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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Bildungsstreik:

Geschrieben am 09-12-2009

Bielefeld (ots) - Die Jugend von heute: unpolitisch, bequem,
konfliktscheu. So werden uns die Nachfolger der »Generation Golf«
gerne präsentiert. Markus Kavka, Speerspitze des Internet-TV beim
nicht eben als Jugendsender verschrieenen ZDF, sprach noch im Oktober
von der »Generation Warmduscher« und fragte: »Wo bleibt der Aufstand
der Jungen?«
Wenn Kavka die Webcam abschaltet und sich ins wahre Leben begibt,
kann er ihn besichtigen, den Aufstand der Jungen. Zum Beispiel heute
in Bonn, wo wiederum etliche tausend junge Leute der
Kultusministerkonferenz einheizen wollen: Schluss mit dem Turbo-Abi.
Schluss mit dem Turbo-Studium. Nein zu Studiengebühren. Mehr Geld für
die Bildung.
Das ist nicht die Rückkehr der Achtundsechziger. »Die Haltung der
Jugendlichen zu gesellschaftlichen Aktivitäten entspricht ihrem
pragmatischen Ansatz. Es sind nicht ideologische Konzepte oder
gesellschaftliche Utopien, die sie verfolgen«, war schon 2006 in der
Shell-Studie zu lesen, der letzten großen Erhebung über die
Generation der damals 12- bis 25-Jährigen.
Die Schüler und Studenten, die auf die Straße gehen, sind weder
rechts noch links einzuordnen - trotz massiver Vereinnahmung des
Bildungsstreiks durch Gewerkschaften und linke Parteien. Der
Bildungsstreik fällt eher in die Kategorie Notwehr. Sie wollen nicht
länger Sündenböcke sein für eine mit heißer Nadel gestrickte
Ökonomisierung des Bildungssystems, das in erster Linie in hohem
Tempo Fachpersonal für die Wirtschaft produzieren soll. Dabei
beklagen die Protestierer - anders als viele ihrer Eltern - nicht
einmal den Niedergang des Humboldtschen Bildungsideals, sondern
schlicht Überforderung und Desorganisation an Schulen und
Hochschulen.
Die als »Generation Warmduscher« Geschmähten lassen die Politik
mittlerweile wie einen begossenen Pudel dastehen. Selbst die CDU,
deren Bildungspolitiker Michael Kretschmer noch im Sommer den »Geist
der Destruktion« über den Protesten schweben sah, räumt mittlerweile
Murks bei der Studienreform ein. Bundesbildungsministerin Annette
Schavan (CDU) setzt sich an die Spitze der Reform-Reformierer. Den
politischen Ritterschlag erteilte Bundespräsident Horst Köhler in
seiner bildungspolitischen Brandrede vom 2. Dezember: schlechte
Betreuungsquoten, marode Gebäude, chronische Unterfinanzierung.
Kurzum: Setzen, Sechs!
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat sich eine Jugendbewegung
politisch durchgesetzt - und weitere Debatten werden folgen. Wer
zahlt im Jahr 2060 die Rente, wenn es mehr Rentner als Jugendliche
gibt? Wer steht für die Milliardenschulden ein, die der Staat derzeit
anhäuft?
Antworten darauf hat die Gesellschaft nicht parat. Doch die Jugend
wird sie einfordern. Beharrlich und unbequem.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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