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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum 11. September

Geschrieben am 10-09-2010

Bielefeld (ots) - Vor gut zehn Jahren schrieb Professor Samuel
Huntington ein Buch, das als »Kampf der Kulturen« eine neue
Weltordnung vorstellte: Die zukünftige Politik werde primär von
Konflikten zwischen den großen Kulturkreisen bestimmt - nicht von
Ideologien oder ökonomischen Zwängen. Diese These war umstritten.
Kritiker warfen Huntington vor, Feindbilder zu schaffen und der
Völkerverständigung zu schaden. Der US-Politologe wurde zumeist als
politisch unkorrekt abgelehnt. Dann kam der 11. September. Es folgte
eine große Debatte über den Islam, den »Islamismus« und religiösen
Fanatismus. Jetzt schien Huntington recht zu haben. Die Religion -
und damit die Kultur - bestimmte die Agenda. Eine simple Wahrheit
wurde erkannt: Die islamische und westliche Kultur unterscheiden sich
bedeutend voneinander. Religion, Kultur, Gesellschaft, Traditionen
und Lebensformen beider Kulturkreise sind grundverschieden. Was als
Binsenweisheit galt, erwies sich als unterschätzte und zum Teil
schmerzliche Erkenntnis - nicht nur in den USA. Und heute? Neun Jahre
nach dem 11. September bleiben Kultur und Religion ein ernstes Thema.
Wenn Amerikaner erregt den Bau eine Moschee unweit des »Ground Zero«
in New York debattieren, geht es um Religion. Wenn verirrte
Evangelikale den Koran verbrennen wollen, droht eine religiöse
Kriegserklärung. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen
Künstler für Mohammad-Karikaturen ehrt, steht der Religionsfrieden
zur Debatte. Und wenn jemand schreibt, muslimische Schüler seien
leistungsschwächer als die Einheimischen, geht es erneut um religiöse
Themen. Bei Einwanderung und Integration stehen Religion, Kultur und
Tradition besonders stark im Vordergrund. Nun mag man einwenden, die
Religion sei heute ein zweitrangiges Thema; Wirtschaft, Militär,
Politik, Umwelt, Bildung und Gesundheit seien ebenso relevant. Das
ist wohl richtig, aber unser säkularer Zeitgeist verkennt, dass die
Religion außerhalb Europas weiterhin eine große Rolle spielt. So
wachsen das Christentum und der Islam besonders stark in Asien,
Afrika und Lateinamerika. Zwar bekennen sich immer weniger Europäer
zu ihrer Religion, doch dieser Trend gilt nicht für den Rest der
Welt. Erst wenn wir dies erkennen, können wir die richtige Strategie
im »Kampf der Kulturen« finden. Hierbei brauchen wir natürlich keine
Feindbilder und Brunnenvergifter. Wir benötigen Verständnis für die
Geschichte, Ideale, Sitten und Kultur der anderen. Doch wir sollten
uns nicht täuschen: Der »Kampf der Kulturen« ist real, Beschönigungen
und Verdrängung sind sinnlos. Der 11. September bleibt somit ein
Weckruf: In diesem Kulturkampf obsiegt, wer die Herausforderung mutig
und selbstbewusst annimmt und seine eigene Religion und Kultur dabei
weder vergisst noch verleugnet.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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