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Lausitzer Rundschau: Stasi-Vorwürfe gegen Linke-Politiker in Brandenburg

Geschrieben am 17-11-2009

Cottbus (ots) - Es geht bei dem Fall des brandenburgischen
Linke-Abgeordneten Gerd-Rüdiger Hoffmann nicht um erklärliche
Jugendsünden. Es geht auch nicht um das offenbar schwer gestörte
Erinnerungsvermögen eines Volksvertreters. Wer den Mann etwas besser
kennt, wird fast zwangsläufig Mitleid damit empfinden, dass er jetzt,
nach 35Jahren, mit einer Geschichte konfrontiert wird, die
ihn ohne Zweifel mit Scham erfüllen muss. Das Schicksal des
Gerd-Rüdiger Hoffmann liegt nicht in den Sünden der Vergangenheit, es
liegt in den Merkwürdigkeiten der Politik eines Bundeslandes, das für
sich immer einen Sonderweg beanspruchte und jetzt mit den Folgen
konfrontiert wird. Denn die Folgen dieses exklusiven Umgangs mit der
DDR-Vergangenheit sind ein problematischer Umgang mit der Wahrheit,
der sich wieder und wieder dem Verdacht der Lüge aussetzt. Die
Fehler, über die in Potsdam zu debattieren wäre, sind also nicht die
lange zurückliegenden Spitzeldienste eines erstaunlich großen Teils
des Führungspersonals der Linken. Problematisch sind vielmehr die
Sünden der Gegenwart, die immer noch nahe legen, dass man es mit der
Annäherung an das Gewesene nicht so genau nehmen muss. In der Debatte
um die Stasi wurde zuweilen nicht ganz zu Unrecht beklagt, dass sie
zu einem gnadenlosen Verfolgungseifer führen könnte. Während
Schwerverbrecher irgendwann verziehen würde, müsste der Spitzel ein
Leben lang büßen. Der brandenburgische Weg schien da die Alternative.
Trotz umfangreicher Stasi-Kontakte überlebte nicht nur ein
Ministerpräsident. Inzwischen sitzt eine frühere Mitarbeiterin der
Geheimpolizei als Fraktionschefin am Kabinettstisch, ein weiterer im
Bundestag und vier im Landtag. Sie sind also längst rehabilitiert.
Nun zeigt aber der Fall Hoffmann, dass damit eben nicht ein größeres
Maß an Offenheit und Bekennermut einhergeht. Offensichtlich hat
keiner Hoffmann je dazu gedrängt, sich einmal Klarheit zu
verschaffen, als er in Parteikreisen etwas dubios von seinen
Stasi-Kontakten berichtete. Erklärtermaßen sollen vielmehr die
erhaltenen Unterlagen, die einst im Auftrag der Partei, der sie alle
angehörten, angelegt wurden, inzwischen keinerlei Beweiskraft mehr
haben. Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist in den letzten zwanzig
Jahren in Brandenburg beliebig geworden. Wer dabei war, darf
erzählen, was ihm in den Kram passt. Eine möglichst schonungslose
Annäherung an die Wirklichkeit, die vergangene wie die gegenwärtige,
aber ist Grundvoraussetzung einer jeden guten Politik.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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