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Mindener Tageblatt: Kommentar zu Deutschland und die EU / Vom Zahl- zum Zuchtmeister

Geschrieben am 25-03-2010

Minden (ots) - Von Christoph Pepper
Eine der ersten Amtshandlungen Angela Merkels als Bundeskanzlerin auf
europäischem Parkett war die Lösung der obligatorischen
Haushaltskrise mit dem obligatorischen Mittel - einem deutschen
Scheck. Lange blieb sie dieser Linie letztlich all ihrer Vorgänger
treu.
Der Umgang der Kanzlerin mit der griechischen Schuldenkrise hat nun,
zur nicht geringen Überraschung vieler im Zweifel auf deutsche
Zahlungsbereitschaft setzende EU-Partner, eine Abkehr von diesem
traditionellen Kompromiss-Instrument erkennen lassen. Und zwar nicht
nur in der Sache, sondern auch im Auftreten. Sollte es sich hier um
eine grundsätzliche Stil- und Richtungsänderung handeln, dürfte dies
das innere Koordinatensystem der Europäischen Union stärker verrücken
als nur ein handfester Gipfelkrach, dessen Scherben man anschließend
mit beharrlicher Diplomatie wieder zusammenkehren kann.
Bislang stellte Deutschland die europäische Harmonie über alles, zur
Not auch mal über punktuelle eigene Interessen oder über das hin und
wieder aufkommende Murren der Steuerzahler daheim. Dies geschah
wohlgemerkt in eigenem Interesse: Mögen andere Mitgliedsländer von
deutschen Zugeständnissen in diesem oder jenem Einzelfall
ungleichgewichtig profitiert haben - in der Schlussabrechnung blieb
und bleibt das mit Abstand größte Mitgliedsland auch der mit Abstand
größte Profiteur einer Friedens- und Handelszone, wie die Geschichte
sie auf dem europäischen Kontinent noch nie gekannt hat. Stabilität
und Wohlstand in bis dahin ebenfalls ungekannter Dimension waren die
Folge.
Die Nachkriegszeit jedoch ist lange vorbei, die Union größer
geworden, ihr Gefährdungspotenzial kritischer - vor allem seit
Einführung des Euro. Die Griechen-Krise wird nicht die letzte gewesen
sein. Deutschland hat deshalb allen Grund, seine Interessen
nachdrücklich zu vertreten. Beim Rollenwechsel vom Zahlmeister zum
Zuchtmeister sollte es allerdings auf die diplomatische Form achten -
und auf eine ausreichende Zahl von Freunden und Verbündeten. Europa
funktioniert nur gemeinsam. Oder gar nicht.

Originaltext: Mindener Tageblatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/71694
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_71694.rss2

Pressekontakt:
Mindener Tageblatt
Christoph Pepper
Telefon: (0571) 882-/-248
chp@mt-online.de


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