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Börsen-Zeitung: In eigener Regie, Kommentar von Christof Roche zu Haltung der deutschen und europäischen Politik gegenüber Griechenland

Geschrieben am 16-03-2010

Frankfurt (ots) - Die Haltung der deutschen Politik ist
nachvollziehbar. Die Bundesregierung will unter keinen Umständen den
Druck von Griechenland nehmen, seinen desolaten Haushalt in Ordnung
zu bringen. Deutschland ist mit dem Versprechen in die Währungsunion
gegangen, dass der Euro mindestens so stabil wird wie die D-Mark. Die
Realität sieht heute anders aus. Mit Griechenland balanciert ein
Euroland am Rande des Staatsbankrotts, und auch andere Mitglieder -
Spanien, Portugal, Italien - haben in den vergangenen Jahren von
Niedrigzins und Stabilität des Euro profitiert, dabei aber
überfällige Reformen verschleppt. Mit anderen Worten: Sie lebten auf
Pump.

Was aber soll die Folge sein? Sollen die Euro-Partner Griechenland
sich selbst überlassen, wenn es zum Käuferstreik griechischer Bonds
kommt? Dies kann die Währungsunion nicht riskieren. Nicht aus
Solidarität zu Athen, sondern aus eigenem Interesse heraus. Zu eng
sind die Volkswirtschaften im Euroraum verflochten, als das nicht ein
"Lehman Brothers II" und erneute Milliardenabschreibungen in den
Euro-Ländern drohen. Warum aber sollen die Länder mit eigenem
Steuergeld einspringen und nicht der Internationale Währungsfonds
(IWF)? Mit dem Fonds steht immerhin eine Institution bereit, die
Erfahrung in der Sanierung kriselnder Staaten hat. Und alle Fragen,
die mit dem Bail-out-Verbot in Europa zusammenhängen, wären ferner
obsolet.

Dennoch ist der IWF keine Alternative. Der Euro ist heute weltweit
die zweitwichtigste Anlage- und Reservewährung. Aus diesem
Selbstverständnis heraus , und mit einem künftigen G4-Währungsregime
- Dollar, Euro, Yen und Yuan - im Fokus, verbieten sich die
Zahlungsbilanzhilfen aus Washington, zumal die USA über ihr
IWF-Vetorecht indirekt die Hilfen diktieren können.
Euro-Angelegenheiten aber sind allein Sache der Währungsunion.

Die Politik, den Druck auf Athen aufrechtzuerhalten, zugleich aber
das Instrumentarium für den Notfall in eigener Regie fertigzustellen,
ist daher richtig. Klar ist aber auch: Auf Dauer wird sich die
Währungsunion mit Ad-hoc-Rettungsplänen nicht behelfen können. Die
Eurozone braucht dringend eine enger verzahnte Wirtschaftspolitik -
und nachgeschaltet einen eigenen Währungsfonds "EWF", wie ihn der
deutsche Finanzminister vorgeschlagen hat. Nur dann wird sie die
Spekulation in den Griff bekommen.

(Börsen-Zeitung, 17.3.2010)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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