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IT-Gipfel: Leuchtturmpolitik reicht nicht mehr

Geschrieben am 08-12-2009

Stuttgart/Radolfzell (ots) - Beim 4. IT-Gipfel zeigen Politik und
Wirtschaft klimapolitisches Problembewusstsein und begnügen sich
dennoch weitgehend mit der Errichtung von Leuchttürmen - Jetzt
konkrete Maßnahmen für "Green IT" und "Green durch IT" in der Fläche
ergreifen - Mehr Transparenz für Verbraucher und Initiative für
intelligente Stromzähler überfällig

Ob die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (ITK)
das Klimaproblem in Zuklunft insgesamt ent- oder aber verschärfen,
ist auch nach dem 4. IT-Gipfel nicht entschieden. Die gute Botschaft
der heute von Bundeskanzlerin Angela Merkel und BITKOM-Präsident
August-Wilhelm Scheer vorgestellten "Stuttgarter Erklärung" ist, dass
erkennbar klimapolitisches Problembewusstsein eingezogen ist in die
Debatte. Doch neben der Beschwörung von Energieeffizienz und
Klimaschutz soll ITK in einer digital vernetzten Welt auch die alten
Industrien und die Wirtschaft insgesamt zu immer neuen, natürlich
"nachhaltigen" Wachstumsschüben treiben.

"Die Bundesregierung hat die Bedeutung digitaler Technologien für
den Klimaschutz erfreulicherweise inzwischen erkannt", resümierte
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V.,
doch sei mit den anvisierten Maßnahmen "noch nicht entschieden, ob
die Errungenschaften der modernen Kommunikation einmal als Auslöser
für den Durchbruch im Klimaschutz gefeiert werden oder ganz im
Gegenteil als Teil des Problems in die Geschichte eingehen." Baake
verwies darauf, dass immer mehr Strom in einen immer größeren
elektronischen Gerätepark flösse. Bereits heute ist die Informations-
und Telekommunikationstechnologie für mehr als 10 Prozent des
Stromverbrauchs in Deutschland verantwortlich, ein Wert der einer
Fraunhofer-Studie zufolge bis 2020 noch um 20 Prozent steigen soll.
Zwar seien die in der "Stuttgarter Erklärung" in den Mittelpunkt
gerückten Leuchtturmprojekte wichtig. Sie dürften jedoch nicht mit
realen Erfolgen im Klimaschutz verwechselt werden. Stattdessen bleibe
die Umsetzung in die Fläche häufig weit hinter der Entwicklung
zurück.

Dies werde zum Beispiel am vor Jahresfrist vorgestellten
Aktionsplan "Green IT Pionier Deutschland" deutlich, erläuterte
Steffen Holzmann, der Projektleiter ecoIT bei der DUH. "Der Ende 2008
in Darmstadt verabschiedete Aktionsplan hat bisher wenig praktische
Folgen gehabt." So lag dem Bundestag bereits ein Antrag vor, im
Rahmen der Novellierung der Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung
auf EU-Ebene auch ITK-Produkte wie Rechner, Monitore und
Peripheriegeräte mit einem Label, wie von den Großgeräten ("weiße
Ware") bekannt, zu versehen. Dieser sei mit den Stimmen der großen
Koalition im Frühjahr jedoch abgelehnt worden. Auch die
EU-Ökodesign-Richtlinie stelle bisher nur Mindestanforderungen an die
Energieeffizienz der Geräte. "Diese Regelung fördert nicht die Besten
und die Optimierung sondern bereinigt den Markt nur von den
Schlechtesten" erläutert Holzmann und fordert von der
Bundesregierung, das Versprechen des Aktionsplans 2008 ernst zu
nehmen und tatsächlich "Transparenz baldmöglichst zum Verbraucher zu
bringen".

Auch das Versprechen, Green IT in den Verwaltungen des Bundes
beschleunigt einzusetzen, warte weiter auf seine Realisierung. Es
fehle nach wie vor an klaren und verbindlichen Beschaffungsvorgaben
des Bundes. Die fehlende Kennzeichnung mache sich auch hier
bemerkbar, denn erst eine objektive Unterscheidung in mehr und
weniger effiziente Geräte würde eine entsprechende Entscheidung
ermöglichen. Eine Klassifizierung aller Geräte anhand Ihres
Energieverbrauchs könne die umweltfreundliche Beschaffung stark
vereinfachen, sagte Holzmann.

Handlungsbedarf sieht die Deutsche Umwelthilfe auch beim Thema
E-Energy, also bei der Nutzung moderner IKT in einem künftigen
Energiesystem. Zwar werde die Bedeutung des Themas für die
erneuerbaren Energien und den Klimaschutz in der Stuttgarter
Erklärung gewürdigt, die Schlussfolgerungen schienen jedoch
halbherzig. So sollten neue digitale Stromzähler einerseits schon ab
dem 1. Januar 2010 genutzt werden. Für diese seien jedoch außer dem
digitalen Display noch keinerlei Mindeststandards formuliert. "Wenn
das Ziel intelligenter Netze ernst gemeint ist, dann ist es jetzt an
der Zeit, auf diese Umstellung hinzuarbeiten und die Integration der
Zähler in ein "smart Grid" bereits vorzusehen".

Ein begrüßenswerter Schritt Richtung praktische Umsetzung von
Green IT sei dagegen die vom Bundesumweltministerium finanzierte
Beratung für kleine und mittelständische Unternehmen durch die
Bitkom. Ihr Schwerpunkt liegt derzeit jedoch zunächst einmal darauf,
den KMU Fördermöglichkeiten aufzuzeigen und im Behördendschungel Wege
zu weisen. Dies sei auch dringend nötig, denn die Bitkom selbst weise
immer wieder darauf hin, dass die Unternehmen Fördermöglichkeiten
noch in viel zu geringem Umfang in Anspruch nähmen.

Über ecoIT
ecoIT ist ein Projekt der Deutschen Umwelthilfe e.V., dessen erstes
Ziel es ist, das Thema Green IT aus einer sehr technischen Diskussion
heraus zu Verbrauchern und in die politische Öffentlichkeit zu
tragen. Wir wollen transparent informieren und für die Möglichkeiten
begeistern, die ressourcen- und energieeffiziente Technologien
bieten.

Hintergrund: der ITK-Sektor ist zum einen bereits zu einem
klimarelevanten Energieverbraucher geworden, der mit ungewöhnlich
hohen Raten wächst. Zum anderen gibt es bereits heute Lösungen, die
den Energieverbrauch in diesem Bereich deutlich reduzieren können.
Darüber hinaus handelt es sich um einen sehr dynamischen Sektor, in
dem Verbesserungen sehr rasch ihre Wirkung entfalten können.
Weitere Informationen: www.projekt-ecoit.de und www.duh.de

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Dr. Gerd Rosenkranz
Leiter Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt
4, 10178 Berlin Tel.: 030 2400687-21, Mobil: 0171 5660577,
rosenkranz@duh.de

Steffen Holzmann Projektleiter ecoIT, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-52,
Mobil: 0170 4120449, holzmann@duh.de


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