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Stuttgarter Nachrichten: Wissenschaftler: Mittelschicht der Gewerkschaftsmitglieder besonders anfällig für Rechtsextremismus

Geschrieben am 09-11-2006

Stuttgart (ots) - In der Diskussion um rechtsextreme Tendenzen in
der deutschen Gesellschaft hat der Berliner Politologe Richard Stöss
darauf hingewiesen, dass jedes fünfte Gewerkschaftsmitglied
"rechtsextrem eingestellt" ist. Ein Grund dafür sei auch der
abnehmende Einfluss der Arbeitnehmerinteressen auf Politik und
Wirtschaft. Den Stuttgarter Nachrichten (Freitag) sagte Stöss: "Die
Mittelschicht der Gewerkschaftsmitglieder ist besonders anfällig für
Rechtsextremismus."

Stöss hat die Anschauungen von mehr als 4000 gewerkschaftlich
organisierten und nichtorganisierten Arbeitnehmern untersucht. Dabei
hat er herausgefunden, dass bei 20 Prozent der
Gewerkschaftsmitgliedern eine autoritäre Staatsverfassung sowie "ein
starker Mann", der seine politischen oder ökonomischen Vorstellungen
durchsetzt, hoch im Kurs stehen. Allen voran sind es die
Auswirkungen der Globalisierung auf den heimischen Arbeitsmarkt, die
die Arbeitnehmer rebellisch stimmen. "Sie wünschen sich jemanden, der
gegenhält und sagt: So nicht", so Stöss. Dahinter stecke jedoch kein
konkretes rechtsextremes Programm. "Sie würden nie an einer
NPD-Demonstration teilnehmen. Aber auf dem Bau, wo Lohndumping und
Angst vor Jobverlust herrschen, schwärzen deutsche Arbeiter ihre
Kollegen aus Polen und Portugal als faul und schlecht an." Verstärkt
wird der Riss in der Belegschaft auch durch die befristete
Beschäftigung von Leiharbeitern. "Leute von außen werden nicht
akzeptiert und grundsätzlich als Bedrohung wahrgenommen", so Stöss.

Auch das Prestige der Gewerkschaftsarbeit nimmt schrittweise ab -
"weil ihre Macht und ihr Einfluss dramatisch geringer werden",
erklärt der Forscher. "Wenn der Arbeitgeber damit droht, das Werk in
ein Billiglohnland zu verlegen, überlegt sich die Gewerkschaft,
inwieweit sie ihm Druck macht." Wo Privilegien wie übertarifliche
Regelungen abgebaut würden, schöben organisierte Arbeiter auch den
Gewerkschaften eine Teilschuld daran zu. Wohl auch deshalb wählen
Gewerkschafter heute genau so häufig die NPD wie
Nichtgewerkschaftsmitglieder. Allesamt wollen den etablierten
Parteien Denkzettel verpassen - die organisierten Arbeitnehmer vor
allem der alten Arbeiterpartei SPD. Stöss: "Sie wollen der SPD die
braune Karte zeigen, weil die sich gefälligst um die kleinen Leute
kümmern soll." Das sei jedoch weder für Mitglieder noch für
Nichtmitglieder eine angemessene Reaktion. "Damit sollte niemand
spielen."

Tags zuvor hatte eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ergeben,
dass jeder vierte Deutsche ausländerfeindlichen Ansichten zustimmt.

Originaltext: Stuttgarter Nachrichten
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=39937
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_39937.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Stuttgarter Nachrichten
Redaktion
Joachim Volk
Telefon: 07 11 / 72 05 - 7120
cvd@stn.zgs.de


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