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Presseeinladung zum 8. Berliner Gespräch zur Nachhaltigkeit: "Weltagrarhandel - liberal und fair?"

Geschrieben am 22-03-2006

Bonn/Berlin (ots) -


30. März 2006
10.30 bis 12.30 Uhr im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft,
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin


Doha 2001, Cancun 2003 oder Hongkong 2005 stehen als Synonyme für
die anhaltenden Auseinandersetzungen in der WTO zu Fragen des
Weltagrarhandels. Wie liberal und fair ist dieser Weltagrarhandel
heute - wie liberal und fair kann oder soll er morgen sein?

Diese Frage bewegt alle, die sich um das Verhältnis zwischen
Industrie- und Entwicklungsländern sorgen. Viele Aspekte spielen bei
einer globalen Betrachtung von Produktion, Handel und Konsum eine
entscheidende Rolle. Dazu zählen beispielsweise Exportsubventionen
oder Beschränkungen des Marktzugangs über Zölle, die Einhaltung von
sozialen, Tierschutz- und Umweltstandards, aber auch die politischen
Verhältnisse und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung in der
Dritten Welt.

"Sämtlicher internationaler Handel sollte liberalisiert werden",
kommentieren Experten wie Prof. Dr. Awudu Abdulai, Lehrstuhlinhaber
der Abteilung Ernährungsökonomie an der
Christian-Albrechts-Universität Kiel die Problematik. "Auch die
Industrieländer müssen ihre Märkte öffnen und damit den
Entwicklungsländern den Zugang ermöglichen."

Für eine differenzierte Reformpolitik plädiert Bischof Reinhard
Marx, Trier: "So notwendig der Abbau von Exportsubventionen ist, so
fragwürdig ist auch die von vielen Ökonomen geforderte völlige
Liberalisierung des Agrarsektors. Dies würde nämlich im Norden wie im
Süden die Konzentration auf wenige agroindustrielle Großbetriebe
verstärken und kleinbäuerlichen Betrieben die Erwerbschancen nehmen,
so Marx.

"Zur Liberalisierung des Weltagrarhandelsystems gibt es keine
Alternative", entgegnet in diesem Zusammenhang Prof. Dr. Harald von
Witzke von der Humboldt-Universität Berlin. "Ohne eine
Liberalisierung des Welthandelssystems muss der Kampf gegen den
Hunger erfolglos bleiben." Entwicklungsländer, die sich dem liberalen
Handel widersetzten, würden mit noch größerer
Nahrungsmittelunsicherheit rechnen müssen, prophezeit von Witzke.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert in diesem Kontext, dass
die Marktöffnung für Agrargüter der Tatsache Rechnung tragen muss,
dass die deutsche und europäische Landwirtschaft unter hohen
Standards produziert, die in anderen Ländern völlig unbekannt seien.
Hier sei ein ausreichender Außenschutz notwendig.

Tatsächlich ist die EU weltweit der größte Importeur und Exporteur
von Agrargütern. So wurden 2004 landwirtschaftliche Erzeugnisse im
Gegenwert von 69,2 Milliarden Euro importiert; dem stand im gleichen
Zeitraum ein Exportvolumen von 54,3 Milliarden Euro gegenüber. Gerade
für die Gruppe der Entwicklungsländer ist die EU der wichtigste
Handelspartner: Rund 71 % der EU-Agrarimporte und etwa 38 % der
EU-Exporte wurden 2004 mit den Entwicklungsländern getätigt.

Im Zusammenhang der laufenden WTO-Verhandlungen plädiert der DBV
für "fair trade" statt "free trade". Dies beinhalte auch, dass die
Exportförderungsmaßnahmen aller Akteure auf dem Weltmarkt abgeschafft
werden. Auf der anderen Seite sei es aber genauso inakzeptabel, wenn
exportorientierte Schwellenländer den Entwicklungsland-Status
beanspruchen, um die eigenen Märkte, beispielsweise für den
Süd-Süd-Handel nicht öffnen zu müssen.

Wo steht heute die EU-Agrarpolitik, wo steht der Weltagrarhandel
im Hinblick auf die genannten Ziele und Anforderungen? Wo lassen sich
Stärken oder Schwächen erkennen? Gibt es Anlass zum Umsteuern? Sind
die Konzepte von "ländlicher Entwicklung" im Süden und
"multifunktionaler Landwirtschaft" im Norden kompatibel?

In diesem Zusammenhang wollen wir uns auch mit dem gemeinsamen
Positionspapier der Katholischen Landvolkbewegung (KLB), der
Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) und der Deutschen Kommission
Justitia et Pax "Agrarhandel als Testfall für gerechte
Welthandelsbedingungen", befassen.

Auf dem Podium werden Bischof Reinhard Marx, Trier, Präsident Gerd
Sonnleitner, Deutscher Bauernverband, Prof. Dr. Harald von Witzke,
Humboldt-Universität Berlin, sowie Prof. Dr. Awudu Abdulai (Ghana),
Christian-Albrechts-Universität Kiel, diskutieren. Die
Diskussionsleitung liegt bei Dieter Nürnberger vom Deutschlandfunk
(Berlin), Preisträger der deutschen Umweltstiftung 2006.

Unsere Berliner Gespräche richten sich gleichermaßen an Vertreter
von Politik und Administration, an die Agrarwirtschaft, an Verbände
und Organisationen und gesellschaftlichen Gruppen im Spannungsfeld
von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Ethik sowie an die Medien.
Wir möchten damit auf Problembereiche aufmerksam machen, gleichzeitig
aber auch im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung nach sinnvollen und
konsensfähigen Lösungen suchen.

Nach der Diskussion besteht für Medienvertreter die Gelegenheit zu
Interviews mit den Teilnehmern der Podiumsdiskussion.

Wir laden Sie sehr herzlich zu dieser Veranstaltung ein. Um
Rückantwort bis spätestens 28. März 2006 wird gebeten.


Originaltext: Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirts
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=29845
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_29845.rss2

Pressekontakt:
Jutta Winkels
Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V.
Konstantinstraße 90
53179 Bonn
Tel: 0049 228 9799310
Fax: 0049 228 9799340
e-mail: j.winkels@fnl.de
www.fnl.de


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