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Börsen-Zeitung: Risiken für die Bundesanleihe / Kommentar von Christopher Kalbhenn zu den Renditeaussichten für die bisher als sicherer Hafen für anlagebedürftiges Kapital geltenden deutschen Staatsti

Geschrieben am 19-05-2010

Frankfurt (ots) - Wer sein Portfolio reichlich mit Bundesanleihen
bestückt hat, ist in den zurückliegenden Monaten gut gefahren. Denn
die Schuldtitel des deutschen Staates, nach wie vor die
unangefochtene Benchmark Europas, stellen in der Schuldenkrise, die
den Kontinent derzeit in Atem hält, ihre Qualität als sicherer Hafen
für anlagebedürftiges Kapital eindrucksvoll unter Beweis. Durch die
Flucht der Investoren in Sicherheit haben die Halter von
Bundesanleihen ansprechende Anlageerträge erzielt und Einbußen bei
Staatspapieren aus der Peripherie des Euroraums zumindest teilweise
kompensieren können. Die Renditen für Neuanleger sind dadurch auf
bisher noch nicht gesehene Tiefen gefallen. In der zehnjährigen
Laufzeit liegt die Verzinsung deutlich unter 3%, bei der jüngsten
Auktion im zweijährigen Bereich kam mit 0,5% der niedrigste jemals
auf eine Bundesanleihe gedruckte Kupon heraus.

"In unseren Portfolios sind keine europäischen Staatstitel außer
deutschen Staatsanleihen und einigen kurzlaufenden französischen
Anleihen enthalten." Besser als mit dieser Äußerung der angesehenen
französischen Vermögensverwaltung Carmignac lässt sich das
uneingeschränkte Vertrauen, das der Bund als Schuldner genießt, kaum
illustrieren. Aber auch das Umfeld spielt der Bundesanleihe derzeit
in die Hände und wird dies auch in nächster Zeit tun. Denn die
Schuldenkrise wird weiterhin für Verunsicherung unter den
Marktteilnehmern sorgen und somit die Nachfrage nach als sicher
geltenden Anlageformen auf hohem Niveau halten. Gleichzeitig werden
die verschärften Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen das Wachstum
hemmen und damit die Inflationsrisiken gering halten. Zudem rückt die
geldpolitische Wende Eurolands in noch weitere Ferne, sodass das
Niedrigzinsumfeld erhalten bleibt, nach Meinung von einigen Experten
bis Ende 2011.

Mittel- bis langfristig überwiegen bei den mittlerweile
anspruchsvoll bewerteten Bundesanleihen jedoch die Risiken. So wird
die Safe-Haven-Nachfrage deutlich zurückgehen, sobald die von der
Schuldenkrise ausgehende Verunsicherung der Marktteilnehmer wieder
abebbt - ein Faktor, der allein schon die Anleihenotierungen unter
Druck setzen bzw. die Renditen anschieben wird. Darüber hinaus ist
die Leitzinswende lediglich aufgeschoben worden, keineswegs jedoch
aufgehoben. Sobald die Europäische Zentralbank (EZB) das Herannahen
der ersten Leitzinserhöhung andeutet, wird die gesamte Zinskurve des
Bundes den Marsch nach oben antreten. Möglicherweise muss gar nicht
bis dahin gewartet werden. Die Renditen könnten auch im Sog der
US-Staatsanleihen anziehen, wenn die amerikanische Notenbank wie
erwartet bereits deutlich früher als die EZB ein erstes Mal an der
Zinsschraube dreht.

Zusätzliche Risiken gehen von den strukturellen Veränderungen, die
die Währungsunion derzeit erfährt, aus. Sie könnten ebenfalls einen
erhöhenden Effekt auf die Bundesanleihen-Renditen haben. Der
EU-Rettungsschirm bzw. die damit verbundene Garantie für Schuldtitel
finanzschwacher Euro-Staaten werden Folgen für das europäische
Zinsgefüge haben. Ihr Ausmaß wird davon abhängen, ob es bei der
derzeitigen Laufzeit des Schirms von drei Jahren bleibt oder eine
Verlängerung notwendig wird, weil sich die Finanznöte weiter
verschärfen und/oder der Druck der Finanzmärkte keine andere Wahl
lässt.

Die Risikoaufschläge von Staatsanleihen der Eurozonen-Peripherie
gegenüber den Schuldtiteln des Bundes werden durch den Schirm spürbar
sinken. Denn es wird sich lohnen, zehnjährige Anleihen eines
südeuropäischen Landes mit einer Rendite von 4,5% zu erwerben, wenn
das Risiko nicht mehr höher ist als bei laufzeitgleichen
Bundesanleihen, die nur 3% bieten. Eine Renditeannäherung wird
unvermeidlich. Das wird zwar am Benchmark-Status der Bundesanleihe in
Europa ebenso wenig rütteln können wie an dem hervorragenden Standing
des Bundes als Schuldner. Der Bund muss auch keine gravierenden
Platzierungsschwierigkeiten befürchten. Zu erwarten ist jedoch eine
Nachfrageverschiebung zugunsten anderer Euro-Staatsanleihen, mit
tendenziell renditeerhöhenden Auswirkungen auf die Bundestitel.

Damit würde dem Bund nicht erspart bleiben, bei seiner
Kapitalaufnahme am Markt etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Selbst bei einer relativ geringfügigen Renditeerhöhung kämen
erkleckliche Zusatzkosten zustande. Würde der vom Rettungsschirm
ausgehende Erhöhungseffekt auf die vom Bund bei den
Platzierungsauktionen zu bietenden Renditen z.B. 0,3 Prozentpunkte
betragen, würden allein die für dieses Jahr geplanten
Anleiheemissionen von 207 Mrd. Euro die Zinslast um mehr als eine
halbe Mrd. Euro pro Jahr erhöhen. Das allein ist kein Betrag, der
Deutschland in schwere Finanznöte stürzen würde. Allerdings sind die
Staatsfinanzen auch hierzulande sehr angespannt und der
Konsolidierungsbedarf ist entsprechend hoch. Auch aus diesem Grunde
ist im Sinne der Steuerzahler zu hoffen, dass sich der Rettungsschirm
nicht als permanente Einrichtung erweisen wird.

(Börsen-Zeitung, 20.5.2010)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
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Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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