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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Nordkorea

Geschrieben am 09-10-2006

Leipzig (ots) - Bis zuletzt hatten viele an einen Bluff geglaubt,
als Nordkorea seinen Atomtest ankündigte. Jetzt ist klar: Die
Militärs in Pjöngjang haben nichts vorgetäuscht. Sie haben die Bombe.
Alle Versuche der USA und Chinas, dies zu verhindern, sind
gescheitert.
Das Kalkül der Generäle um Kim Jong Il dürfte aufgehen. Die USA haben
bald keine andere Wahl mehr, als direkt mit ihnen zu reden. Der irre
Diktator von Pjöngjang pokert darauf, dass die Bombe ihn vor dem
Schicksal Saddam Husseins bewahrt. Ein militärischer Angriff auf
Nordkorea ist nun vorerst keine Option mehr.

Die Steinzeit-Kommunisten in Nordkorea wollen aber nicht nur
überleben. Das Regime will auch erreichen, dass seine gesperrten
Bankkonten im Ausland wieder freigegeben werden. Reformfreudige
Funktionäre in Pjöngjang hoffen so, dass die Weltbank und andere
internationale Finanzinstitutionen ins Land kommen. Außerdem wünschen
sie sich, dass ausländische Investoren - so wie nach China - auch
nach Nordkorea strömen.

Doch das ist mehr denn je realitätsferne Zukunftsmusik. Mit dem
atomaren Test in der Tiefe provoziert Nordkorea das Gegenteil - eine
härtere Gangart. Die ersten Reaktionen aus Washington, London oder
Paris zielen genau in diese Richtung: mehr Sanktionen, noch mehr
Isolierung. Dabei sind die Erfolgschancen der verschärften
Daumenschrauben überschaubar: Es ist kaum vorstellbar, dass sich
Pjöngjangs Militärs die Bombe mit Druck wieder abnehmen lassen.
Allerdings macht sich auf der anderen Seite Deutschland lächerlich,
wenn es in Gestalt des Umweltministers die Schuld für Kims nukleare
Muskelspiele in der Energiepolitik der reichen Länder ausmacht.
Sigmar Gabriel mag sich gern als Querdenker vor dem Herren sehen.
Doch seine Atomenergie-Paranoia dient nie und nimmer als Erklärmuster
für all die Schurken und ihre Absichten rund um den Globus. Diesen
Ausflug in die Weltpolitik hätte sich der "Harzer Roller" wohl besser
verkniffen.

Aber auch der Ruf nach der harten Antwort wird leiser, je näher
man Nordkoreas Nachbarn kommt. Noch vertraut der "geliebte Führer"
Kim, der eiskalt seine Landsleute verhungern lässt, zurecht auf den
letzten Trumpf: den großen Bruder China. Auch wenn die Töne aus
Peking in ungewohnter Schärfe die Verärgerung deutlich werden lassen
- China will nicht den Kollaps in Nordkorea. Die Folgen einer
Flüchtlingswelle und marodierender Militärs wäre unvorhersehbar.
Davor haben auch die Südkoreaner große Angst. Zudem droht ein neuer
Machtkampf zwischen China auf der einen sowie Südkorea und den USA
auf der anderen Seite: um die Vorherrschaft auf der koreanischen
Halbinsel.

Auch wenn es bitter klingt - eine schnelle Lösung ist nicht in
Sicht. Wohl aber besteht Handlungsbedarf bei einem anderen unsicheren
Kantonisten: Im Iran werden die Reaktionen des Westens auf Nordkoreas
Provokation genau beobachtet. Deshalb besteht trotz aller
Ungewissheiten vor allem Bedarf an einer Einigkeit. Eine Kakophonie
spielt den Despoten in Pjöngjang und Teheran nur weiter in die Hände.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/2181 1558


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