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Die Exzellenzinitiative - Zwischenbilanz und Perspektiven / Eine Studie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Geschrieben am 08-03-2010

Berlin (ots) - Die Berlin-Brandenburgische Akademie der
Wissenschaften hat in einer 300-seitigen Studie mit dem Titel "Die
Exzellenzinitiative - Zwischenbilanz und Perspektiven", die heute in
Berlin vorgestellt wurde, bisher feststellbare Auswirkungen der
"Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von
Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen" analysiert und
einige Empfehlungen für die Fortsetzung (2011-2017) gegeben. Die
Exzellenzinitiative wird als ein entscheidender Paradigmenwechsel in
der deutschen Hochschulpolitik gesehen.

"Die Exzellenzinitiative zeigt, wie kreativ das deutsche
Wissenschaftssystem auf positive Anreize reagiert. Sie ist von
zentraler Bedeutung für unser Hochschulsystem und verdient deshalb
höchste Aufmerksamkeit. Akademien sind ein prädestinierter Ort,
Auswirkungen und Entwicklungen, die durch solch eine Initiative
ausgelöst wurden, analysierend und gegebenenfalls wertend zu
begleiten", sagte Günter Stock, Präsident der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Die ausführliche Studie - die zusammenfassende Thesen (S. 27-32),
ein Überblickskapitel (S. 35-50) und zehn Einzelbeiträge enthält -
wurde von 14 Wissenschaftlern erarbeitet und beruht auf Anhörungen,
Analysen und Experteninterviews. Wesentliche Ergebnisse sind:

- Die Entscheidung, die Exzellenzinitiative fortzuführen, ist zu
begrüßen, weil sie belegt, dass im föderalen System der
Bundesrepublik Bund/Länder-Vereinbarungen zur Förderung der
Wissenschaft und Forschung an Hochschulen getroffen und mit
Leben gefüllt werden können, ohne dass wissenschaftliche
Gütekriterien durch politisches Proporzdenken ausgehebelt
werden. Sie hatte eine große Mobilisierungswirkung und sie hat
viele institutioneller Neuerungen hervorgebracht. Es ist auch
auf lange Frist unabdingbar, dass erhebliche Bundesmittel in
solche Verbesserungen des Wissenschaftsstandorts Deutschland
fließen. "Die Universitäten der Ivy League und die ETH sind auch
nicht in zehn Jahren, sondern eher in Jahrhunderten exzellent
geworden", sagte Stephan Leibfried der Herausgeber des Bandes.
"Exzellenz kann man als Projekt angehen, man muss dann aber
nach-haltig mit Strukturpolitik nachfassen."

- Dass die Exzellenzinitiative in maßgeblicher Verantwortung von
DFG und Wissenschaftsrat durchgeführt wird, also
wissenschaftliche - und nicht politische - Kriterien den
Ausschlag geben, ist von größter Wichtigkeit für die Qualität
der Entscheidungen, für ihre Akzeptanz und für den Erfolg des
ganzen Programms. Daran sollte auch über 2017 hinaus bei einer
Exzellenzinitiative 3.0. festgehalten werden. Allerdings sollte
das Verfahren transparenter, kriteriengeleiteter, mit mehr Zeit
versehen sein und fachspezifischer zugeschnitten werden. Nur ein
Vorschlag sei berichtet: "Die Schaffung von
Wissenschaftsbereichskörben etwa in den Bereichen Lebens-,
Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften, innerhalb derer
zunächst eine Qualitätsrangfolge ermittelt wird und die dann in
einer Schlussrunde auf den strittigen Plätzen ohne feste
Quotevorgaben miteinander abgeglichen wird", könnte, so der
Mitautor und gremienerfahrene Michael Zürn, "viel dazu
beitragen, um das Problem der bloßen Fiktion der
Vergleichbarkeit des Verfahrens über Fächergruppen hinweg zu
lindern."

- Schon jetzt lassen sich einige nicht gewollte Nebenwirkungen der
durch die Exzellenzinitiative eingeleiteten
Differenzierungsprozesse in der Hochschullandschaft erkennen,
die problematisch sind und mit denen die Wissenschaftspolitik
heute pro-aktiv umgehen muss. Die Exzellenzinitiative hat
Auswirkungen auf das ganze Hochschul- und Wissenschaftssystem,
denen allein mit einer Evaluation ihrer Förderlinien nicht
beizukommen ist: so schafft sie faktisch unterschiedliche
Wissenschaftsligen, muss dort aber die Übergänge offen halten
und auch das Verfolgerfeld fördern, um Wettbewerb nachhaltig
anzuspornen - "sonst ruht sich die Elite zu sehr aus", sagte der
Herausgeber; sie kann bundesweit gesehen zu Ungleichgewichten
zwischen den Fächern und zu Überspezialisierungen ganzer
Wissenschaftlergenerationen führen. Die sich für das
Gesamtsystem ergebenden Effekte sollten systematisch beobachtet
werden.

- Die Exzellenzinitiative antwortet gezielt auf besondere Probleme
der Spitzenforschung an deutschen Universitäten. Für die
grundlegenden Probleme, die sich dort unter anderem im relativen
Schwund der institutionellen Grundfinanzierung für die
grundständige Lehre zeigen, bringt sie keine relevante Abhilfe.
Dazu bedarf es u. a. der Fortschreibung und des Ausbaus des
Hochschulpakts bzw. zusätzlicher gesamtstaatlicher
Anstrengungen.

- Auf die Dauer wird allerdings einer Ausweitung der Idee der
Exzellenz selber anstehen: zumindest eine Ausweitung auf die
Lehre. Die Ivy League ist gut, weil sie in Lehre und Forschung
gleichermaßen gut ist. Nur mit einer mehrdimensionalen Exzellenz
kann letztlich der Standort Deutschland insgesamt aufgewertet
werden.

Die Exzellenzinitiative - Bilanz und Perspektiven, herausgegeben
von Stephan Leibfried für die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe
"Exzellenzinitiative" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften, Campus Verlag, 313 Seiten, ca. 50 Abbildungen und
Cartoons, Frankfurt a. M. 2010, EAN 9783593392646, 19,90 Euro

Weitere Informationen:
http://www.presseportal.de/go2/Exzellenzinitiative

Originaltext: Berlin-Brandenburgische Akademie d. Wissenschaften
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54578
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54578.rss2

Pressekontakt:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Leitung Referat Information und Kommunikation
Gisela Lerch
Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin
Tel. 030/20370-657
Fax: 030/20370-366
E-mail: glerch@bbaw.de


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