(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Die Sünden der Schuldenmacher - Leitartikel

Geschrieben am 10-12-2009

Berlin (ots) - Die Summe ist unvorstellbar: 100 Milliarden Euro
neue Schulden will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im
kommenden Jahr machen - 86 Milliarden Euro direkt über den
Bundeshaushalt, weitere 14,5 Milliarden Euro über sogenannte
Nebenhaushalte des Bundes wie dem Investitions- und Tilgungsfonds,
über den die Konjunkturprogramme abgewickelt werden. Schäuble wird
damit der Rekordschuldenmacher der Bundesrepublik. Bislang hielt
diesen unschönen Rekord der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel
(CSU), der Mitte der 90er-Jahre immerhin 40 Milliarden Euro an neuen
Schulden aufnahm. Schon das ist wahnsinnig viel Geld - aber doch nur
knapp die Hälfte der Summe, die Schäuble nun plant.
Mit seriöser Haushaltspolitik hat dies nicht mehr zu tun. Die
schwarz-gelbe Koalition will damit all ihre Vorhaben wie die
Steuerentlastungen finanzieren, die Erhöhung des Kinderfreibetrags
und des Kindergeldes, die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes, aber
eben auch solche unsinnigen Dinge wie die Mehrwertsteuersenkung für
Hotelübernachtungen ohne Frühstück. Diese Entlastung kostet pro Jahr
allein eine Milliarde Euro und verursacht doch nur noch mehr
bürokratischen Aufwand. Aber wahrscheinlich denkt sich mancher in der
Koalition - allen voran die CSU-Politiker, die mit Blick auf die
bayerischen Urlaubshotels auf diesem Vorhaben bestehen -, dass es bei
100 Milliarden Euro Neuverschuldung auf die eine Milliarde mehr eh
nicht ankommt.
Auch im Land Berlin ist von Sparen schon lange keine Rede mehr: Mehr
als 60 Milliarden Euro Schulden hat das Land schon, nun wird dieser
Schuldenberg rapide weiter wachsen, denn bis 2012 will der rot-rote
Senat insgesamt 5,5 Milliarden Euro neue Schulden machen. Dafür hat
das Abgeordnetenhaus gestern den Weg frei gemacht. Das Geld brauchen
die Politiker, um beispielsweise den Kita-Besuch kostenlos anbieten
zu können. Auch die Bezirke kommen deutlich mehr Geld. Der Regierende
Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) möchte 2011 wiedergewählt werden -
mit Einschnitten, die die Bürger spüren würden, gewinnt man aber kaum
eine Wahl. Und ist diese Haltung nicht sogar opportun, wenn die
Bundesregierung noch viel, viel mehr Schulden macht?
Sicherlich, in einer Wirtschaftskrise muss der Staat Geld in die Hand
nehmen, um Arbeitsplätze zu erhalten und die Konjunktur anzukurbeln.
Ebenso ist jeder Cent zusätzlich für Bildung auf den ersten Blick
eine gute Sache. Aber eben nur auf den ersten Blick. Viel wichtiger
wäre es, jedes Vorhaben zu überprüfen. Können gut verdienende Eltern
nicht doch für einen Kitaplatz zahlen, zumal in diesen schwierigen
finanziellen Zeiten? Hängt das Überleben der Hotels nicht eher von
der Qualität als von einer Mehrwertsteuersenkung ab?
Die neuen Milliarden-Schulden, die jetzt gemacht werden, müssen die
Kinder und Kindeskinder und Kindeskinderkinder abbezahlen. An ihnen
versündigen sich die Schuldenmacher - im Bund und in Berlin.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

241883

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: Kundus = Von Wolfgang Radau Düsseldorf (ots) - Empörend ist nicht so sehr die Tatsache, dass die Spezialtruppe KSK mit im Boot war, als der Luftschlag von Kundus ausgelöst wurde. Der Eliteverband existiert legal, und die Bundeswehr in Afghanistan ist weitgehend frei, sich vor Ort zu organisieren. Empörend ist vielmehr, dass die Öffentlichkeit und mit ihr das Parlament zunächst dumm gehalten wird über Hergang und Folgen des Bombardements, um dann scheibchenweise die Wahrheit aus der "Bild"-Zeitung zu erfahren. Wozu sitzen 622 Volksvertreter im Bundestag, wenn Fragen, mehr...

  • Landeszeitung Lüneburg: ,,Geld wird extrem ineffizient eingesetzt" -- Interview mit Prof. Dr. Peter Bofinger Lüneburg (ots) - Die Finanzplanung der schwarz-gelben Bundesregierung gerät aus den Fugen. 2010 muss Bundesfinanzminis"ter Wolfgang Schäuble voraussichtlich 100 Milliarden Euro neue Schulden machen. Dennoch wollen Union und FDP am Steuerpakt festhalten. Damit zeichnet sich für spätestens 2011 ,,ein brutaler Sparkurs" ab, betonte Prof. Dr. Peter Bofinger. Der Wirtschaftsweise übte im Gespräch mit unserer Zeitung erneut harte Kritk an den schwarz-gelben Plänen. In einer Zeit, in der das Geld sehr knapp ist, setzt die Regierung ,,öffentliche mehr...

  • RNZ: Mit Absicht - Kommentar zum Friedensnobelpreis für Barack Obama Heidelberg (ots) - Von Christian Altmeier Selten war die Vergabe des Friedensnobelpreises so umstritten, wie im Fall von Barack Obama. Selbst zwei Drittel der US-Bevölkerung sind der Ansicht, ihr Präsident habe die Auszeichnung nicht verdient. Obama trug diesen Bedenken Rechnung. Nicht nur, indem er die Dauer der Feierlichkeiten zu einem Blitzbesuch in Oslo verkürzte, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf das Ereignis zu lenken. Sondern vor allem, indem er die Widersprüche in seiner klugen und zurückhaltenden Dankesrede thematisierte. mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische, Bielefeld: KOMMENTAR Wachstumsbeschleunigungsgesetz Aufbruch nicht in Sicht ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz der Bundesregierung erntet jeden Tag neue Kritik. Diesmal sind es zwei Wirtschaftsweise, die das Vorhaben in Bausch und Bogen verdammen. Das erste große Gesetz der schwarz-gelben Regierung sollte Aufbruchstimmung verbreiten. Daraus wird aber nichts. Zu sehr erschreckt die Unbekümmertheit, mit der hier vor allem auf Betreiben von FDP und CSU Lobby-Interessen bedient werden sollen. In einer Zeit der knappen Kassen und einer historischen Rekordverschuldung ist es vollständig absurd, die mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische, Bielefeld: KOMMENTAR Obama und der Friedensnobelpreis Peinlich MICHAEL KAISER Bielefeld (ots) - Dass der Präsident einer kriegführenden Nation den Friedensnobelpreis erhält, ist ein, neutral formuliert, ungewöhnlicher Vorgang. Zu sagen "Das geht gar nicht" ist ebenfalls zulässig. Diese Situation hat nichts Kurioses an sich. Sie ist eher peinlich. Für alle Beteiligten. Sie sagt auch weniger aus über den US-amerikanischen Präsidenten als vielmehr über den Weg, den das Nobelkomitee offensichtlich nimmt. Hier wird der Versuch unternommen, Realpolitik zu machen. Das wird sehr wahrscheinlich scheitern. Gut gemeint ist mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht