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Westdeutsche Zeitung: EU-Gipfel = von Alexander Marinos

Geschrieben am 26-03-2010

Düsseldorf (ots) - Es klingt wie Beschimpfungen: Als "Madame No"
musste sich die Bundeskanzlerin von EU-Diplomaten bezeichnen lassen,
als "Eiserne Lady" gar. Nun wollte Ex-Bundesaußenminister Joschka
Fischer noch eins draufsetzen und titulierte Angela Merkel als "Frau
Germania". Ob die Herren merken, dass die vermeintlichen Schmähungen
in Wahrheit Worte der Anerkennung sind? Merkel war - auch und gerade
mit Blick auf die schlechte innenpolitische Stimmung -
geradezu darauf aus, sich als kühle Sachwalterin deutscher Interessen
zu präsentieren. Das ist ihr hervorragend gelungen.
Die europäischen Partner werden sich von nun an daran gewöhnen
müssen, dass das Durchpauken nationaler Interessen nicht mehr allein
den Briten, Franzosen oder Polen vorbehalten ist. Sie werden sich
daran gewöhnen müssen, dass sich gegen Deutschland als größtes Land
der EU keine Politik machen lässt. Und sie werden sich daran gewöhnen
müssen, dass Deutschland nicht mehr alle Probleme löst, indem es die
Geldbörse zückt. Die Zeit war reif für ein solches Exempel. Merkels
Verhalten als Regierungschefin war weder selbstherrlich noch
europafeindlich, sondern schlicht: normal.
Was der Sache besonderen Charme verleiht, ist, dass mit dem
EU-Beschluss nicht nur deutsches Steuergeld geschützt wird. Er ist
auch im griechischen und gesamteuropäischen Interesse. Die Griechen
können aufatmen, weil die Finanzmärkte nun das Signal erhalten haben,
dass Europa Athen im Falle des Falles nicht allein lassen wird. Und
Europa kann aufatmen, weil eine Intervention des IWF verschuldete
Länder zu radikalen Sparmaßnahmen zwingt, die Brüssel allein nie
durchsetzen könnte. Die Angst, die USA würden so Zugriff auf die
europäische Währungspolitik erhalten, ist schon mit Blick auf die
Mehrheitsverhältnisse in den IWF-Gremien unbegründet. Zudem fehlt die
Phantasie, warum sich Washington einmischen sollte.
Zurücklehnen kann sich "Frau Germania" deswegen nicht. Sie muss nun
ebenso konsequent darauf pochen, dass extreme Schuldenmacher künftig
härter bestraft oder sogar aus der Euro-Zone ausgeschlossen werden.
Aber keine Sorge: Deutsche und europäische Interessen sind bei Merkel
in den besten Händen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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