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Rheinische Post: Kommentar: Das Ausmaß der Katastrophe

Geschrieben am 26-07-2010

Düsseldorf (ots) - Am Tag zwei nach der schrecklichen Massenpanik
in Duisburg wurden die Umrisse der Katastrophe und ihre
Vermeidbarkeit immer deutlicher. Die Verantwortlichen der Stadt -
Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der amtierende Polizeipräsident
Detlef von Schmeling, Veranstalter Rainer Schaller und
Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe - werden sich bohrenden Fragen
stellen müssen. Es wird dann nicht ausreichen, die Schuld ständig bei
anderen zu suchen, nur nicht bei sich selbst angesichts der ebenso
dilettantischen wie verantwortungslosen Vorbereitung des
Millionen-Spektakels. Verräterisch ist bereits die Aussage Sauerlands
im Vorfeld des Festivals, dass die Loveparade sterben würde, wenn
Duisburg sie nicht austragen würde. Ist das der zentrale Beweggrund?
Warum verwirft dann die Stadt ein Sicherheitskonzept, das zwar teurer
ist, aber bei der Zahl der eingesetzten Ordnungskräfte wenigstens in
die Größenordnung der Vorgängerveranstaltung in Dortmund kommt. Dort
waren bekanntlich weniger Besucher als in Duisburg. Zu klären ist
auch die umstrittene Genehmigung laxerer Sicherheitsbestimmungen
durch die Duisburger Bauaufsicht. Warum durften die Veranstalter die
Fluchtwege verengen und mussten keine Feuerwehrpläne vorlegen, die
sonst bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung üblich sind? Warum
wurden alle Sicherheitsbedenken gegen den Ort des Festivals - einen
eng begrenzten, stillgelegten Güterbahnhof - so hastig beiseite
gewischt? Galten die Mahner als lästige Bedenkenträger, die der Stadt
nicht den "Welthit" Loveparade gönnten? Öffentlich wurde im Vorfeld
der Veranstaltung nur um die Finanzierung gerungen. Von Einwänden
gegen das Sicherheitskonzept war hingegen nie die Rede. Dass
Feuerwehr und Teile der Polizei - wie inzwischen bekannt ist - Mängel
beim Namen nannten, wurde einfach ignoriert. Warum gehen die
Verantwortlichen noch nicht einmal jetzt darauf ein? Der
Veranstalter, ein erfolgreicher Würzburger Betreiber von
Fitnessstudios, nutzte die Loveparade als riesige Werbeveranstaltung
für seine schnell expandierende Kette. Das ist legitim. Doch auch er
muss sich fragen lassen, ob er mit falschen Angaben zur
Teilnehmerzahl die Kosten für die Sicherheit künstlich niedrig halten
wollte und dafür sogar Gefährdungen der Besucher in Kauf nahm. Allein
die Tatsache, dass die Millionenveranstaltung mit lächerlichen 7,5
Millionen Euro versichert war (das entspricht der Haftungssumme eines
Pkw), spricht für die Sparvariante bei der Sicherheit. Die Wut und
die Trauer über die mittlerweile 20 Toten und unzähligen Verletzten
sind groß. Die Verantwortlichen sind bislang eine befriedigende
Antwort für die Ursache der Katastrophe schuldig geblieben. Auch wenn
es die Toten nicht mehr lebendig macht: Bleibt die Antwort aus,
müssen die Verantwortlichen persönliche Konsequenzen ziehen.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
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Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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