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Leistungsdruck und Stress in der Schule machen Kindern zu schaffen / LBS-Kinderbarometer untersucht Wohlbefinden von 9- bis 14-Jährigen / Erstmals repräsentative Ergebnisse für Thüringen vorgestellt

Geschrieben am 27-01-2010

Erfurt (ots) - Kinder in Thüringen fühlen sich mehrheitlich
"gut". Aber schon in den vierten bis siebten Klassen machen
Leistungsdruck und Stress Schülern zu schaffen: Für jedes achte Kind
zwischen 9 und 14 Jahren ist die Schule kein Ort, an dem es sich wohl
fühlt. Fast ein Drittel der Schülerinnen und Schüler hat bereits
Erfahrungen mit schulischer Überforderung; jedes zehnte Kind fühlt
sich sogar permanent überfordert von den Erwartungen der Lehrerinnen
und Lehrer. Das sind Ergebnisse des LBS-Kinderbarometers 2009, dessen
Länderbericht Thüringen heute vom Thüringer Ministerium für Soziales,
Familie und Gesundheit sowie dem Deutschen Kinderschutzbund in Erfurt
vorgestellt wurde.

"Für uns ist es besonders interessant von den Kindern selbst zu
erfahren, wie gut oder schlecht sie sich in der Schule fühlen",
erläutert Martina Reinhardt, Referentin für Jugendpolitik im
Thüringer Sozialministerium. Das LBS-Kinderbarometer wird mit
finanzieller Förderung der LBS-Initiative "Junge Familie" seit 1997
vom ProKids-Institut für Sozialforschung der PROSOZ Herten GmbH
erhoben. Die Studie hat das Ziel, Kinder als Experten für ihre eigene
Lebenswelt zu befragen und ihnen so eine gleichberechtigte Stimme in
der Öffentlichkeit zu verleihen. Im Winter 2008/2009 wurden rund
10.000 Kinder aus der gesamten Bundesrepublik befragt - darunter 457
Thüringer Schülerinnen und Schüler. Die Studie ist damit für auch für
das Bundesland Thüringen repräsentativ.

Im Zentrum des LBS-Kinderbarometers steht die Frage nach dem
Wohlbefinden der Kinder - und das ist laut dem Länderbericht
Thüringen im Allgemeinen klar im positiven Bereich (Mittelwert 5,5
auf einer 7-stufigen Skala). Besonders gut fühlen sich Kinder in der
Familie und im eigenen Freundeskreis. Auch in der Schule ist das
Wohlbefinden der meisten Kinder positiv. Aber immerhin 12 % der
Befragten fühlen sich unwohl. "Dies ist umso bedenklicher, weil der
Lebensbereich Schule für Kinder besonders wichtig ist und sich
Unwohlsein hier auch auf andere Lebensbereiche negativ auswirkt: Wer
sich in der Schule schlecht fühlt, fühlt sich auch allgemein viel
weniger wohl", erklärt Diplom-Psychologin Anja Beisenkamp vom
ProKids-Institut, die Leiterin der Studie. Den betroffenen Kindern
gelingt es selten, ihr Unwohlsein in anderen Bereichen zu
kompensieren. Oftmals kann auch die Familie negative Erlebnisse in
der Schule nicht ausgleichen.

Stresssymptome bei Kindern weit verbreitet

Im für Thüringen repräsentativen Länderbericht des
LBS-Kinderbarometers wurden auch Fragen zur körperlichen und
psychischen Gesundheit ausgewertet, die weitere Hinweise auf
Leistungsdruck geben: Bereits bei Kindern zwischen 9 und 14 sind
Stresssymptome offenbar weit verbreitet - am häufigsten Kopfschmerzen
(37 %) oder Bauchschmerzen (20 %) in Drucksituationen. Insgesamt
reagiert mehr als die Hälfte der Kinder mit Kopf- oder Bauchschmerzen
auf Stress. Bedenklich erscheint es, dass mehr als jedes zweite Kind
in die Schule geht, obwohl es sich krank fühlt und eigentlich lieber
zu Hause bleiben sollte. "Das zeigt eine gewisse Hilflosigkeit, die
wir ernst nehmen sollten", sagte Prof. Dr. Ronald Lutz,
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes in Thüringen.
"Offenbar fehlen betroffenen Kindern Zugänge zu Hilfemöglichkeiten -
wie etwa Schulsozialarbeiter, die bislang nicht an allen Schulen
ausreichend vorhanden sind."

Druck in der Schule - Angst vor dem Versagen?

Die Selbsteinschätzung der Kinder zeigt, dass ein nicht zu
vernach-lässigender Teil von ihnen (18 %) Schwierigkeiten in der
Schule hat: Jedes achte Kind kommt nur manchmal in der Schule
zurecht, 6 % haben ernsthafte Probleme. Keine Seltenheit ist
dementsprechend die Angst vor Klassenarbeiten, oder vor dem
Sitzenbleiben, die immerhin 16 % der Kinder häufig beschäftigt.
Insgesamt halten nur 40 % der Kinder die Lernatmosphäre in der Schule
für "stressfrei". Mehr als jedes dritte Schulkind findet keine
regelmäßige Unterstützung durch Lehrerinnen und Lehrer bei
schulischen Problemen - und dieses Defizit wirkt sich negativ auf das
schulische Wohlempfinden aus.

Ansatzpunkte für Verbesserungen

"Das LBS-Kinderbarometer unterstreicht, dass die meisten Kinder in
Thüringen den Bereich Schule als positiv erleben. Aber ebenso
deutlich werden Ansatzpunkte für Verbesserungen: zum Beispiel mehr
Unterstützung durch Lehrerinnen und Lehrer, das Vorhandensein und die
Bekanntheit von Hilfsangeboten in der Schule, eine stressfreie
Lernatmosphäre oder verstärkte Bemühungen, Kindern die Angst vor dem
Sitzenbleiben zu nehmen", sagt DKSB-Vorsitzender Prof. Dr. Lutz. Auch
das soziale Klima in der Klasse ist wichtig, ergänzt Anja Beisenkamp
vom ProKids-Institut: Eine starke Cliquenbildung wirkt sich negativ
auf das Wohlbefinden in der Schule aus und lässt den Leistungsdruck
noch stärker hervortreten.

Kinder brauchen Sensibilität für ihre Belange

Nur selten geht der Druck, den manche Kinder in der Schule
verspüren, von den Eltern aus: In der Regel empfinden Thüringer
Kinder das Interesse der Eltern an ihren Belangen als genau richtig.
Nur zehn Prozent der Kinder reagieren genervt, wenn sie von ihren
Eltern auf ihr Wohlbefinden angesprochen werden. Gerade angesichts
hoher Erwartungen benötigen offenbar manche Kinder mehr Achtsamkeit:
Mehr als ein Drittel der Kinder erkennt nicht von selbst, wann sie
eine Pause benötigen. Ein Viertel kann nicht allein mit psychischem
Unwohlsein umgehen.

Nicht immer erkennen Erwachsene die Bedürfnisse der Kinder
richtig: 13 % der Befragten gaben an, dass ihre Eltern es ihnen nicht
ansehen, wenn es ihnen nicht gut geht. Und nur bei jedem zweiten Kind
spüren Mutter oder Vater regelmäßig, wann es eine Pause braucht. Wie
wichtig das richtige Maß an Achtsamkeit ist, zeigt ein anderer
Zusammenhang: "Wenn Eltern auf gute Ernährung, auf genügend Pausen,
auf die Dauer der Hausaufgaben und andere schulische Belange achten,
werden sie von ihren Kindern auch als sensibler im Hinblick auf den
Gemütszustand der Kinder erlebt", erklärt Anja Beisenkamp. Diese
Faktoren wirken sich zudem positiv auf das allgemeine Wohlbefinden
der Kinder aus.

Originaltext: HELABA Landesbank Hessen-Thüringen
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55060
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55060.rss2
ISIN: DE000HLB0A20

Pressekontakt:
Sabine Schmitt, LBS Hessen-Thüringen
Tel. 069 / 91 32-28 78 - Fax 069 / 91 32-8 28 78
E-Mail: sabine.schmitt@lbs-ht.de


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