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Berliner Morgenpost: Ein Fest für den Film, ein Fest für die Stadt - Leitartikel

Geschrieben am 10-02-2010

Berlin (ots) - Die Berlinale 2020 wird, anlässlich ihres 70.
Geburtstages, erstmals Potsdamer Kinos miteinbeziehen. Die
Open-Air-Vorführungen finden dann im stillgelegten Flughafen Tegel
statt. Und der European Filmmarket, der längst aus allen Nähten
platzt, zieht ins ICC-Messegelände.
Das ist natürlich alles Unsinn - noch. Denn heute wird erst einmal
die Eröffnung der 60. Berlinale gefeiert. An einem runden Geburtstag
darf man stolz zurückblicken. Dass die Festspiele aber vor allem in
die andere Richtung - nach vorne - schauen, ist unbestreitbar, auch
im Jubeljahr.
Als das Festival vor elf Jahren an den Potsdamer Platz zog, war immer
wieder die Kritik zu hören, dass es dort auf einer Insel, unter
Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinde. Davon kann längst keine
Rede mehr sein. Das liegt nicht nur daran, dass sich der Potsdamer
Platz als neue Mitte Berlins etabliert hat, auch bei Touristen. Das
liegt vor allem daran, dass sich die Berlinale, seit Dieter Kosslick
sie leitet, Schritt für Schritt weiter ausdehnt.
Das ist erst einmal geografisch zu verstehen. Schon im vergangenen
Jahr war von der Krake Berlinale die Rede, die immer mehr Kinos
eingemeindet, im vergangenen Jahr sogar den Friedrichstadtpalast. In
diesem Jahr kommen noch einmal zehn Kiezkinos hinzu - und mit dem
Brandenburger Tor auch ein echtes Wahrzeichen der Stadt als
Open-Air-Standort.
Die Ausdehnung ist aber auch ideell zu verstehen. Von Anfang an hat
Kosslick das Festival ausgebaut, hat mit dem Talent Campus und der
Perspektive Deutsches Kino dem Filmnachwuchs Foren geboten und führt
mit dem World Cinema Fund auch seinen früheren Beruf als Filmförderer
mit anderen Mitteln fort. Die Sektion Kulinarisches Kino darf schon
fast als Appendix der Grünen Woche gelten. Und mit dem Forum Expanded
integriert man erfolgreich auch die Kunstszene: Nicht nur Museen wie
den Hamburger Bahnhof oder die Temporäre Kunsthalle - auch jede
Galerie, die auf sich hält, versucht mitzumachen. In diesem Jahr wird
sogar ein Architekt wie Norman Foster über die Zukunft des
Kinos diskutieren. Nach und nach werden somit immer mehr
Kulturbereiche vom Kinofieber angesteckt.
Die Berlinale ist damit längst mehr als ein herkömmliches
Filmfestival. Sie wächst sich zunehmend zu einem vieles umfassenden
Stadtfestival aus. Gut möglich, dass nicht einmal Kosslick selbst
geahnt hat, wohin seine kühne Strategie sich entwickeln würde.
Tatsache aber ist, dass er - in Zeiten von Digitalisierung,
Videopiraterie und YouTube - einen Festivaltypus fürs neue
Jahrtausend konzipiert hat. Cannes mag nach wie vor die besseren
Filme, Venedig mehr Sonne und Stars haben - dennoch sind sie elitäre
Einrichtungen für Fachbesucher. Die Berlinale war immer schon ein
Publikumsfestival und wandelt sich nun, wie es scheint, zu einem
Metropolen-Event, wie es kaum ein vergleichbares gibt. Das ist wohl
das Schönste, wozu man dem alten Festival zum 60. gratulieren kann.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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