(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zu den höheren Beiträgen in der Krankenversicherung

Geschrieben am 05-07-2010

Cottbus (ots) - Guido Westerwelle war empört: "Hier wird im
Schatten der Fußball-WM ein Abkassieren beschlossen", schimpfte der
Chef der FDP. Nach zähem Ringen hatte sich die Regierungskoalition
auf eine Anhebung des Krankenkassenbeitrages verständigt. Das war im
Sommer 2006. Nun liegt Deutschland erneut im WM-Fieber. Und wieder
schlägt die Regierung bei den Kassenbeiträgen zu. Nur bei Westerwelle
ist von Empörung über das Kabinett nichts mehr zu spüren, weil er ihm
inzwischen selbst angehört. Vorhang auf im deutschen Politik-Theater!
Aus dem vermeintlich großen Wurf, ist wieder einmal nur der kleinste
gemeinsame Nenner geworden. Dabei wollte Philipp Rösler,
FDP-Gesundheitsminister nichts Geringeres als eine Revolution. Der
prozentuale Beitrag, also die einkommensbezogene Finanzierung sollte
auf einkommensunabhängige Pauschalen umgestellt werden. Wer als
Geringverdiener schlechter weg kommt, dem versprach Rösler einen
Sozialausgleich aus Steuermitteln. Doch spätestens, als
unwiderruflich fest stand, dass es die dafür erforderlichen
Steuermittel nicht geben würde, hätte Rösler sein Projekt begraben
müssen. Zumal die CSU schon immer gegen die Kopfpauschale war.
Stattdessen dokterte der Niedersachse weiter daran herum. So ist die
vermeintlich große Strukturreform vorrangig zu einer bloßen
Abgabenerhöhung zusammengeschrumpft. Der prozentuale Beitrag geht
nicht etwa zurück, wie Rösler wollte. Er steigt spürbar an. Derweil
werden die einkommensunabhängigen Zusatzbeiträge zwar ausgeweitet,
indem die Ein-Prozent-Grenze fällt. Aber einen Sozialausgleich im
Korridor bis zu zwei Prozent soll es offenbar nicht geben. Auch das
widerspricht Röslers Beteuerungen. Gewiss, der Minister hat nicht nur
an der Beitragsschraube gedreht. Er hat auch ein
Arzneimittelsparpaket auf den Weg gebracht. Doch das ist bei näherem
Hinsehen halbherzig, ja widersprüchlich. Eine echte Reform hätte
bedeutet, auch Pharmaindustrie, Ärzte und Apotheker spürbar zur Kasse
zu bitten. Stattdessen bleiben die zusätzlichen Kosten nahezu
ausschließlich an den Versicherten hängen. Eine echte Reform hätte
auch bedeutet, das unsinnige Nebeneinanderbestehen von gesetzlicher
und privater Krankenversicherung infrage zu stellen. Übrigens, im
Jahr 2006 hatte die damalige Kanzlerin Angela Merkel die
Beitragserhöhung als "wirklichen Durchbruch" gewürdigt. Wetten, dass
Merkel diesen Ball jetzt wieder spielt?

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

277714

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Nichtraucherschutz Halle (ots) - Endlich spricht mal jemand Klartext. Es ist das Volk bei einer Volksbefragung und nicht die Politik. Die Politik nämlich hat einen irrwitzigen Flickenteppich in Deutschland ausgelegt mit den unterschiedlichsten Regelungen zu Raucherzonen und Nichtraucherschutzzonen. Am Ende sah niemand mehr durch. Die Vernebelungstaktik begann damit, dass der Bund den Nichtraucherschutz zur Zuständigkeit der Länder erklärte - mit allen absehbaren Folgen. Jede einigermaßen klare Regelung, dass in Gaststätten nicht mehr geraucht werden mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Gesundheit/Rauchen Ruf nach schärferem Nichtraucherschutzgesetz in Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Nach dem eindeutigen Volksentscheid zum Rauchverbot in Bayern wird auch in Sachsen-Anhalt der Ruf nach schärferen Regelungen lauter. "Das Gesetz des Landes zum Nichtraucherschutz ist in seiner jetzigen Form nicht ausreichend", sagte der Sprecher des Verbandes der Ersatzkrankenkassen, Volker Schmeichel, der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe). Schmeichel forderte ein totales Rauchverbot. Auch die AOK und die Landtagsfraktion der Linken verlangten Änderungen. Sozialminister Norbert Bischoff mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zum Rauchverbot Ulm (ots) - Beim Nichtraucher-Votum hat sich der Volksentscheid als Instrument direkter Demokratie bewährt. In den vergangenen Wochen wurde hart gefochten, aber es fand eine Debatte auf hohem Niveau statt. Wer als Bürger auf dem Laufenden sein wollte, hatte ein breites Angebot. Dass dennoch nicht sehr viele Bayern abstimmten, lag daran, dass das Rauchen in der Gastronomie zwar ein bedeutendes, aber nur ein Einzelthema ist. Der Mehrheit war die Entscheidung schlichtweg egal. Sie hatte weder mit der bisherigen Regelung Probleme, noch mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Polen Bielefeld (ots) - Es gibt viel zu tun für Polens neuen Präsidenten Bronislaw Komorowski und Ministerpräsident Donald Tusk. Beide müssen die Modernisierung des Landes vorantreiben und außenpolitisch verlorenes Vertrauen wieder aufbauen. Vor allem aber müssen sie schnell und entschlossen handeln. Sie haben nur jetzt die Gelegenheit dazu, das Notwendige zu tun. Bis zu den Parlamentswahlen im kommenden Jahr haben sie soviel Macht auf sich vereint, wie seit der Einführung freier Wahlen keine Partei mehr erlangen konnte. Im Gegensatz zu mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Kommentar zu Präsidentenwahl in Polen Berlin (ots) - Eine rundum gute Wahl. Für Polen - aber auch für Deutschland; und damit für die deutsch-polnischen Beziehungen. Die haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren zwar so gut entwickelt, dass heute nur noch jeder siebente Pole Angst vor dem mächtigen Nachbarn im Westen empfindet. Dennoch ist die gute Nachbarschaft nicht so stabil, als dass sie temporäre Belastungen schadlos übersteht. Dass der künftige Staatspräsident Bronislaw Komorowski heißt, bedeutet aus deutscher Sicht eine große Erleichterung. Anders als sein mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht