(Registrieren)

Versichertenbefragung des WIdO / Änderung der Praxisgebühr stößt auf breite Ablehnung

Geschrieben am 02-07-2010

Berlin (ots) - Die 2004 eingeführte Praxisgebühr von 10 Euro pro
Quartal findet bei den Versicherten der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) recht hohe Akzeptanz. Änderungsvorschläge
wie die Erhebung einer Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch oder eine
prozentuale Beteiligung der Patienten an den ärztlichen
Behandlungskosten stoßen jedoch auf einhellige Ablehnung. Das ist das
Ergebnis einer aktuellen Repräsentativ-Umfrage des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO) unter mehr als 2.500 GKV-Versicherten.

Das WIdO hatte die Versicherten im Mai und Juni 2010 gefragt, ob
die Praxisgebühr bei entsprechend erhöhten Krankenkassenbeiträgen
wieder abgeschafft oder ob sie beibehalten werden sollte. Gut zwei
Drittel der Befragten (68,4 Prozent) sprach sich für die Beibehaltung
aus, während ein gutes Viertel (26,5 Prozent) für eine Abschaffung
der Praxisgebühr bei höheren Kassenbeiträgen plädierte. Dieses
Meinungsbild findet sich weithin stabil über alle Alters- und
Einkommensgruppen hinweg.

Änderungen der Praxisgebühr, wie sie teilweise aktuell gefordert
und diskutiert werden, erteilen die Versicherten eine klare Absage.
Nur 9 Prozent befürworten eine Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch. Und
lediglich 5,9 Prozent der Versicherten sprechen sich dafür aus, die
Patienten prozentual an den Arztkosten zu beteiligten. Die übergroße
Mehrheit der Befragten (82,4 Prozent) will dagegen an der derzeitigen
Zahlungsweise festhalten, wonach die Praxisgebühr ein Mal pro Quartal
gezahlt wird.

"Die Ablehnung von Veränderungen der derzeitigen Praxisgebühr ist
an Deutlichkeit kaum zu übertreffen", kommentiert Dr. Klaus Jacobs,
Geschäftsführer des WIdO, die Ergebnisse der Versichertenbefragung.
"Die Politik sollte im Hinblick auf einen möglichen Ausbau dieses
Instruments äußerst vorsichtig sein. Sonst könnte dessen mittlerweile
recht hohe Akzeptanz schnell in eine generelle Missbilligung
umschlagen, wenn bei den Patienten der Eindruck vorherrscht, durch
eine höhere Praxisgebühr lediglich zusätzlich abkassiert zu werden."
WIdO-Chef Jacobs: Ausbau der vertragsbasierten Versorgungssteuerung
im Wettbewerb statt mehr Selbstbeteiligung der Patienten Jacobs warnt
vor allem vor falschen Erwartungen in Bezug auf die
Steuerungswirkungen der Praxisgebühr: "Wer glaubt, dass bei der
Steuerung der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in erster
Linie bei den Patienten angesetzt werden muss, liegt falsch. Warum
verlangt denn gerade die private Krankenversicherung (PKV)
händeringend nach direkten Vertragsbeziehungen zu den
Leistungserbringern? Doch nur, weil die PKV die grundsätzlich
begrenzte Wirkung individueller Steuerungsinstrumente wie
Selbstbeteiligungen der Patienten aus eigener Erfahrung kennt."
"Anstatt individuelle Steuerungsinstrumente wie die Praxisgebühr in
der GKV weiter auszubauen, sollte sich die Politik vor allem bemühen,
die Rahmenbedingungen für vertragsbasierte Versorgungskonzepte wie
Disease-Management-Programme, Hausarztversorgung oder Integrierte
Versorgung auf wettbewerblicher Grundlage zu verbessern." Nur so
könne laut Jacobs gewährleistet werden, dass keine unnötigen
Leistungen erbracht und in Anspruch genommen würden, dass aber
umgekehrt auch keine Inanspruchnahme von notwendigen Leistungen
unterbliebe, was zu hohen Folgekosten führen könne.

Wer etwa fordere, dass die in Disease-Management-Programme (DMP)
eingeschriebenen chronisch Kranken künftig nicht mehr von der
Praxisgebühr befreit werden können, erwiese der Chronikerversorgung
einen Bärendienst. Durch einen solchen Schritt - sowie durch
Abschaffung der Finanzierung von DMP-Programmkostenpauschalen aus dem
Gesundheitsfonds - würde nicht nur die Qualität der
Chronikerversorgung gefährdet. Schon auf mittlere Sicht würden auch
die Ausgaben für chronisch Kranke als Resultat einer schlechteren
Versorgung deutlich steigen. Daran könne kein verantwortlich
handelnder Politiker interessiert sein.

Originaltext: AOK-Bundesverband
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8697
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8697.rss2

Pressekontakt:
Dr. Klaus Jacobs, WIdO
Tel.: 030/34646-2393
klaus.jacobs@wido.bv.aok.de


Gabriele Hauser-Allgaier, AOK-Bundesverband
Tel.: 030-34646-2312 oder Mobil 015201563031
gabriele.hauser-allgaier@bv.aok.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

277382

weitere Artikel:
  • NABU: Rettungsnetz für die Vielfalt - Schutzgebiete helfen Arten und Lebensräumen Saarbrücken (ots) - Sperrfrist: 02.07.2010 14:30 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Anlässlich des "Internationalen Jahres der Biodiversität" besuchten NABU-Präsident Olaf Tschimpke, NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller und der Vorsitzende des Umweltausschusses im Europäischen Parlament, Jo Leinen, heute gemeinsam den Urwald vor den Toren der Stadt in Saarbrücken. Der "Saarurwald", ein Partnerschaftsprojekt von NABU Saarland, Umweltministerium mehr...

  • EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso gratuliert Bundespräsident Christian Wulff Brüssel / Berlin (ots) - Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, hat dem neuen deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff mit dem folgenden Schreiben gratuliert: "Sehr verehrter Herr Bundespräsident Wulff, zu Ihrer Wahl in das Amt des deutschen Bundespräsidenten spreche ich Ihnen im Namen der gesamten Europäischen Kommission meine herzlichsten Glückwünsche aus. In Ihrer bisherigen politischen Laufbahn haben Sie immer wieder die Chancen eines vereinten Europas für seine Bürger herausgestellt. mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Reitweltmeister Kai Vorberg vertraut Pferden eher als Menschen Zweimaliger Champion im Voltigieren geht Anfang Juli beim CHIO in Aachen an den Start Köln (ots) - Köln - Kai Vorberg, zweimaliger Weltmeister im Voltigieren, hält Pferde für vertrauenswürdiger als Menschen: "Ich würde fast sagen, manchmal ist mehr Kontinuität bei Pferden zu erkennen. Oder anders gesagt: Der Prozentsatz der Individuen, mit denen man zu tun hat und denen man vertrauen kann, ist bei Pferden höher als bei Menschen", sagte Vorberg dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Dabei sind die Beziehungen für Vorberg durchaus vergleichbar: "Vertrauen muss verdient werden, es ist immer ein Prozess, mehr...

  • Rheinische Post: Führende SPD-Gesundheitspolitiker üben scharfe Kritik an Beitragserhöhungen Düsseldorf (ots) - Führende Gesundheitspolitiker der SPD haben die Koalitionseinigung auf höhere Krankenkassenbeiträge massiv kritisiert. "Das ist ein schwarzer Tag für die Versicherten. Sie werden doppelt zusätzlich belastet", sagte die Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses Carola Reimann (SPD) der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Die Koalitionspläne seien "eine Schlappe für die FDP und ihren Gesundheitsminister", sagte Reimann. Die FDP sei angetreten mit einer glasklaren Absage an Beitragserhöhungen. mehr...

  • Der Tagesspiegel: Künast: Wulff wird es schwer haben Berlin (ots) - Berlin - Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Renate Künast, hat sich skeptisch über die Erfolgsaussichten des neuen Bundespräsidenten gezeigt. "Christian Wulff kann ein guter Präsident werden. Aber er wird es schwer haben", sagte Künast dem Tagesspiegel (Samstagausgabe). Die Begeisterung für Wulffs Gegenkandidaten Joachim Gauck habe gezeigt, dass sich die Menschen sich "in einer schweren Vertrauenskrise" der Demokratie nach einem Sinnstifter sehnten. Die Erwartung laute, dass der neue Präsident das mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht