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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Schulpolitik in NRW:

Geschrieben am 04-05-2010

Bielefeld (ots) - Landtagswahlkampf ist eine schwierige Sache.
Worüber soll man streiten, wo doch über die großen Themen in Berlin
entschieden wird? Staatsfinanzen, Afghanistan, Hartz IV, Atomkraft -
alles Sache des Bundes. Halt: Da ist ja noch die Bildung. Darüber
bestimmen die Länder, so steht's im Grundgesetz. Also stürzen sich
alle Parteien auf die Schule. Schluss mit dem Sortieren der Kinder
nach Klasse 4! Her mit der Gemeinschaftsschule! So schallt es von
links. CDU und FDP kontern mit dem Schlachtruf: Keine Experimente!
Unser Schulsystem muss gerettet werden! Ministerpräsident Jürgen
Rüttgers warnt gar vor einem »Schulkrieg« an Rhein und Weser. Das
erste Opfer des Krieges aber ist stets die Wahrheit. Tatwerkzeug im
Wahlkampf um die Schule ist der ideologische Holzhammer. Steckt alle
Kinder zusammen, dann werden alle besser! Das ist ebenso wenig wahr
wie die Behauptung, dass nur frühes Sortieren den unterschiedlichen
Begabungen gerecht werde. Aber muss deshalb gleich das gesamte
Schulsystem auf links gezogen werden? Wahr ist: Es gibt mehr Lehrer
als vor fünf Jahren, die Klassen sind ein wenig kleiner geworden.
Wahr ist auch: Es gibt noch immer Riesenklassen mit mehr als 30
Schülern - vornehmlich an den Gymnasien. Wahr ist: Es gibt mehr
Ganztagsschulen. Wahr ist auch: Ganztagsunterricht ist die Ausnahme.
Mehr Betreuung heißt nicht zwingend mehr Bildung. Wahr ist: Das
Schulsystem ist durchlässiger geworden. Mittlerweile wechselt jeder
dritte Realschüler zur gymnasialen Oberstufe. Wahr ist auch: Im
dreigliedrigen Schulsystem gibt es noch immer mehr Ab- als
Aufsteiger. Wahr ist: Die Hauptschule, auf die vor 40 Jahren noch
mehr als die Hälfte aller Schüler gingen, ist zum Auslaufmodell
geschrumpft. Heute nimmt sie gerade noch ein Achtel der Schüler auf.
Wahr ist auch: 13 000 junge Leute blieben im vergangenen Jahr in
Nordrhein-Westfalen ohne Schulabschluss. Kinder mit besonderen
Lernproblemen aber wird es auch dann noch geben, wenn die Hauptschule
tatsächlich abgeschafft werden sollte. Es gibt also viele
Herausforderungen an die Pädagogik. Die aber spielt im politischen
Geplänkel gar keine Rolle. Wie kann der seit 2006 im Schulgesetz
verankerte Rechtsanspruch jedes Kindes auf individuelle Förderung
endlich im Schulalltag verwirklicht werden? Dieser Frage gehen die
wahlkämpfenden Kombattanten aus dem Weg. Denn darauf gibt es keine
einfache Antwort. Auf Parteideutsch: Diese Frage ist nicht
kampagnenfähig. Statt der x-ten Hopplahoppreform brauchen die
Schulen langfristige Verlässlichkeit. Die aber kann es nur geben,
wenn über alle Parteigrenzen hinweg eine Übereinkunft gefunden wird,
wie eine gute Schule aussehen und was sie leisten soll. Diese
Übereinkunft müsste allerdings länger als fünf Jahre gelten. Denn
dann ist ja schon wieder Wahlkampf.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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