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Sigmar Gabriel: Sarrazin bereitet "den Boden für die Hassprediger im eigenen Volk"

Geschrieben am 16-09-2010

Hamburg (ots) - Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat in einem
Beitrag für DIE ZEIT begründet, warum seine Partei den umstrittenen
Buchautor und Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin ausschließen müsse.
Über Probleme der Zuwanderung könne und müsse offen gestritten
werden, schreibt Gabriel. Sarrazin aber bereite mit seiner Kritik an
muslimischen Zuwanderern "den Boden für die Hassprediger im eigenen
Volk". Das sei mit der Programmatik der SPD nicht zu vereinen: "Wer
uns empfiehlt, diese Botschaft in unseren Reihen zu dulden, der
fordert uns zur Aufgabe all dessen auf, was Sozialdemokratie
ausmacht."

Insbesondere kritisiert Gabriel Sarrazins Rückgriff auf eugenische
Theorien aus dem 19. Jahrhundert, mit denen er eine Lehre von der
angeborenen Überlegenheit des gebildeten Bürgertums gegenüber der
Unterschicht begründe. Deren Kinder würden laut Sarrazin die
intellektuelle Ausstattung ihrer Eltern erben und seien darum von
Geburt an benachteiligt und letztlich zum Scheitern verurteilt.
"Jeder auf seinem Platz!", resümiert Gabriel, "selten hat es eine so
unverblümte Wiederbelebung der ständischen Gesellschaft gegeben."

Geradezu kurios findet der SPD-Vorsitzende Sarrazins Versuch,
angebliche genetische Unterschiede zur Erklärung regionaler
Unterschiede in der Wohlstandsverteilung heranzuziehen. Aus Sarrazins
Sicht, schreibt Gabriel, sei "nicht die Deindustriealisierung des
Nordostens nach der Wiedervereinigung schuld am hohen Anteil von
Hartz-IV-Empfängern, sondern die genetisch bedingt weniger tüchtige
Bevölkerung."

Schlimmer als der kritisierte Autor, den Gabriel einen
"Hobby-Darwin" nennt, ist aus Sicht des SPD-Vorsitzenden allerdings
die Rezeption seines Buches in den Medien, wo es trotz seiner
gefährlichen Thesen weithin als notwendiger Tabubruch begrüßt worden
sei. "Es ist also im Deutschland des 21. Jahrhunderts möglich, mit
den eugenischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts stürmischen
Beifall zu erzeugen. Eigentlich kann man nur hoffen, dass die
lautstarken Befürworter Sarrazins das Buch nicht gelesen haben. Sonst
müsste jedem überzeugten Demokraten und aufgeklärten Bürger dieses
Landes Angst und Bange werden."

Originaltext: DIE ZEIT
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/9377
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E-Mail: presse@zeit.de).


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