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Westdeutsche Zeitung: Unter dem Galgen von Bagdad = Von Wolfgang Radau

Geschrieben am 05-11-2006

Düsseldorf (ots) - 60 Jahre nach Nürnberg wird mit dem furchtbaren
Diktator Saddam Hussein wieder einmal ein Staats-Wüterich "wegen
Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zum Tod durch den Strang
verurteilt. Das Tribunal von Bagdad beruft sich dabei auf den
Nürnberger Grundsatz, "Frieden durch Recht" zu schaffen. Als hätte
die zivilisierte Welt in den vergangenen sechs Jahrzehnten nichts
dazu gelernt, lobpreist das Weiße Haus das Todesurteil als Beweis für
die Lebensfähigkeit der amtierenden irakischen Regierung. Ein Leben,
das unter dem Galgen beginnt?

Das Gericht in Bagdad ist, anders als es das Nürnberger Gericht
war, kein Tribunal der Sieger. Allerdings hat die Besatzungsmacht USA
das Gericht noch einberufen, als sie das besiegte Land verwaltete. Da
fragt man sich, warum das irakische Todesurteil auf den Punkt zwei
Tage vor der Kongresswahl verkündet wird, bei der US-Präsident Bush
den Amerikanern seine Politik zur Abstimmung stellt. Schon einmal
waren Bushs Umfragewerte aus dem Keller emporgeschnellt - 2003, als
Saddam ergriffen wurde.

Die US-Gesellschaft lebt mit dem Henker - zumindest im Süden. In
Europa ist die Todesstrafe abgeschafft. Um so unverständlicher, dass
Londons Außenministerin Beckett das Urteil gegen Saddam ausdrücklich
begrüßt. Applaus für die Hinrichtung im Nahen Osten, Ächtung der
Todesstrafe in Europa - wie geht das zusammen? Noch krauser ist die
Argumentation des irakischen Staatspräsidenten Talabani. Der will
seinen Stellvertreter unterschreiben lassen, wenn es denn bei dem
Urteil bleibt - weil er selbst ein Papier zum internationalen Bann
der Todesstrafe unterzeichnet hat. Wie gesagt - wenn... Selbst die
Sieger in Nürnberg haben in etlichen Fällen Gnade vor Recht ergehen
lassen und Todes- in Haftstrafen ungewandelt - schon vor 60 Jahren.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
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