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Berliner Morgenpost: "Freunde" sind nicht unbedingt Freunde - Leitartikel

Geschrieben am 25-03-2010

Berlin (ots) - Mark Zuckerberg ist US-Amerikaner, 25 Jahre alt,
zumindest auf dem Papier Milliardär und jemand, der gern öffentlich
in Badelatschen auftritt. Zuckerberg findet, dass der Wunsch nach
Privatsphäre hier und heute keine soziale Norm mehr ist - und führt
zum Beweis die eigene Firma an: Facebook, das größte soziale Netzwerk
der Welt. Können sich 400 Millionen Nutzer irren?
Nun, die 400 Millionen Nutzer wissen zumindest nicht unbedingt, auf
was sie sich da eingelassen haben. Von zehn untersuchten sozialen
Netzwerken - sieben deutschen, drei amerikanischen - ist laut
Stiftung Warentest keines ohne Mängel. Das Verdienst der Untersuchung
ist, dass vor allem technische und rechtliche Gefahrenquellen
detailliert aufgeschlüsselt wurden. Die soziale Komponente aber -
Netzwerke als gesellschaftliches Phänomen und die tief greifenden
Veränderungen der Kommunikation - können nur gestreift werden. Das
lässt sich nicht testen wie ein Passwortschutz.
Und doch ist genau das ein Problem. Im Netz braucht es spezifische
soziale Fähigkeiten, und die sind teils noch unterentwickelt. Es
fehlt mitunter die Einsicht: Man ist in sozialen Netzwerken nicht
unter sich. Im Gegenteil. "Freunde" sind nicht unbedingt Freunde,
sondern unter Umständen einfach Menschen, die auch bei einem sozialen
Netzwerk angemeldet sind und das Profilbild interessant fanden. Das
kann, muss aber nicht harmlos sein.
Trotzdem kann die Konsequenz weder eine massive Regulierung sein noch
Kulturpessimismus, mit dem alles im Zusammenhang mit digitalen Medien
und Internet seit je reichlich bedacht wurde und wird. Die
Möglichkeiten sozialer Netzwerke, ob Facebook, Twitter, StudiVZ oder
andere, sind riesig. Niemand kann sie in ihren Konsequenzen heute
wirklich übersehen, denn die Entwicklung steht noch ganz am Anfang.
Außerdem sind es vor allem Erwachsene, die sich da tummeln. Und von
denen sollte man eine gewisse Umsicht verlangen dürfen.
Unter den deutschen Nutzern von Facebook etwa hat die Altersgruppe
der 25- bis 34-Jährigen den größten Anteil. Und in den ersten beiden
Monaten des Jahres 2010 ist die Zahl der Facebook-Nutzer, die älter
sind als 35 Jahre, besonders stark gestiegen. Dennoch: Nach Angaben
von Facebook sind fast eine Million Nutzer Jugendliche im Alter
zwischen 13 und 17 Jahren. Aber für deren Wohlergehen, auch im
Internet, sind letztlich die Eltern mit verantwortlich.
So wie wir gelernt haben, vorsichtig beim Kauf von Gebrauchtwagen zu
sein, der Werbung zu misstrauen und Lebensmittel nicht allein nach
der Gestaltung ihrer Verpackung zu beurteilen, müssen wir lernen,
online vorsichtig zu sein - nicht paranoid, aber mit Bedacht zu
agieren. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, dass die sozialen
Netzwerke zusehends mehr gesellschaftliche Lebensbereiche berühren
werden, dass sich Unternehmen einer Interaktion mit Kunden über
Netzwerke werden öffnen müssen. Je schneller wir lernen, selbst zu
überblicken und zu entscheiden, was wir als Teil eines Netzwerks tun
und was nicht, desto besser.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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