen Rechte erhalten wie Muslime. Er will auf die Orthodoxen zugehen. Doch nach der Rede, die Benedikt vor zwei Monaten in Regensburg gehalten hatte, bekam die Reise eine starke politische Bedeutung. Der Papst reagiert auf das angespannte Verhältnis mit Bedacht. Das wurde schon deutlich, noch bevor er seine Reise begonnen hatte. Er bat, auch die Blaue Moschee zu besuchen, mehr...

  • WAZ: Der CDU-Parteitag: Keine Botschaft, kein Sinn für Realität - Kommmentar von Angela Gareis Essen (ots) - Mit zwei nochmals beschlossenen Beschlüssen balancierte die CDU in Dresden ihren Richtungsstreit aus. Das sagt viel aus über den Veränderungswillen einer Partei, die Deutschland verändern will. Der Antrag von Jürgen Rüttgers zum Arbeitslosengeld für Ältere (Parteitagsbeschluss 2004) wird nie umgesetzt werden, der Antrag von Günther Oettinger zur Lockerung des Kündigungsschutzes (2003) wird für die Zeit der Großen Koalition in der Schublade bleiben. Über beide Anträge wurde breit diskutiert, aber der Antrag auf eine umfassende mehr...

  • Rheinische Post: Neufassung: Rüttgers will hart bleiben: Jetzt erst recht Düsseldorf (ots) - NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers will ungeachtet seines unerwartet schlechten Wahlergebnisses als CDU-Vize weiter auf einen Kurs der sozialen Erneuerung setzen. Das kündigte der Regierungschef nach Ende des CDU-Parteitags im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post an. Der Parteitag habe einen Beschluss zum Arbeitslosengeld I gefasst. Auch seine Gegner könnten nicht versuchen, dies kleinzureden, sagte Rüttgers. "Wer sich für eine kontroverse Sache einsetzt und stehenbleibt, bekommt schon mal mehr...

  • Westfalenpost: Vorsorge ist Pflicht CDU für obligatorische Frühuntersuchung Hagen (ots) - Von Susanne Schlenga Jetzt soll der Staat also den Eltern auf die Finger schauen, zum Wohl der Kinder. Verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen fordern Politiker der CDU, um künftig nicht mehr mit toten Kindern in Kühlschränken, Gefriertruhen oder Krankenhausfluren konfrontiert zu werden. Eine schnelle Entscheidung, man mag sie mutig nennen, doch wie so oft in diesen Tagen ist sie nicht zu Ende gedacht. Denn es geht nicht vordringlich darum, Misshandlung und Verwahrlosung zu erkennen, sondern sie zu verhindern. Zum einen mehr...

  • Rheinische Post: Roland Koch sieht Merkel gestärkt - "Rüttgers nicht der Alleinzuständige für das Soziale" Düsseldorf (ots) - Der neue stellvertretende CDU-Vorsitzende, Hessens Ministerpräsident Roland Koch, sieht die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nach dem Dresdner Parteitag gestärkt. "Ich denke, dass sich Angela Merkel mit ihrem Kurs hier sehr gestützt sehen kann", sagte Koch in einem Interview der "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Merkel habe als Vorsitzende "das Recht zu verlangen, dass alle sie gemeinsam unterstützen", betonte Koch. Er selbst erfülle diese Aufgabe seit Jahren. "Und genau dabei wird es bleiben", versicherte Koch. "Eine mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht