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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Jürgen Rüttgers

Geschrieben am 20-06-2010

Bielefeld (ots) - Jürgen Rüttgers will sauber bleiben. Deshalb
wird er Rot-Grün mit dunkelroter Hilfe am 13. Juli gewähren lassen,
ohne sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen. Er wird nicht einmal
als Oppositionsführer Hannelore Kraft in die Parade fahren, wenn
deren mittelfristig zum Scheitern verurteiltes Regierungs-Experiment
stockt und stolpert. Dass es so kommt, ist relativ gewiss. Die Frage
ist nur, wie lange es dauert, wie viele gute Reformen erst
kaputtgemacht werden müssen. Rüttgers hat am 9. Mai verloren, und das
wird jetzt jedermann vor Augen geführt: Er muss Kraft vermutlich
schon am 13. Juli nach dem ersten Urnengang die Hand reichen und ihr
zur Wahl als Ministerpräsidentin gratulieren. Er muss die
Staatskanzlei räumen und Entourage samt Dienstwagen gegen ein Gefährt
und hilfreiche Geister aus der Landespartei tauschen. Auch die
Minister und Staatssekretäre von CDU und FDP werden den Genossen von
Rot und Grün weichen, zumindest vorerst. Wer das schon für einen
Politikwechsel hält, darf zufrieden sein. Der einfache Abgeordnete
aus dem Wahlkreis Rhein-Erft I dagegen sollte die neue Freiheit
genießen. Wie jedes Jahr wird er ganz privat in den Sommerurlaub
fahren. In dem Ferienhaus, das seine Frau mit in die Ehe gebracht
hat, gibt es immer was zu tun. Ganz neu ist die Erfahrung nicht. 1998
fiel Jürgen Rüttgers schon einmal unsanft in den Alltag zurück, als
der Bonner Zukunftsminister mit dem Ende der Ära Kohl nicht mehr
gebraucht wurde. Dennoch sollte niemand darauf wetten, dass Rüttgers
tatsächlich seine zweite Doktorarbeit schreibt, wie er einmal für den
Fall der Fälle andeutete. Rüttgers will die Große Koalition und hält
sich weiter für sie bereit. Nachdem er in der vergangenen Woche in
einem Wutanfall Hannelore Kraft die »schlimmste Wählertäuschung« der
Landesgeschichte um die Ohren gehauen hat, schaltet er jetzt zurück
und hält sich als Elder Statesman bereit. Der Wartestand darf
allerdings nicht ewig währen. Bis zum Parteitag mit Vorstandswahl im
Frühjahr sollte es nach dem CDU-Wunschfahrplan schon neue
Landtagswahlen gegeben haben. Falls auch diese von der Union vergeigt
werden, ist das Kapitel Rüttgers sowieso beendet. Anderenfalls, und
daran glaubt die Partei, ist Rüttgers Bestätigung als
Landesvorsitzender Formsache. Auch das Amt als stellvertretender
Bundesvorsitzender bleibt Rüttgers erhalten. Es gibt keinen Grund für
Angela Merkel, ihren nicht unbedingt geliebten Statthalter am Rhein
zusätzlich zu schwächen. Das früher vielleicht einmal gefährliche
Triumvirat Roland Koch, Christian Wulff und Jürgen Rüttgers hat sich
- aus den verschiedensten Gründen - schließlich selbst zerlegt.
Rüttgers hat nur dann eine Chance auf Rückkehr in die Staatskanzlei,
wenn er bei Frau Kraft so dialogbereit bleibt, wie er künftig
handzahm gegenüber Angela Merkel sein muss.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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