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Placebo aus der Auto-Steinzeit: Die Diesel-Abgasuntersuchung muss dringend renoviert werden

Geschrieben am 26-11-2009

Berlin (ots) - Technisch überholte Messgeräte zur
Abgasuntersuchung von Pkw können Dieselstinker nicht erkennen - Schon
vor der Einführung der Euro 5 Norm in diesem Jahr war die
Diesel-Abgasuntersuchung (AU) vom Stand der Technik überholt und oft
wirkungslos - Deutsche Umwelthilfe und Abgas-Experten fordern
schärfere Prüfwerte und den Einsatz moderner Messmethoden

Die periodische Abgasuntersuchung, die Millionen Diesel-Pkw in
Deutschland im Zwei-Jahres-Rhythmus absolvieren, ist seit Jahren bei
modernen Dieselfahrzeugen wirkungslos. Veraltete Messgeräte reagieren
erst auf Schadstoffkonzentrationen, die selbst bei defekten
Abgasreinigungssystemen praktisch nie erreicht werden.
Beispielsweise können defekte Diesel-Partikelfilter mit den
bundesweit eingesetzten Messgeräten nicht entdeckt werden. Darauf hat
die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hingewiesen und eine sofortige
"grundlegende Renovierung" der Abgasuntersuchung, die Einführung
moderner Messmethoden und Prüfwerte gefordert, die sich an heutigen
Abgasgrenzwerten orientieren.

Die periodische Abgasuntersuchung (AU) wurde verbindlich 1993
eingeführt, um sicherzustellen, dass sich der Schadstoffausstoß über
die Lebensdauer eines Fahrzeugs nicht wesentlich erhöht. Die aktuell
millionenfach durchgeführte Diesel-AU wird diesem Anspruch mit
Messmethoden aus den 70er und viel zu hohen Prüfwerten aus den 90er
Jahren nicht mehr gerecht. Einerseits wurden die EU-Abgasnormen in
den vergangenen zwanzig Jahren drastisch verschärft, andererseits
blieben die Prüfwerte seit dem Start der verpflichtenden periodischen
Abgasuntersuchung unverändert auf einem inzwischen viel zu hohem
Niveau.

"Es kann nicht sein, dass wir wegen der hohen Feinstaubbelastung
in unseren Großstädten mit erheblichem Aufwand Umweltzonen
einrichten, in die nur partikelreduzierte und schadstoffarme Autos
einfahren dürfen, und andererseits die Wirksamkeit der Abgasreinigung
nur zum Schein mit Placebo-Geräten überprüfen", sagte
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die Deutsche Umwelthilfe e.
V. (DUH) fordert deshalb, dass die Diesel-Abgasuntersuchung schnell
dem Stand der Technik angepasst wird. Andernfalls seien die für die
periodischen Prüfungen von Pkw-Haltern verlangten etwa 38 Euro
rausgeschmissenes Geld, so Resch.

"Es ist ein skandalöser Anachronismus", erklärte der
internationale Verkehrsberater und frühere Abteilungsleiter im
Umweltbundesamt Axel Friedrich anlässlich einer Pressevorführung der
heutigen Messdefizite in Berlin. "Seit Jahren wird mit Wissen aller
Beteiligten eine offensichtlich wirkungslose Massenuntersuchung am
Leben erhalten, die den Bürger Geld kostet und dafür sorgt, dass
defekte Fahrzeuge ungehindert und unbemerkt auf unseren Straßen
fahren.
Unterstützung erhält die DUH vom Präsidenten des Bundesverbands
Automobil Service-Ausrüstungen (ASA) Klaus Burger, der auch
Geschäftsführer der Firma MAHA ist. Burger forderte konsequentes
Handeln der Politik: "Nach dem schwierigen Start der Einführung von
Dieselpartikelfiltern und deren Nachrüstprogrammen muss die Politik
nun die Basis für eine zeitgerechte Kontrolle der Funktionsfähigkeit
dieser Systeme über den Lebenszyklus gewährleisten".

Günter Afflerbach vom TÜV Nord bestätigte anlässlich der
Pressekonferenz in Berlin, dass der Austausch der veralteten
Messgeräte zügig erfolgen könne: "In einem gemeinsamen Vorhaben der
DEKRA, des ZDK, von ASA und VdTÜV haben moderne Partikelmessgeräte
bewiesen, dass sie einsatzfähig sind." Zur Einführung dieser neuen
Messgeräte müsse nun noch die zuständige Physikalisch Technische
Bundesanstalt (PTB) die Anforderungen der Eichordnung an diese Geräte
formulieren.

Anlässlich der Pressevorführung in Berlin schlugen die Experten
vor, die periodische Abgasuntersuchung in zwei Stufen grundlegend zu
renovieren: In einem ersten Schritt sollen sofort die Prüfwerte unter
Berücksichtigung der aktuellen EU-Abgasnormen reduziert werden. Denn
während die zulässigen Schadstoff-Grenzwerte in den vergangenen
Jahrzehnten schrittweise und massiv verschärft wurden, blieben die
AU-Prüfwerte über den gesamten Zeitraum unverändert. Die Kluft
zwischen beiden wuchs mittlerweile so weit, dass bei der Prüfung
moderne und mittelalte Fahrzeuge auch bei defekter Abgasreinigung
praktisch nicht mehr durchfallen können. Im zweiten Schritt sollen
die veralteten Abgasmessgeräte schnell und flächendeckend erneuert
werden. Moderne Messgeräte, die sehr kleine Partikel erfassen können,
sind bereits heute kostengünstig verfügbar. Mit diesen modernen
Geräten werden Fehler in der Abgasreinigung auch bei modernen
Dieselfahrzeugen zuverlässig erkannt. Die periodische
Abgasuntersuchung würde wieder ihren ursprünglichen Zweck erfüllen.

Friedrich wies darauf hin, dass auch die aktuellen Euro
5-Fahrzeuge mit Diesel-Partikelfilter und künftige Euro 6-Fahrzeuge
die regelmäßige Abgasuntersuchung durchlaufen müssen, obwohl diese
modernen Fahrzeuge serienmäßig über eine eingebaute elektronische
Systemüberwachung des Schadstoffausstoßes (OBD, On-Board-Diagnose)
verfügen. Die OBD-Technik ist nicht in der Lage, gravierende Fehler
in der Abgasreinigung zu erkennen. Die Autoindustrie solle ihren
Widerstand gegen eine wirksame Diesel- AU endlich aufgeben. Die
Experten sind sich einig, dass OBD eine wirksame periodische
Abgasuntersuchung nicht ersetzen kann.

Deswegen fordert die Deutsche Umwelthilfe das Instrument der
Abgasuntersuchung nach zeitgemäßen und technisch angepassten
Maßstäben für alle Dieselfahrzeuge (Pkw und Lkw) beizubehalten.
Resch: "Damit die Diesel-AU wieder ihren Zweck erfüllt, muss die
Bundesregierung jetzt handeln und die Renovierungsarbeiten
unverzüglich in Angriff nehmen. Jeder unentdeckte Dieselstinker
erhöht die Belastung der Menschen - besonders in den Ballungszentren
- mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen."

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170, Fax: 030
240086719, resch@duh.de

Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, DUH, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 240086721, Mobil: 0171 5660577,
rosenkranz@duh.de

Dr. Axel Friedrich, freier Berater, Hertastr. 2, 14169 Berlin, Mobil:
0152 29483857, axel.friedrich.berlin@gmail.com


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