(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Oskar Lafontaine verlässt die bundespolitische Bühne - Zurück bleibt eine zerstrittene Linkspartei Von Wolfgang Radau =

Geschrieben am 24-01-2010

Düsseldorf (ots) - Oskar Lafontaine wäre nicht Oskar Lafontaine,
wenn er der Linken gegen Ende seiner Dienstzeit in der Bundespolitik
geordnete Verhältnisse hinterlassen hätte. Schon 1999, als er der SPD
Knall auf Fall das Finanzministerium und den Parteivorsitz hinwarf,
ließ er Ratlosigkeit zurück. Nun, wo der Rückzug aus Berlin mit
Ansage und einsichtiger Begründung erfolgt, bleibt eine zerstrittene
Linkspartei zurück, die im Streit um Lafontaine noch schnell ihren
Geschäftsführer geopfert hat. Dietmar Bartsch im Bundestag in der
zweiten Reihe, Lothar Bisky weitab im Europaparlament, Oskar
Lafontaine im Landtag von Saarbrücken - der Linkspartei bleibt nur
noch Gregor Gysi und die politische Heimat im Osten. Die linke
Partei, das beschreibt Gysi sehr richtig, hätte es ohne Lafontaine so
nicht gegeben.

Wird die Linkspartei nun wieder zerfallen - nämlich in ihre drei
Wurzeln der SED-Nachfolger, der SPD-Unzufriedenen und der
DKP-Wirrköpfe? Oder bietet der Rückzug Lafontaines, der seine
ehemalige sozialdemokratische Heimat zuletzt als Feindesland
betrachtet hatte, eine Chance für ein künftig unverkrampfteres
Miteinander von SPD, Linken und Grünen? Vielleicht schon im
NRW-Wahlkampf, dessen heiße Phase unmittelbar bevorsteht?

Zunächst einmal muss sich die Linkspartei neu sortieren, bevor sie
auf Partnersuche geht. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel spricht ihr
- vor allem mit Blick auf die Wahlen an Rhein und Ruhr - zu Recht
jegliche Regierungstauglichkeit ab. Aber Berlin ist weit, und
Hannelore Kraft, die SPD-Vorsitzende in Düsseldorf, mag sich
weiterhin und vielleicht gerade jetzt nicht festlegen. Sie bietet
unzufriedenen Mitgliedern der Linkspartei den Wechsel zur SPD an. Was
dann in NRW übrig bleibt, kann man sich unschwer ausmalen: Linke
Radikale, die unsere Gesellschaft von Grund auf verändern,
vereinheitlichen, sozialisieren wollen. Ein Experiment, das nach
bitteren vier Jahrzehnten in Ostdeutschland im Abfalleimer der
Geschichte landete. Und das mit sozialdemokratischer und grüner
Politik absolut nicht kompatibel ist.

Dem Menschen Oskar Lafontaine gilt Bedauern für seine schwere
Krankheit und Respekt für seinen Rückzug. Der Politiker Lafontaine
hinterlässt Deutschland nichts, was Wert hat.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

248040

weitere Artikel:
  • WAZ: Streit um Reaktor-Laufzeiten - Nuklearpoker - Leitartikel von Jürgen Polzin Essen (ots) - Die Tage des rot-grünen Atomausstiegs sind gezählt. Auf Druck der Energiekonzerne, die für längere Reaktor-Laufzeiten einen Teil ihrer Milliardengewinne anbieten, werden Union und FDP nun Hand anlegen an den Fahrplan. Die spannende Frage ist, ob sich die Politik im Nuklearpoker wieder über den Tisch ziehen lässt. Eigentlich sollte der Atomkonsens regeln, wie die älteren, potenziell störungsanfälligeren Meiler als erste vom Netz genommen werden. Doch die Strommanager schafften es, im Gesetz Ausnahmeregeln unterzubringen. Dank mehr...

  • WAZ: Die Partei fällt auf sich selbst zurück - Die Linke nach Lafontaines Abgang - Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Oskar Lafontaine hat immer polarisiert, die letzten 30 Jahre war das so. Er wollte es nie anders, es entspricht seinem politischen Naturell. Links hat er Geschichte geschrieben. Er hat der SPD gedient und er will sie zerstören. Er ist aktuell der große Neinsager, darin ganz anders als die andere linke Epochenfigur, Joschka Fischer, der die Grünen mit der Realität versöhnte. Versöhnung war in den vergangenen Jahren wirklich nicht Lafontaines Antrieb, sondern: Rache. Und der alte, sehr persönliche Impuls zu zeigen, dass er mehr...

  • Mindener Tageblatt: Kommentar zu Lafontaines Rückzug / Bewährungsprobe Minden (ots) - Von Christoph Pepper Vorab: Oskar Lafontaines Rückzug aus der vordersten Frontlinie ist aller Ehren wert. Seine Krebserkrankung ist ein mehr als guter Grund für den Politikverzicht, auch wenn man sich fragt, warum er es dann bei einem halben belässt. Landespolitik als Auslaufbeschäftigung - so kann man sich den Vollblut-Volkstribun eigentlich nicht vorstellen; das hätten auch seine Wähler nicht verdient. Wie dem auch sei: Lafontaines Abschied von der Bundesspitze der Linken sowie sein Mandatsverzicht im Bundestag stürzen mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Lafontaines Rückzug Stuttgart (ots) - "Ohne Lafontaine entwickeln sich für rot-rot-grüne Bündnisse neue Perspektiven, vielleicht schon im Mai in Nordrhein-Westfalen. Die Prognose, ohne den Saarländer werde die Linkspartei wieder zu einer reinen Ostpartei, ist eher frommes Wunschdenken als belastbare politische Analyse. Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/39937 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_39937.rss2 Pressekontakt: Stuttgarter Nachrichten Chef vom Dienst Joachim Volk Telefon: mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Linke/Lafontaine Rostock (ots) - Wie bei anderen Rückzügen, hinterlässt Lafontaines Entscheidung auch dieses Mal mehr Fragen als Antworten. Die Linke im Westen, die einen Landtag nach dem anderen enterte, stürzt er geradezu in existenzielle Nöte. Nach seinem Abgang ist die Gefahr noch größer, dass linke Fundis die Politikunfähigkeit der Partei weiter vergrößern. Im Osten, wo der Jubel über den demokratisch gewählten Parteiherrscher wie geringer ausfällt, tobt der Streit über den künftigen Kurs und das Führungspersonal nicht weniger heftig. Regierungswillige, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht