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Neue Feedback-Kultur für eine bessere ärztliche Weiterbildung / Ärztetag diskutiert Ergebnisse des Projekts "Evaluation der Weiterbildung"

Geschrieben am 13-05-2010

Berlin (ots) - Dresden, 13.05.2010 - Die meisten jungen Ärztinnen
und Ärzte in Deutschland sind grundsätzlich mit den Möglichkeiten und
Angeboten ihrer Facharzt-Weiterbildung zufrieden. Sie beklagen aber,
dass hohe Arbeitsbelastung, Bürokratie und Überstunden ihren
Berufsalltag prägen. So lassen sich die wesentlichen Ergebnisse der
ersten Befragungsrunde des Projektes Evaluation der Weiterbildung
zusammenfassen. Bei dem Projekt von Bundesärztekammer und
Landesärztekammern haben fast 30.000 Ärztinnen und Ärzte im Rahmen
einer Online-Umfrage Auskunft über die Situation der Weiterbildung in
Deutschland gegeben. Mit der wissenschaftlichen Auswertung der
erhobenen Daten war die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
(ETHZ) beauftragt worden, die seit rund 15 Jahren eine entsprechende
Umfrage der Schweizer Ärztekammer begleitet.

Die Ergebnisse der Umfrage wurden fachgruppenbezogen in Form von
Mittelwerten auf Bundes- und Landesebene dargestellt. Von den
Weiterbildungsassistenten waren 100 Fragen zu acht verschiedenen
Fragenkomplexen zu beantworten. Der Fragebogen für die
Weiterbildungsbefugten beinhaltete 39 Fragen. Die Bewertung der
einzelnen Fragen wurde überwiegend nach dem Schulnotenkonzept von 1
(trifft voll zu) bis 6 (trifft überhaupt nicht zu) vorgenommen.

Die Globalbeurteilung der Weiterbildungssituation fällt mit 2,54
im Mittel gut aus. Mit Gut (2,13) bewerten die Assistenzärzte auch
die Betriebskultur. Grundsätzlich zufrieden sind sie offensichtlich
auch mit der Vermittlung von Fachkompetenz (2,52), mit der
Entscheidungskultur (2,21), mit der Führungskultur (2,45) und mit der
Lernkultur (2,39) an den Weiterbildungsstätten. Dabei weichen die
Einschätzungen beim Vergleich der unterschiedlichen
Fachrichtungsgruppen im stationären Bereich kaum voneinander ab. Ein
Großteil aller Weiterbildungsassistenten (83,5 %) gibt zudem an,
Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen regelmäßig zu besuchen.

Die Ergebnisse der ersten Befragungsrunde zeigen aber auch, dass
der ökonomische Druck den Arbeitsalltag der jungen Ärztinnen und
Ärzte in Weiterbildung zunehmend bestimmt. Marathondienste,
unbezahlte Überstunden und Arbeitsverdichtung sind an der
Tagesordnung. Die Umfrage verdeutlicht auch, dass ärztliche
Arbeitskraft zunehmend durch ständig wachsende nichtärztliche
organisatorische und administrative Tätigkeiten beansprucht wird. Die
dadurch verschwendete Zeit steht bei den Weiterbildern und den
Weiterzubildenden weder für die Patientenversorgung noch für die
Weiterbildung zur Verfügung.

Tatsächlich fallen häufig Mehrarbeiten und Überstunden an (91,5
%), die in 13,9 % gar nicht dokumentiert und in 16,3 % weder durch
Freizeit noch durch Bezahlung ausgeglichen werden. Darüber hinaus
üben 80 % der Ärztinnen und Ärzte, die sich in Weiterbildung
befinden, Bereitschaftsdienste aus, wobei fast 30 % nie oder sehr
selten die Ruhezeiten gemäß Arbeitszeitgesetz einhalten können. Dies
ist lediglich bei 7,7 % der Ärztinnen und Ärzte immer gewährleistet.
Auch müssen 83,7 % nach Beendigung ihres Bereitschaftsdienstes
weiterarbeiten und einer regulären Tätigkeit nachgehen.

Zudem ergab die Umfrage, dass bei Antritt der Weiterbildung
lediglich der Hälfte aller Weiterzubildenden ein strukturierter
Weiterbildungsplan vom Weiterbildungsbefugten zur Kenntnis gegeben
wird. Auch geben fast 40 % der Weiterzubildenden an, dass keine Lern-
bzw. Weiterbildungsziele vereinbart wurden. Die Ärzte beklagen
darüber hinaus zu geringe Betreuung während der Weiterbildung sowie
wenige Möglichkeiten für wissenschaftliches Arbeiten.

Mitte März 2010 wurden die "Individuellen Befugten-Berichte" für
diejenigen Weiterbildungsstätten zur Verfügung gestellt, die
mindestens vier Weiterzubildende aufweisen, die sich in genügender
Anzahl beteiligt sowie ihre Zustimmung zur Verwendung ihrer Angaben
erteilt haben. Außerdem müssen die Assistenzärzte mindestens zwei
Monate an der Weiterbildungsstätte gearbeitet haben. Die Befugten
sollen die Ergebnisse ihrer Weiterbildungsstätte mit den
Weiterbildungsassistenten besprechen, da die "Individuellen
Befugten-Berichte" in dieser ersten Befragungsrunde gemäß
Projektskizze nicht veröffentlicht werden. Eine allgemeine
Bekanntgabe der "Individuellen Befugten-Berichte" ist für die zweite
Befragungsrunde im Jahr 2011 vorgesehen. Die anonymisierten
Mittelwerte auf Bundes- und Länderebene der Befragung 2009 sind auf
den Internetseiten der Ärztekammern und im Webportal einsehbar.

Hintergrundinformationen zur Evaluation der Weiterbildung sowie zu
den weiteren Schwerpunkten des 113. Deutschen Ärztetages können unter
der Rubrik "BÄK GROUNDS" auf der Internetseite der Bundesärztekammer
abgerufen werden.

Originaltext: Bundesärztekammer
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/9062
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_9062.rss2

Pressekontakt:
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin

Tel.: 030 / 4004 56 700
Fax: 030 / 4004 56 707
presse@baek.de
www.baek.de


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