(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Darum ist es richtig, dass Deutschland Häftlinge aufnimmt = von Lothar Leuschen

Geschrieben am 16-09-2010

Düsseldorf (ots) - Zugegeben, ein wenig Unwohlsein beschleicht
einen doch bei dem Gedanken, dass seit gestern inklusive dem
Deutsch-Türken Murat Kurnaz nun drei ehemalige Häftlinge des
US-Gefängnisses Guantanamo in Deutschland leben. Zwar haben die
Geheimdienste der USA den dreien in sicher stundenlangen und kaum
zimperlichen Verhören keine Terrorpläne oder gar die Beteiligung an
den Anschlägen vom 11. September 2001 nachweisen können. Aber
Selbstmordattentäter verbreiten rund um den Globus soviel Angst und
Schrecken, dass auch am unschuldigsten Moslem Verdacht hängt. Soweit
haben Terror und Krieg gegen den Terrorismus viele in der westlichen
Welt gebracht. Dennoch ist es richtig, dass Deutschland wenigstens
drei offensichtlich zu unrecht beschuldigten und eingesperrten
Männern eine neue Heimat gibt. Es ist wahr, dass Deutschland mit
Guantanamo eigentlich nichts zu tun hat. Diese traurige Geschichte
ist im Grunde Sache der Amerikaner. Wahr ist auch, dass die Aufnahme
der Ex-Häftlinge mit immensem Aufwand verbunden ist. Und es stimmt
natürlich, dass ein Restrisiko nie ganz ausgeschlossen werden kann.
Die Sauerland-Gruppe hat gezeigt, dass aus zunächst ganz normalen
Menschen jederzeit Mordmaschinen werden können. Und doch ist es ein
notwendiger Akt der Humanität, dass die Unschuldigen unter den fast
800 Weggesperrten von Guantanamo ein neues, freies Leben anfangen
können. Diesem Anspruch kann Deutschland sich nicht entziehen. Alle
Bundesregierungen seit 2001 haben Guantanamo kritisiert und zu Recht
angeprangert, dass weder Gerichtsverfahren stattfanden noch Anwälte
sich um die bis zu neun Jahre lang Inhaftierten kümmern durften.
Daraus leitet sich eine moralische und diplomatische Pflicht. Diese
Pflicht hat die aktuelle Bundesregierung erfüllt, zumindest zwei
Häftlinge aufnimmt. Das mag nicht viel sein. Aber es ist ein
wichtiges Signal in die USA und in die islamische Welt. Amerika weiß,
dass es in Deutschland trotz erheblicher Meinungsunterschiede über
Guantanamo einen verlässlichen Partner hat. Und die Moslems überall
dürfen die Entscheidung der Bundesregierung als Zeichen des
Verständigungswillens interpretieren.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

289859

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Steinbach Halle (ots) - Steinbach legt nach: Der international hoch angesehene polnische Außenpolitiker Wladyslaw Bartoszewski, von den Nazis nach Auschwitz verschleppt, später von den Stalinisten grausam verfolgt, habe einen schlechten Charakter. Liebe Frau Steinbach, es mag ja sein, dass Ihre unbelehrbaren Gesinnungsfreunde Sie für eine Heldin halten. In den Augen aller anderen sind Sie nur noch peinlich. Die infame Dreistigkeit, mit der Sie versuchen, die deutsch-polnische Aussöhnung zu vergiften, sollte man gar nicht mehr beachten. Und mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zu Winnenden Ulm (ots) - KOMMENTAR · WINNENDEN So viel steht nach dem ersten Verhandlungstag fest: Die Aufarbeitung des Amoklaufs von Winnenden ist eine Tortur, für die Hinterbliebenen der Opfer ebenso wie für den Angeklagten, den Vater des Todesschützen. Er erhält Drohungen und tut vor Gericht, was ihm zusteht: Er ist wortkarg. Anwesende, die wissen wollen, wie der Vater "tickt", sind enttäuscht. Ein Opferanwalt begrüßt, was Routine ist: Den Hinweis des Gerichts, eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung sei möglich, nennt er ein "gutes mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Kommentar Ostthüringer Zeitung Gera Gera (ots) - Ostthüringer Zeitung Gera zu EU/Roma: Die streitlustige Luxemburgerin hat Recht, wenn sie über den üblichen Diplomaten-Jargon hinausgeht. Ja, es ist gut, wenn die EU-Kommission als Hüterin der EU-Verträge Klartext redet und sich nicht davor scheut, sich mit einem der Großen in der EU anzulegen. Aber Reding hat kein Recht dazu, die gegenwärtige Ausweisung von Roma aus Frankreich in die Nähe der Verbrechen der Nationalsozialisten im zweiten Weltkrieg zu rücken. Genau das aber hat sie getan und damit einen Satz zuviel mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema EU: Bielefeld (ots) - Ausweisungen von Roma, Burka-Verbote, ein umstrittener gesellschaftskritischer Bestseller aus Deutschland - Europa debattiert über Minderheiten und Integration. Frankreichs Position ist dabei besonders heikel: EU-Kommissarin Viviane Reding rügt Paris wegen der Abschiebung der Roma und wirft Frankreich vor, gegen europäische Grundwerte zu verstoßen. Sie droht mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Frankreich reagiert empört: Mit einem »großen Lande« dürfe man derart ruppig nicht umspringen. Nun stellt mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Schulschwänzer: Bielefeld (ots) - Viermal im Monat einen halben Tag lang die Schule zu schwänzen, ist viel. In Frankreich sollen dafür künftig die Eltern notorischer Schulschwänzer bestraft werden: Ihnen wird das Kindergeld gestrichen. Eine Idee, die Schule machen könnte. Die bloße Androhung des Geldentzugs wird vermutlich in den meisten Fällen reichen, um die Eltern an ihre Verantwortung zu erinnern. Für die Lehrer, die schon mit gutem Zureden und Ermahnungen alles versucht haben, um die Verantwortung der Eltern für die Schulpflicht der Kinder mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht