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WAZ: Der SPD-Schulreform fehlt Mut: Nachsitzen und zu Ende denken - Kommentar von Peter Szymaniak

Geschrieben am 23-10-2006

Essen (ots) - Schon in den 60er Jahren hat sich die Erkenntnis in
Politik und Wissenschaft durchgesetzt, dass man keinem Zehnjährigen
prophezeien kann, ob er Kanalarbeiter oder Professor wird. Doch genau
das wird in unserem merkwürdig starr gegliederten Schulsystem gemacht
- und keine NRW-Regierung hat ernsthaft versucht, daran etwas zu
ändern. So verteilen wir die Jungen und Mädchen demnächst im zarten
Alter von neun Jahren: zum Gymnasium, zur Realschule, Gesamtschule,
Hauptschule, Sonderschule. Danach haben die meisten nur noch die
Chance abzurutschen; den Aufstieg schaffen nur einzelne. Je nach
Wagemut der Eltern dürfen Kinder also durchstarten oder landen auf
dem Abstellgleis.

Das Pisa-Ergebnis war nicht allzu verblüffend: In Deutschland
steht es besonders schlecht um Kinder von Eltern mit geringer
Bildung. Dabei soll das Pflicht-Schulsystem dafür sorgen, das
Potenzial benachteiligter Kinder voll auszuschöpfen.

Die schwarz-gelbe Landesregierung will am gegliederten
Schulsystem nicht rütteln - aus Angst vor tatkräftiger Lobbyarbeit
der Lehrer und Eltern von Gymnasien und Realschulen, die ihre Schulen
massiv verteidigen. Die meisten finden es beruhigend, dass früh
sortiert wird und ihr Nachwuchs nicht mehr mit "Schmuddelkindern"
lernen und spielen muss.

Angesichts dieser Lage ist es anzuerkennen, dass die SPD die
Schulstruktur ändern will. Doch die SPD-Idee ist völlig unausgegoren
- aus mangelndem Mut. Hält man längere gemeinsame Lernzeiten für
sinnvoll, dann muss man das auch landesweit anordnen und darf dies
nicht den Städten überlassen. Sonst gibt es 396 verschiedene
Schullandschaften allein in NRW - umziehen von Bochum nach Coesfeld
wäre nur schwer organisierbar. In einigen Städten sind gar sechs
verschiedene Schultypen denkbar - unmöglich. Nachsitzen, SPD!

Nachsitzen muss aber auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
(CDU). Seine Schulreformen erhöhen eher die bildungspolitischen
Ungleichgewichte statt sie zu verringern. Der gesteigerte Notendruck
bei längerem Unterricht bringt sogar Mittelschicht-Eltern ins
Grübeln, ob sie ihre Kinder aufs Turbo-Gymnasium schicken. Wir
benötigen aber mehr Studierfähige, nicht weniger.

Rüttgers wird das Thema angesichts sinkender Schülerzahlen
ohnehin nicht los: Auf dem Lande ist den Bürgermeistern eine
Gemeinschaftsschule lieber als keine weiterführende Schule. Und dort
sitzt die Klientel der CDU.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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