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Lausitzer Rundschau: Vor der Afghanistan-Konferenz in London / Bohrende Fragen

Geschrieben am 25-01-2010

Cottbus (ots) - Das düstere Szenario eines Scheiterns in
Afghanistan ist seit Monaten allgegenwärtig und nicht unrealistisch.
Die Angriffe der Taliban werden dreister und blutiger. Und in
Deutschland werden die bohrenden Fragen immer lauter: Wie lange soll
dieser Einsatz noch dauern? Können die Taliban überhaupt besiegt
werden? Und was soll eigentlich erreicht werden, nachdem praktisch
schon seit Jahren klar ist, dass im Land am Hindukusch - wie ganz am
Anfang blauäugig angenommen - keine Demokratie westlicher Prägung
installiert werden kann?
Was in den vergangenen Wochen dazu von den deutschen Parteien kam,
war eher dünn. Im Mittelpunkt der Diskussion stand stattdessen der
Luftangriff der Bundeswehr bei Kundus mit vielen zivilen Opfern.
Sicher, dieser Fall muss lückenlos aufgeklärt werden - wenngleich der
holprige Start des Untersuchungsausschusses vergangene Woche in
dieser Beziehung nichts Gutes verhieß. Aber mindestens genauso
wichtig wäre es gewesen, längst öffentlich über konkrete Strategien
zu beraten, zu streiten - und zwar intensiv parteiübergreifend. Denn
SPD und Grüne, in deren Regierungszeit der Afghanistan-Einsatz
begann, sind mindestens ebenso in der Verantwortung wie die
regierende schwarz-gelbe Koalition. Aber es kam nichts Handfestes,
Belastbares, kein Aufeinanderzugehen, nur wiederkehrender
Standpunkt-Austausch. Erst jetzt - unmittelbar vor der
Afghanistan-Konferenz in London - scheint bei den Parteien hektische
Betriebsamkeit auszubrechen. Da tagen die Führunggremien, werden
diverse Experten hinzugezogen. Zahlen zur Truppenaufstockung geistern
durch die Medien. Verteidigungs- sowie Außenminister machen endlich
wenigstens erste Strategieansätze öffentlich. Welchen Weg die
Koalition genau einschlagen wird, will sie aber erst nach der
Londoner Konferenz beschließen, sagt Kanzlerin Angela Merkel. Was ja
nachzuvollziehen ist. Denn eine Wende am Hindukusch ist, wenn
überhaupt, nur durch einen klug überdachten Kraftakt aller
Verbündeter möglich. Zuvor aber sollten die Teilnehmer des Gipfels so
mutig sein und sich öffentlich eingestehen, in welchen Bereichen bei
der Mission die größten Fehler gemacht worden sind. Erst auf dieser
Basis lässt sich eine neue Strategie entwickeln.
Dasselbe sollte sich die Bundesregierung zu Herzen nehmen und sich
anstrengen, ehrliche Antworten auf die bohrenden Fragen zu geben. Nur
wenn sie die Sorgen der Deutschen ernst nimmt, wird es möglich sein,
eine Mehrheit der Menschen zu überzeugen, dass ein rascher Rückzug
Afghanistan ins Chaos stürzen und Terror-Netzwerke stärken würde.
Jetzt aufzugeben, wäre unmoralisch.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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