(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Mehr Volk - aber richtig! Zu den Volksentscheiden in Bayern und Hamburg

Geschrieben am 16-07-2010

Cottbus (ots) - Sie haben Konjunktur, die Urnengänge, bei denen
Bürger direkt die zukünftige Politik in Sachfragen bestimmen. Jüngst
haben die Bayern auf diesem Weg den Nichtraucherschutz erheblich
ausgeweitet und an diesem Wochenende wird in Hamburg über die
künftige Schulpolitik der Hansestadt entschieden. Längst ist dieses
Aufleben von Elementen direkter Demokratie mehr als nur eine Antwort
auf die zunehmende Distanz, die das Wahlvolk zu den Parteien und
ihren Vertretern entwickelt. Die Menschen zeigen allerorts, dass sie
Abschied genommen haben von einer Haltung, die Berufspolitikern das
Feld überlässt und ansonsten in Ruhe gelassen werden will. Ein
erheblicher Teil der Bevölkerung fühlt sich hinreichend gut
informiert, um nicht nur eine klare Meinung zu entwickeln, sondern
auch unmittelbar mitentscheiden zu wollen. Die Parteien reagieren
darauf mit zögerlicher Zustimmung. Sie wissen sehr wohl, dass solche
Abstimmungen nicht nur ihr Regelungsmonopol antasten, sondern
zuweilen zu einer wesentlichen Gefahr für ihre strategischen
Überlegungen werden können. Tatsächlich aber wird die Demokratie in
der Bundesrepublik nur dann hinreichend vital bleiben, wenn sie
diesen Trend zur stärkeren Mitsprache auch berücksichtigt und zu
neuen Verfahren bereit ist. Nach wie vor gleichen in vielen
Bundesländern die Schritte zu einem Volksentscheid eher einem
Hindernislauf. Brandenburg beispielsweise verlangt von seinen Bürgern
bei Elementen der direkten Demokratie ein Maß an Engagement, das beim
normalen Gang an die Wahlurnen undenkbar wäre. Da zieht es angesichts
der abgesunkenen Wahlbeteiligung auch nicht, wenn die Gültigkeit von
solchen Abstimmungen an Beteiligungsquoten gebunden ist, die - wie in
der Stadt Berlin erlebt - über denen liegen, die zur
Regierungsbildung reichen. Mehr Volk im demokratischen Prozess bedarf
also neuer Regelungen. Dies fängt beim Prozedere an und endet bei der
Frage, ob Bürgerinitiativen nicht genau so wie Parteien ihre
Kampagnenkosten erstattet bekommen. Der Einwand, es werde damit
möglicherweise Demagogen der Weg bereitet, verfängt dabei nicht.
Inzwischen hat die Bürgergesellschaft neue Wege zu Mobilisierung von
Sachverstand gefunden. Ein wesentlicher Teil der politischen
Willensbildung findet längst außerhalb der traditionellen Strukturen
in den modernen Kommunikationsnetzen statt. Die stärker mit
einzubeziehen, sie als Foren für die Erkundung des Bürgerwillens zu
nutzen und dann den Weg zur Entscheidungsfindung zu verbreitern, ist
eine ganz neue Herausforderung bei den plebiszitären Elementen
unserer politischen Ordnung. Insgesamt gilt jedenfalls der
wesentliche Grundsatz eines demokratischen Gemeinwesens, wonach es
immer besser ist, wenn möglichst viele sich nicht nur Gedanken
machen, sondern daran beteiligt sind, die Spielregeln zu bestimmen.

internet_2z

www.lr-online.de/meinungen

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

279757

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: CSU will wegen Rot-Grün in NRW Finanzausgleich kippen Düsseldorf (ots) - Der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, hat angesichts der geplanten Rekordverschuldung der rot-grünen Landesregierung in NRW den Länderfinanzausgleich infrage gestellt. "Wenn ein Land mit 17 Millionen Einwohnern durch ideologische Verbohrtheit vom Geberland zum Nehmerland gebracht wird, ist das Ausgleichssystem gescheitert. Dafür zu zahlen, kann von niemandem mehr verlangt werden", sagte Friedrich der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). "Wo es hinführt wenn mehr...

  • Rheinische Post: Koalitionspolitiker fordern Bargeld-Entschädigung für Hitze-Opfer der Bahn Düsseldorf (ots) - Nach dem Fahrgastverband ProBahn fordern auch Koalitionspolitiker eine höhere Entschädigung für Hitze-Opfer der Bahn. Bisher hatte die Bahn Passagieren, die kollabiert waren, Reisegutscheine im Wert von 150 Prozent des Ticketpreises gewährt. ProBahn verlangte statt dessen Bargeld-Entschädigungen. "Wir sollten in den nächsten Tagen gemeinsam mit dem Management überlegen, wie wir hier zu einem angemessenen Ausgleich kommen", sagte FDP-Politiker Patrick Döring der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). mehr...

  • Rheinische Post: Brüderle: Luftverkehrssteuer wird für Fiskus zum Verlustgeschäft / bis zu 6 Millionen Passagiere weniger Düsseldorf (ots) - Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) geht auf Distanz zu dem von Finanzminister Schäuble vorgelegten Gesetzentwurf für eine Luftverkehrssteuer. In einem internen Positionspapier, das der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe) vorliegt, warnt das Ministerium vor "Einnahmeminderungen und Wertschöpfungseinbußen, die sich bis zur Höhe des Doppelten der mit der Luftverkehrssteuer erwarteten fiskalischen Einnahmen" bewegen. Die Abgabe soll dem Bundeshaushalt jährlich eine Milliarde mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Kläglicher Abgang Zum Rücktritt der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen Cottbus (ots) - Bischöfe sind nicht mehr unangreifbar. Selbst ein über zehn Jahre alter Fehler kann einem leitenden Geistlichen das Amt kosten. Das ist die Lehre aus dem dritten Rücktritt eines Bischofs binnen eines Jahres. Und einerseits ist das auch durchaus positiv: Denn die Rücktritte, zumindest der Bischöfinnen, zeigen, dass die Kirche ihre Lektion gelernt hat. Menschen die in der Öffentlichkeit mit moralisierenden Äußerungen auf sich aufmerksam machen, sind für ihr eigenes Handeln rechenschaftspflichtig. Und zwar stärker mehr...

  • Ärzte-Umfrage: Nicht Sterbehilfe soll zum Normalfall werden, sondern der Zugang zu moderner Palliativmedizin / Pressemitteilung der Bundesärztekammer Berlin (ots) - Berlin, 17.07.2010 - "Wir Ärzte wollen den Kranken zu ihrem Recht verhelfen. Wir wollen nicht, dass Kranke, entgegen ihrem eigentlichen Willen, unter gesellschaftlichen Druck geraten, Sterbehilfe meinen einfordern zu müssen. Wir Ärztinnen und Ärzte wollen nicht, dass Sterbehilfe - auch nicht als Beihilfe zur Selbsttötung - erst zur Norm und dann zur Normalität wird. Nicht Sterbehilfe soll zum Normalfall werden, sondern der Zugang zu einer modernen palliativmedizinischen Behandlung, die todkranken Menschen ein möglichst mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht