(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Sarrazin = von Martin Vogler

Geschrieben am 29-08-2010

Düsseldorf (ots) - Kaum ein Buch hat bislang schon vor seinem
Erscheinen so viele Rezensionen gesammelt wie Thilo Sarrazins
"Deutschland schafft sich ab". Wohlgemerkt: Erst heute wird das Werk
in der Bundespressekonferenz vorgestellt. Und schon haben sich
zahlreiche gesellschaftliche Gruppen und bedeutende Politiker dazu
geäußert. Rein marketingtechnisch gesehen haben somit das gerne
provozierende SPD-Mitglied und sein Verlag einen Volltreffer
gelandet. Und dabei genießt Sarrazin offenbar sogar die
herabprasselnde Kritik, indem er zum Beispiel am Wochenende dreist
die Bundeskanzlerin als seine beste Verkaufsförderin titulierte. Doch
genau das ist der wunde Punkt. Die Stimmen, die gegen Sarrazins
Thesen laut werden, sind sicherlich überwiegend von ehrlicher Sorge
getrieben, dass hier jemand rassistische Vorurteile bedienen will.
Allerdings lässt sich auch des Autors Verwunderung nachvollziehen, ob
diese Mahner wirklich schon jetzt alle 464 Seiten gelesen und
durchdacht haben. Vorveröffentlichungen und Zusammenfassungen reichen
nämlich bei solch komplexen Themen nicht unbedingt aus. Die
Sarrazin-Kritiker laufen folglich Gefahr, ihm in einem vorschnellen
Reflex zu antworten. Ihnen muss klar sein: Das macht sie ebenfalls
angreifbar - und erhöht eben den Effekt der ungewollten
Öffentlichkeitsarbeit für das Buch. Auch wenn es, vor allem nach den
jüngsten Äußerungen über Gene und Juden, die besonders in Deutschland
schwer erträglich sind, den Kritikern schwer fällt: Ausschließlich
eine sehr sachliche Debatte hilft weiter. Alles andere wertet
Sarrazin zu sehr auf. Ihn gar aus seinem Amt zu verjagen, aus der SPD
auszuschließen und ihn in geistige Nähe zur NPD zu rücken, ist
gefährlich. So entstehen Legenden und Märtyrer. Sachlichkeit ist aus
einem weiteren Grund oberstes Gebot. Die von Sarrazin angesprochenen
Themen sind nicht nur sensibel, sondern durchaus entscheidend für die
Zukunft. Denn auch wenn die meisten aufgeklärten Bürger seine
Aussagen für politisch unkorrekt halten, dürfen wir die Probleme
nicht schönreden: Vor allem bei der Integration ist in Deutschland
sehr viel im Argen. Das auszusprechen, ist in Ordnung und sogar
wichtig. Es so polemisch wie Sarrazin zu tun, hingegen nicht.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

286266

weitere Artikel:
  • WAZ: Loveparade - Beendet die Farce - Kommentar von David Schraven Essen (ots) - Die Aufklärung in Sachen Loveparade gerät immer mehr zum Trauerspiel. Behörden und Veranstalter scheinen nur noch damit beschäftigt zu sein, sich gegenseitig die Schuld zuzuweisen. Anstatt häppchenweise Dokumente und Filme vorzulegen, um die eigene Position zu stärken, sollten sie dafür sorgen, dass alles auf den Tisch kommt, damit sich die Öffentlichkeit ein möglichst vollständiges Bild machen kann. Unabhängig vom Ansehen und der Macht der Personen und Institutionen. 21 Menschen sind gestorben. Hunderte wurden verletzt. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Die Bundesliga nimmt Fahrt auf Kurioses Fußball-Wochenende UWE KLEINSCHMIDT Bielefeld (ots) - Liga total" steht auf den Trikots des deutschen Meisters FC Bayern. "Liga total aus dem Häuschen" müsste es heißen. Und die Tage des Deutscher-Meister-Seins sind eh bald vorbei. Schließlich hat der 1. FC Kaiserslautern die Bayern geschlagen. Als Aufsteiger. Dabei waren die Bayern doch Favorit, oder? Und nach der medialen Dauerbebilderung und -beschallung des Wochenendes wissen wir ja genau, was passiert, wenn Kaiserslautern die Bayern - als Aufsteiger - schlägt: Die Jungs vom Betze werden Meister. So wie 1998. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kampf den Pfunden Nicht leicht MICHAEL KAISER Bielefeld (ots) - Dicke haben es schwerer. Das ist kein Kalauer, sondern bittere Wahrheit. Sie werden im besten Fall nur belächelt und im schlechtesten benachteiligt und gemobbt. In einer Zeit, in der allzu viele um das goldene Kalb des Körperkults tanzen, gilt nur der Schlanke als agil, während der Mollige automatisch mit (auch geistiger) Trägheit assoziiert wird. So denken zwar nur ausgesprochen schlichte Gemüter, aber bewusst oder unbewusst prägt dieses Denken doch die Haltung gegenüber allen, die nicht den Normmaßen entsprechen. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Thilo Sarrazins Provokationen Es reicht THOMAS SEIM Bielefeld (ots) - Wenn Roland Koch spricht, muss man aufhorchen. Nun hat der scheidende hessische Ministerpräsident Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zur Ordnung gerufen. Unerträglich nannte Koch die neuen Äußerungen Sarrazins zur genetischen Identität von jüdischen Mitbürgern. Wörtlich hatte Sarrazin erklärt: "Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen." Es war höchste Zeit, dass jemand vom Kaliber eines Roland Koch den Möchtegern-Rassenforscher Sarrazin in die Schranken weist. Dieser verbitterte Noch-Bundesbank-Vorstand hat seine mehr...

  • Neues Deutschland: Neues Deutschland zu IPPNW-Weltkongress über atomare Gefährdung Berlin (ots) - Little Boy, kleiner Junge, so hieß der Codename der US-Atombombe, die so großes Leid über Hiroshima brachte. Auch 65 Jahre danach werden Tausende von den medizinischen Spätfolgen der Verstrahlung gequält. Gerade hat eine IPPNW-Studie nachgewiesen, dass die Risiken durch die Radioaktivität bisher viel zu gering bewertet wurden. Die Ärztevereinigung weiß also, wovon sie spricht, wenn auf ihrem Weltkongress die Prävention eines Atomkrieges zur vordringlichsten Aufgabe erklärt wird. Laut ihrer Diagnose geht neben der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht