(Registrieren)

Syriens Präsident Baschar al-Asad zehn Jahre im Amt: ROG beklagt massive Verstöße gegen Pressefreiheit

Geschrieben am 16-07-2010

Berlin (ots) - Zehn Jahre nach der Vereidigung des syrischen
Präsidenten Baschar al-Asad am 17. Juli 2000 zieht Reporter ohne
Grenzen (ROG) eine kritische Bilanz der Amtszeit des Politikers. "Die
Ergebnisse unserer Untersuchung der Situation der Pressefreiheit sind
deprimierend: Die Versprechungen der Regierung, das Land zu öffnen,
haben keine politischen und gesetzlichen Reformen nach sich gezogen.
Die regierende Arabische Sozialistische Baath-Partei hält ihre
vollständige Kontrolle über die Presse aufrecht", so ROG.

Weit greifende Mechanismen zur Kontrolle von staatlichen und
privaten Medien, repressive Mediengesetze, die Unterdrückung und
Verfolgung von oppositionellen oder unabhängigen Journalisten,
massive Online-Zensur und die Überwachung ausländischer
Medienmitarbeiter lassen in der Arabischen Republik so gut wie keine
Freiräume mehr für unabhängige Meinungsäußerung. In einem Kurzbericht
anlässlich des Jahrestags der zehnjährigen Amtszeit von Baschar
al-Asad gibt ROG einen Überblick über die aktuellen Verletzungen der
Presse- und Internetfreiheit.

Die Organisation zur Verteidigung der Meinungsfreiheit moniert
unter anderem die geringe Vielfalt und Unabhängigkeit der syrischen
Presse. Die in der vergangenen Dekade gestiegene Zahl von
Nachrichtenmedien kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Radio- und
TV-Sender und die meisten Publikationen der Kontrolle der
Baath-Partei unterstehen. Die wenigen Medien, die nicht direkt von
der Regierung beeinflusst werden, müssen jede ihrer
Veröffentlichungen vom Informationsministerium genehmigen lassen.

Presse- und Meinungsfreiheit sind in der syrischen Verfassung von
1950 verankert. Eine Reihe von weiteren Regelungen und Gesetzen
verhindern allerdings die Umsetzung der Menschenrechte. Auf Grundlage
des restriktiven Erlasses Nr. 50 aus dem Jahr 2001 etwa unterdrücken
die Behörden regelmäßig kritische und unabhängige Stimmen: Laut dem
Dekret droht für die Veröffentlichung "von falschen Informationen
oder gefälschten Dokumenten" eine bis zu dreijährige Gefängnisstrafe.
Zudem dürfen "unantastbare" Grundprinzipien wie die "Interessen des
syrischen Volkes", die Streitkräfte oder der politische Kurs des
Präsidenten nicht hinterfragt werden.

Verhöre gehören zum Arbeitsalltag vieler syrischer
Medienschaffender. Wer als Journalist oder Internetdissident Kritik
an der politischen Führung übt, muss mit einer Festnahme rechnen. Das
"Syrische Zentrum für Medien und Meinungsfreiheit" - die einzige
Nichtregierungsorganisation im Land, die auf Presse- und
Internetfragen spezialisiert war und die Medienberichterstattung
während Wahlperioden beobachtete - wurde am 13. September 2009
geschlossen.

Ein beunruhigendes Zeichen ist außerdem die zunehmende
Online-Zensur. Nach dem aktuellen ROG-Internetbericht gehört Syrien
zu den zwölf Staaten, die den Titel "Feinde des Internets" verdienen.
Im Visier der staatlichen Filter- und Sperrpolitik stehen vor allem
unabhängige Nachrichtenseiten, oppositionelle oder kurdische Seiten,
Informationen von Menschenrechtsorganisationen oder soziale
Netzwerkseiten und Blogplattformen. Eine Reihe von
Internetdissidenten wurde unter Vorwürfen wie "Diffamierung des
Staates" oder "Untergrabung des Nationalgefühls" gerichtlich
verfolgt. Seit 2007 sind Besitzer von Internetcafés gesetzlich
verpflichtet, persönliche Daten von Kunden aufzunehmen, die Artikel
online stellen oder Kommentare in Diskussionsforen veröffentlichen
möchten.

Ausländische Korrespondenten in Syrien stehen ebenfalls unter
Beobachtung. Nach dem Erlass Nr. 50 können die Behörden die
Verbreitung ausländischer Publikationen verbieten, insofern Fragen
der nationalen Souveränität aufgegriffen werden, die nationale
Sicherheit "bedroht" oder der "öffentliche Anstand" verletzt wird. Es
ist sehr schwer, als ausländischer Journalist eine Akkreditierung zu
erhalten. Auch ROG wurde die Einreise in das Land verwehrt.

Internationale Forderungen nach Einhaltung der Menschenrechte
wehrt die syrische Regierung bislang als "Einmischung in innere
Angelegenheiten" ab. Baschar al-Assad steht auf der von ROG jährlich
veröffentlichten Liste der "Feinde der Pressefreiheit". Auf der
ROG-Rangliste zur weltweiten Lage der Pressefreiheit steht Syrien auf
Platz 165 von insgesamt 175 Positionen.

Lesen Sie hier den sechsseitigen ROG-Kurzbericht zu Syrien
(Englisch): http://bit.ly/Syrien_ROG_Bericht

Originaltext: Reporter ohne Grenzen e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51548
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51548.rss2

Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
Pressearbeit
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 202 15 10 - 16
F: +49 (0)30 202 15 10 - 29


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

279689

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Soziales Haseloff kritisiert Kürzungen beim Elterngeld Halle (ots) - Der CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Wirtschaftsminister Reiner Haseloff, hat die geplanten Kürzungen beim Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger scharf kritisiert. "Das ist arbeitsmarktpolitisch absolut kontraproduktiv", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) mit Blick auf mögliche Einschnitte für Mini-Jobber. "Außerdem muss es eine einheitliche Botschaft zu Kindern und zur materiellen Absicherung von Familienplanung geben. Ich werde mich dafür stark mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Vorabmeldung Kölner Stadt-Anzeiger Kandidaten für CDU-Vorsitz in NRW sollen sich in Parteibezirken vorstellen Köln (ots) - Die Kandidaten für den CDU-Landesvorsitz in Nordrhein-Westfalen sollen sich vor der Wahl in den acht Parteibezirken jeweils einzeln vorstellen. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe) unter Berufung auf Parteikreise. Zuvor soll es zwei Landes-Vorstandssitzungen geben, eine am Dienstag, eine zweite direkt nach den Ferien, in denen das Thema zur Sprache kommt. Mögliche Kandida-ten für den Vorsitz sind unter anderem Landes-CDU-Generalsekretär Andreas Krautscheid und Bundesumweltminister Norbert Röttgen. mehr...

  • Versachlichung der Energiedebatte dringend notwendig: Erdrosselungsstrategie gefährdet Energiestandort Deutschland Berlin (ots) - Den jetzt bekanntgewordenen Plänen des Bundesfinanzministeriums zur Einführung einer Kernbrennstoffsteuer wird eine klare Absage erteilt. Bei Umsetzung dieser Steuerpläne würde der weitere wirtschaftliche Betrieb deutscher Kernkraftwerke gefährdet. Auch die zusätzlichen, täglich neuen Vorschläge sind nicht von Realismus geprägt. Offenbar nehmen politische Kräfte in Kauf, die deutschen Kernkraftwerke wirtschaftlich zu erdrosseln. "Die Bundesregierung muss sich entscheiden, ob sie den laufenden Betrieb bzw. die im mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Zur Reise Westerwelles nach Zentralasien kommentiert die Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) in ihrer Wochenendausgabe am 17./18. Juli 2010: Frankfurt/Oder (ots) - Wenn sich der deutsche Außenminister Westerwelle und sein französischer Amtskollege Kouchner auf den Weg nach Kirgistan machen, hat das nicht nur mit der Sorge um die Stabilität in dem zentralasiatischen Land zu tun. Die EU versucht, seit einigen Jahren in der strategisch wichtigen Region Fuß zu fassen. Im Mittelpunkt steht dabei der Zugang zu den gewaltigen Öl- und Gasreserven etwa in Kasachstan und Turkmenistan. Damit würde sich die Möglichkeit eröffnen, die Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu reduzieren. mehr...

  • Voraussichtliche Themen in "Report Mainz" / Montag, 19. Juli 2010, 21.45 Uhr im Ersten Mainz (ots) - "Report Mainz" bringt am Montag, den 19. Juli 2010, um 21.45 Uhr im Ersten voraussichtlich folgende Beiträge: - Das Leid der Rennpferde: Tierquälereien hinter der Hochglanzfassade großer Turniere - Die katholische Kirche und die Wahrheit: Neue Vertuschungsvorwürfe gegen Erzbischof Zollitsch - Kriegserklärung der Hausärzte: Wie Ärztefunktionäre mit Hausarztmodellen weiter Kasse machen wollen - Lisas Welt: Wieso Hannelore Kraft jetzt an allem schuld ist Moderation: Fritz Frey Originaltext: mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht