(Registrieren)

Ein Jahr nach der Gaza-Offensive: Immer noch kein Wiederaufbau im Gazastreifen möglich / Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen kritisieren EU-Politik

Geschrieben am 22-12-2009

Frankfurt/Main (ots) - Der Wiederaufbau und die Beseitigung der
Kriegsschäden im Gaza-Streifen ist noch immer nicht möglich, sagen 16
führende Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen in einem neuen
Bericht, der zum einjährigen Jahrestag der israelischen Operation
"Gegossenes Blei" erscheint.

Seit Ende der Offensive Mitte Januar hat die israelische
Administration lediglich 41 LKW-Ladungen mit Baumaterial nach Gaza
zugelassen, berichten die Organisationen, unter ihnen medico
international, Oxfam und Amnesty International UK. Für den
Wiederaufbau und die Renovierung Tausender Häuser werden aber
Tausende von LKW-Ladungen benötigt, fügten sie hinzu.

Lediglich ein Bruchteil der Schäden an Häusern, ziviler
Infrastruktur, öffentlichen Einrichtungen und Geschäften konnte
bisher repariert werden. Der Zivilbevölkerung, sowie den UN- und
Hilfsorganisationen wird bis auf wenige Ausnahmen verboten
Materialien wie Zement und Glas zu importieren, steht im Bericht.

"Alle Bewohner des Gazastreifens werden durch die Blockade für die
Taten einiger Weniger bestraft", sagt Tsafrir Cohen, Repräsentant von
medico international in Israel und Palästina. Kritik üben die
Organisationen an der internationalen Politik, die zwar immer wieder
die Blockade kritisiere, aber nichts unternehme um dieser
israelischen Politik ein Ende zu bereiten.

Paul Bendix, Geschäftsführer von Oxfam Deutschland, sagt: "Bloße
Verlautbarungen helfen den Menschen im Gazastreifen nicht weiter. Die
internationale Gemeinschaft muss endlich ihrer Verantwortung gerecht
werden und wirksam auf die Beendigung der Versorgungsblockade
drängen. Die Bevölkerung von Gaza muss die Möglichkeit erhalten, ihre
Häuser selbst wieder aufzubauen und sich neue wirtschaftliche
Perspektiven zu erarbeiten."

Die Folgen des Einfuhrverbots für Baumaterialien sind sehr tief
greifend, schreiben die Autoren des Berichts: Die Blockade führt zu
häufigen Stromausfällen und Engpässen in der Gas- und
Wasserversorgung. Teile des Stromnetzes wurden während des Konflikts
bombardiert und müssten dringend repariert werden. Hinzu kommt, dass
Israel die Versorgung von Gaza mit industriellem Öl einschränkt.

90% der Bevölkerung leiden unter Stromausfällen von vier bis acht
Stunden pro Tag.

Stromausfälle verursachen tägliche Unterbrechungen der
Wasserversorgung. Diese wird auch durch nicht zu reparierende
Wasserleitungen und -Tanks behindert, da Ersatzteile von Israel
nicht als essenzielle humanitäre Güter betrachtet werden und deshalb
nicht eingeführt werden dürfen. Durch Druckverlust in den Leitungen
wird die Wasserversorgung durch verschmutztes Grundwasser
kontaminiert. Die schlechte Wasserqualität ist eine Hauptsorge der
Hilfsorganisationen in Gaza. Durchfall verursacht 12% der Todesfälle
junger Menschen.

Die Blockade, die im Juni 2007 begann, nachdem Hamas die Kontrolle
über den Gazastreifen übernahm, hat die Armut in Gaza sprunghaft
erhöht. 80% der Menschen sind von Hilfe abhängig. Unternehmen und
Farmen mussten ihren Betrieb einstellen und Arbeiter entlassen. Das
Ausfuhrverbot hat die Bauern hart getroffen. Durch den Krieg wurden
17% der Agrarfläche samt Gewächshäuser und Bewässerungssysteme
zerstört. Weitere 30% der Agrarfläche sind durch Erweiterung der
israelischen Sperrgebiete verloren gegangen.

Der Bericht drängt die EU dazu, eine sofortige und konzertierte
Aktion zu beginnen, um die Blockade von Gaza zu beenden. Die
europäischen Außenminister werden aufgerufen, Gaza zu besuchen, um
sich selbst ein Bild von den Folgen der Blockade für die Bevölkerung
zu machen. "Die sofortige Öffnung der Gaza-Übergänge für
Baumaterialien vor dem Wintereinbruch wäre ein wichtiger Schritt",
sagt Tsafrir Cohen von medico international.

Hinweis an die Redaktionen:

Den Bericht finden Sie auf www.medico.de (als Service zum
verlinken für die Leser auch in einer deutschsprachigen Fassung).

Originaltext: medico international
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/14079
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_14079.rss2

Pressekontakt:
Für weitere Informationen und Interviewwünsche steht Ihnen unser
deutscher Mitarbeiter Tsafrir Cohen im medico-Büro Ramallah zur
Verfügung:

- Tsafrir Cohen, Repräsentant von medico international in Israel und
Palästina: Tel. ++972 54 6539790 oder ho-jlem@medico.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

243762

weitere Artikel:
  • Kölner Stadt-Anzeiger: ACHTUNG SPERRFRIST Dienstagmorgen 01.00 Uhr Danckert (SPD): Gewalttätige Fußballfans sollen zahlen Köln (ots) - Köln. Der langjährige Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestags, Peter Danckert (SPD), will gewalttätige Fans für die Polizeieinsatzkosten im Umfeld von Fußballspielen haftbar machen. Es gehe um eine Gruppe von Tätern, die man "einsammeln und mit Kostenbescheiden behelligen muss", sagte Danckert dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstags-Ausgabe). Damit wand sich der SPD-Politiker gegen einen Vorschlag der Innensenatoren von Hamburg und Bremen, Christoph Ahlhaus (CDU) und Ulrich Mäurer (SPD), demzufolge die Fußballverbände mehr...

  • Terminhinweis 30. Dezember: Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen über Angriffe auf die Pressefreiheit 2009 Berlin (ots) - Im Jahr 2008 wurden weltweit 60 Journalisten während ihrer Arbeit oder wegen ihres Berufs getötet, 673 wurden festgenommen und 929 körperlich angegriffen oder bedroht. Wie sieht die Situation im Jahr 2009 aus? Am 30. Dezember 2009 veröffentlicht Reporter ohne Grenzen (ROG) eine ausführliche Bilanz der Angriffe auf die Pressefreiheit im Jahr 2009. Darin analysiert ROG folgende Zahlen: Weltweite Fälle von getöteten, festgenommenen, attackierten, entführten und geflohenen Journalisten und Bloggern sowie von zensierten mehr...

  • Wer nicht alles ändert, ändert gar nichts / Honduranische Parlamentsabgeordnete Ayala und kanadischer Wirtschaftswissenschaftler Chossudovsky sprechen auf der XV. Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin Berlin (ots) - Unter diesem Motto veranstaltet die Tageszeitung junge Welt, unterstützt von 25 weiteren Organisationen, Gewerkschaften und Medien, am 9. Januar 2009 die XV. Rosa-Luxemburg-Konferenz in allen Räumen der Urania in Berlin. Beiträge werden unter anderen von Silvia Ayala, Mitglied des Parlamentes in Honduras und Michel Chossudovsky, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Toronto angekündigt. Aus der Todeszelle wird im Originalton der Beitrag des zum Tode verurteilten Journalisten Mumia Abu-Jamal übertragen, mehr...

  • Deutsche Umwelthilfe zieht Bilanz 2009:Nach Kopenhagen zu Hause handeln Berlin (ots) - Scheitern von Kopenhagen erfordert mehr denn je Vorreiterrolle Deutschlands und Europas - EU-Sondergipfel soll 30-Prozent Ziel bis 2020 festschreiben - Bundesregierung muss angekündigten "Weg ins regenerative Zeitalter" mit Taten untermauern, statt alte Strukturen zu konservieren - DUH will angesichts der Enttäuschung von Kopenhagen 2010 verstärkt gegen Vollzugs- und Umsetzungsdefizit im Klima-, Umwelt- und Verbraucherschutz vorgehen - Organisation ist auch 2009 weiter gewachsen Nach dem Scheitern des Klimagipfels von mehr...

  • GEWOBAG erhält Sonderpreis für familienorientiertes Wohnen/Projekt "Zukunft Falkenhagener Feld" für die Förderung des generationsübergreifenden Zusammenlebens und die Förderung von Gesundheit ausgezei Berlin (ots) - Für ihr Engagement im Spandauer Wohnviertel Falkenhagener Feld wurde die GEWOBAG beim Wettbewerb "Familien-Freunde 09" mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Der Wettbewerb wird jährlich von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. (BBU) ausgelobt. Die Preisverleihung fand vorletzten Montag im Roten Rathaus statt. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer überreichte GEWOBAG-Vorstand Hendrik Jellema und Projektleiterin Silja Stubenvoll eine Urkunde mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht