(Registrieren)

LVZ: Staatsrechtler von Arnim fordert Direktwahl der Ministerpräsidenten und mehr Volksentscheide

Geschrieben am 21-07-2010

Leipzig (ots) - Leipzig. Der Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim
fordert als Konsequenz des Hamburger Volksentscheid mehr
Möglichkeiten zur direkten Demokratie. "Direkte Demokratie, wie sie
in Hamburg erfolgreich war, ist ein wichtiges Ventil gegen
Politikverdrossenheit. Sie gibt den Menschen das Gefühl, dass eben
nicht über ihre Köpfe hinweg alles entschieden wird, sondern sie
selbst in so wichtigen Fragen wie der Bildungspolitik ein Wörtchen
mitreden können", sagte von Arnim der "Leipziger Volkszeitung"
(Mittwoch-Ausgabe). Die direkte Bürgerbeteiligung bei wichtigen
politischen Fragen dürfe auch nicht vor politischen Spitzenämtern
halt machen. So sei die Direktwahl der Ministerpräsidenten eine
naheliegende Konsequenz angesichts der bedenklichen Rücktrittswelle
in den Ländern. "Die mitten in der Wahlperiode ausgewechselten
Nachfolger haben keine Wahlen als Spitzenkandidaten gewonnen und
besitzen deshalb keine politische Legitimation. Aus diesem Grund bin
ich für die Direktwahl der Ministerpräsidenten", so der
Staatsrechtler weiter. Dies wolle nicht nur die große Mehrheit der
Bürger, es sei auch sachlich richtig. "So hätte beispielsweise auch
eine direkt gewählte Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen eine ganz
andere demokratische Legitimation und politische Handlungsfähigkeit,
als sie sie jetzt als Chefin einer Minderheitsregierung besitzt." Für
diese Direktwahl sei zwar eine grundlegende Änderung der
Landesverfassung nötig. "Diese kann aber auch über Volksbegehren und
Volksentscheide erreicht werden."

Von Arnim rechnet allerdings weiterhin mit erheblichen Widerstand
der Parlamentsparteien gegen mehr Bürgerbeteiligung. "Direkte
Demokratie nimmt der politischen Klasse ihre alleinige
Gesetzgebungskompetenz, weil es dann neben dem Parlament noch einen
zweiten (Volks-)Gesetzgeber gibt." Es wäre für die Parteien zudem
anstrengender, "weil sie dann den Bürgern das Für und Wider wirklich
erklären und diese überzeugen müssten. Auch die Medien wären ganz
anders gefordert, über die Sache zu berichten, statt Politik immer
weiter zu personalisieren." Mehrheitsentscheidungen der Bürger hätten
zudem eine starke Integrationskraft. "Auch Härten würden eher
akzeptiert und geschultert, wenn die Menschen zuvor selbst
entschieden hätten."

Es sei allerdings ein Irrtum, Meinungsumfragen als Tendenz für
Volksentscheide anzusehen. "Meinungsumfragen sind gerade nicht der
richtige Maßstab. Umfragen sind Augenblicksaufnahmen, die rasch
schwankende Stimmungsbilder wiedergeben. Einem Volksentscheid geht
dagegen ein monatelanger Prozess gründlicher Meinungsbildung voraus,
in dem sich tendenziell Rationalität herausschält." Gerade Hamburg
habe gezeigt, dass dabei durchaus immer wieder Überraschungen möglich
sind. "Die Grünen haben in Hamburg sehr stark für mehr Demokratie
geworben und mussten nun die für sie bittere Erfahrung machen, dass
ihr eigenes Projekt der Schulreform vom Bürgerwillen zu Fall gebracht
wurde. Auch beim Atomausstieg ist das Ergebnis eines Volksentscheides
alles andere als sicher. Trotzdem können Volksentscheide ein Weg
sein, um auch heikle Themen verbindlich und befriedend zu
entscheiden."

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

280207

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Grundsatzentscheidung zu Linken-Beobachtung Ramelow will notfalls vor das Bundesverfassungsgericht ziehen Halle (ots) - Der Vorsitzende der Linksfraktion im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, will vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ziehen, falls ihm das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im Streit um die Beobachtung der Linkspartei durch den Verfassungsschutz nicht recht gibt. "Ich erwarte, dass die Beobachtung meiner Partei in Gänze eingestellt wird", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe). "Ich kann nicht akzeptieren, dass sich das Bundesamt für Verfassungsschutz dazu selbst legitimiert." mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Bevölkerung Studenten retten die Statisitik - Zum ersten Mal seit Jahren schrumpft der Wanderungsverlust Halle (ots) - Sachsen-Anhalt scheint wieder beliebter zu werden. Der vom Statistischen Landesamt, in Halle gemeldete Rückgang beim Wanderungsverlust ist dabei vor allem darauf zurückzuführen, dass mehr Studenten aus anderen Bundesländern ihren ersten Wohnsitz in Sachsen-Anhalt angemeldet haben. Das sagte Bernd Fucke, Dezernatsleiter des Landesamtes der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Mittwochausgabe). Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2009 erheblich mehr Zuzüge und deutlich weniger Fortzüge verzeichnet und damit mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Engagement in der Politik Nachwuchsorganisationen der Parteien legen bei Mitgliederzahlen zu Halle (ots) - Die meisten Nachwuchsorganisation der Parteien in Sachsen-Anhalt gewinnen immer mehr Mitglieder. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Mittwoch-Ausgabe). Damit verläuft die Entwicklung anders als bei den etablierten Parteien selbst, die seit Jahren schon Mitglieder verlieren. Der Politikwissenschaftler Gerd Langguth von der der Uni Bonn nannte diese Entwicklung zwar generell positiv, betrachtete die Zahlen jedoch mit Vorbehalt. "Entscheidend ist letztlich, wie aktiv die Jugendorganisationen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Bildungsdebatte CDU-Politiker Kretschmer: Gemeinsame Verantwortung von Bund und Ländern Halle (ots) - In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gibt es Bestrebungen, in die Schulpolitik der Länder einzugreifen und zwar "möglicherweise auch über eine Grundgesetzänderung". Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutschen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) unter Berufung auf führende Fraktionskreise. Die 16 Länder seien "nicht in der Lage, eine einheitliche Linie zu finden", heißt es. Zudem seien sie nicht fähig, Programme des Bundes mitzufinanzieren. In der Unionsfraktion würden deshalb Schritte vorbereitet, um zu einer mehr...

  • stern-RTL-Wahltrend: Rot-Grün holt absolute Mehrheit - Grüne steigen auf 19 Prozent - Schwarz-Gelb an historischem Tiefpunkt Hamburg (ots) - Die schwarz-gelbe Regierungskoalition setzt ihre Talfahrt in der Wählergunst fort. Im stern-RTL-Wahltrend sackte die Union im Vergleich zur Vorwoche um einen Punkt auf 30 Prozent ab. Die FDP stagniert in der vierten Woche in Folge bei 4 Prozent. Zusammen kommt die Koalition damit nur noch auf 34 Prozent - es ist der niedrigste Wert, den das Forsa-Institut seit Beginn seiner kontinuierlichen Erhebungen für den stern 1986 je für Union und Liberale gemeinsam gemessen hat. Die SPD hält sich wie in der Woche zuvor bei mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht