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Weltfrauentag: Schluss mit "bösen Geistern" CARE fordert besseren Schutz für Frauen nach Naturkatastrophen/Frauen sind Rückgrat der Nothilfe

Geschrieben am 04-03-2010

Bonn (ots) - CARE fordert anlässlich des Weltfrauentags am 8. März
mehr Schutz für Frauen nach Naturkatastrophen. "Ein Erdbeben oder ein
Wirbelsturm sind für Frauen ein doppeltes Desaster. Sie verlieren
nicht nur Besitz und Familie, sondern sind Vergewaltigungen oder
brutalen Überfällen schutzlos ausgeliefert", so Dr. Anton Markmiller,
Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg. Der Schutz von
Frauen werde laut Markmiller bei der Nothilfe nach Naturkatastrophen
oft vernachlässigt. "Dabei müssen alle Maßnahmen, sei es die
Lebensmittelverteilung oder der Bau von Notunterkünften eines
gewährleisten: Frauen zu schützen und ihnen Sicherheit zu geben",
sagt Markmiller.

Markmiller, der am Donnerstag aus der Erdbebenregion Haitis
zurückkehrte, fordert sichere Unterkünfte für Frauen und den Aufbau
vertrauensvoller Anlaufstellen, in denen sie medizinische und
psychologische Hilfe erhalten und Anzeige gegen Übergriffe erstatten
können. "Viele Frauen übernachten im Freien, hinter aufgespannten
Bettlaken oder unter Plastikplanen. So kann sie jeder Mann sehen und
überfallen. Die Frauen nennen die Männer 'böse Geister, die nachts
durch die Lager ziehen'", so Markmiller weiter. "Meistens sind auch
die Waschstellen nicht mit einem ausreichenden Sichtschutz
ausgestattet, was für weiteres Gefährdungspotential sorgt und
schließlich die Würde der Frauen verletzt", berichtet Markmiller.

Andererseits, so Markmiller, seien gerade Frauen auch Rückgrat der
Nothilfe. "Alle Nothilfegüter für Haiti werden nur an Frauen
ausgegeben. Denn so laufen die Verteilungen ruhig und geordnet ab.
Und wir können sichergehen, dass unsere Hilfe dort ankommt, wo sie
gebraucht wird: bei den Familien."

CARE baut in Haiti geschützte Notunterkünfte sowie separate
Latrinen und Waschgelegenheiten für Frauen. Zusammen mit lokalen
Partnerorganisationen hat CARE die medizinische Versorgung aufgebaut
und dort Medikamente zur Sofortbehandlung von vergewaltigten Frauen
bereit gestellt. "In all unsere Nothilfemaßnahmen wird der besondere
Bedarf und Schutz von Frauen integriert und umgesetzt", erklärt
Markmiller. "Doch was für Haiti gilt, muss auch für zukünftige
Naturkatastrophen gelten. Wir müssen schnell helfen, aber wir dürfen
die Sicherheit der Frauen dabei nicht außer Acht lassen."

ACHTUNG REDAKTIONEN: Dr. Anton Markmiller steht Ihnen für
Interviews gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an die
Pressestelle.
Die beigefügte Geschichte über die Sicherheitslage der Frauen in den
Notunterkünften Haitis können Sie gerne verwenden. Bei Interesse
senden wir Ihnen auch Fotos zu.

Böse Geister
Jede Nacht bringt Angst und Schrecken für die Frauen in Haiti

Port-au-Prince, Haiti, 4. März 2010. Die Nacht bricht über die
Camps herein und Kerzen flammen auf, eine nach der anderen. Winzige
Lichtpunkte in einer in Dunkelheit getauchten Stadt. Während die
Sonne verschwindet, hört man die ersten erstickten Schreie. Die
Frauen ziehen sich tiefer in ihre Unterschlüpfe aus Bettlaken und
Plastikplanen zurück, sie warten ängstlich auf den Morgen. Sie
flüstern sich die Worte zu: "mauvais esprits", böse Geister, die die
Überlebenden des zerstörerischen Erdbebens verfolgen. So nennen sie
die Männer, die sich nachts an ihnen vergreifen.

Wie ein Lauffeuer verbreiten sich Geschichten über
Vergewaltigungen in den Camps, in denen hunderttausende Menschen eng
in notdürftigen Unterkünften leben. "Es passiert in der Nacht",
erzählt Hannah . Sie ist Krankenschwester und lebt seit dem Erdbeben
in einem selbstgebauten Zelt im überfüllten Lager Pacot, einem der
gefährlichsten Camps in Port-au-Prince. Sie spricht leise und senkt
den Kopf, damit niemand hören kann, was sie sagt. "Junge Männer
kommen mit Waffen und vergewaltigen die Frauen. Sie werden nicht
angezeigt, denn den Staat gibt es hier nicht mehr. Die Krankenhäuser,
die Polizei - alles wurde durch das Erdbeben zerstört."

Nacht für Nacht beginnt der Terror von Neuem

Schon vor dem Beben gab es in Haiti viele Vergewaltigungen und
sexuelle Übergriffe. Nach früheren Naturkatastrophen ist die Zahl der
Gewaltdelikte stets gestiegen. Stromausfälle, die die Straßen
verdunkeln, überfüllte, unorganisierte Lager sowie ungeschützte
Waschgelegenheiten und Latrinen erhöhen das Risiko sexueller Gewalt
und Belästigung. Ehemänner und Brüder versuchen Schutz zu bieten, die
Frauen tauschen geflüsterte Warnungen aus. Aber Nacht für Nacht
beginnt der Terror von Neuem.

"Wir weinen. Wir schlafen. Aber es ist nur ein Halbschlaf. Stets
warten wir darauf, dass irgendwas passiert", sagt Hannah. "In meiner
Familie hält immer jemand draußen Wache, während die anderen
schlafen. Ich habe eine fünfjährige Tochter und ich fürchte mich um
sie. Sie kennen keine Gnade. Es gibt hier Männer, die schon sechs
Monate alte Mädchen vergewaltigen."

In den ländlichen Gebieten um Léogâne geht unter den Frauen
zusätzlich die Angst vor entkommenen Straftätern aus dem zerstörten
Gefängnis um. "Nachts haben wir Angst. Wir haben Geschichten über
Vergewaltigungen im Nachbarcamp gehört", sagt die 23jährige Rachelle
und wirft einen verstohlenen Blick über ihre Schulter. "Es gibt
nichts, was wir tun könnten. Es gibt keinen Schutz. Es gibt Männer,
die uns auf die Straße folgen, um uns beim Waschen zuzuschauen. Wir
haben Angst, dass sie nachts wiederkommen."

Sicherheit für Frauen

Die Frauen haben einfache Forderungen: Sichere Unterkünfte,
Waschgelegenheiten für Frauen an gut beleuchteten Plätzen, getrennte
Toiletten für Männer und Frauen. CARE unterstützt diese Forderungen
und setzt sie in den Projekten um. Aber es ist auch die langfristige
Bekämpfung sexueller Gewalt, die für die Frauen Haitis ebenso wichtig
ist. "Kurzfristig müssen wir vertrauliche Dienste für Betroffene von
Vergewaltigungen anbieten, etwa medizinische und psychologische
Unterstützung. Die Frauen müssen wissen, an wen sie sich wenden
können", erklärt Janet Meyers, CARE-Expertin für sexuelle Gesundheit
in Katastrophenfällen. "Gleichzeitig müssen wir alles tun, damit es
gar nicht erst zu Vergewaltigungen kommt. Sexuelle Gewalt war schon
vor dem Beben ein Problem in Haiti und wir wissen, dass die Zahl der
Vorfälle in solchen Situationen steigt."

CARE hilft derzeit dabei, ein System zur Strafanzeige von
Vergewaltigungen wieder herzustellen und vertrauliche Unterstützung
für die Opfer anzubieten. Dazu gehören die medizinische Betreuung der
Betroffenen, Notfallverhütung und psychologische Betreuung. Doch
unterdessen bekommen Frauen wie Hannah und Rachelle keinen Schlaf -
aus Angst vor den mauvais esprits, die um ihre Zelte schleichen.

Originaltext: CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6745
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6745.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Sandra Bulling
Telefon: 0228 / 97563 46
Mobil: 0151 / 126 27 123
E-Mail: bulling@care.de


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