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Landminen, Streumunition: Die Hilfe geht - die Opfer bleiben! / Berliner Konferenz sieht Opferhilfe vor großen Herausforderungen

Geschrieben am 05-11-2009

Berlin (ots) - Menschen, deren Leben durch Landminen oder
Streubomben eine grausame Wendung genommen hat, warten häufig
vergeblich auf Unterstützung. "Allein in Afghanistan leben über
60.000 Menschen, die einen Unfall mit Minen oder Blindgängern schwer
verletzt überlebt haben. Der politische Wille, ihnen zu helfen, ist
leider noch nicht stark genug." Dies machte Firoz Alizada, der selbst
durch eine Mine seine Beine verloren hatte, gestern in der Berliner
Heinrich-Böll-Stiftung deutlich. Bei einer Konferenz von Handicap
International und Aktionsbündnis Landmine.de diskutierten dort
deutsche, französische, österreichische und belgische Vertreter aus
der Politik und aus der Praxis der Entwicklungshilfe über
Herausforderungen und konkrete Strategien der Opferhilfe.

Drei internationale Abkommen fordern von Staaten wie Deutschland
und Frankreich mehr Hilfe für die Opfer von
Kriegshinterlassenschaften: Die Verträge über das Verbot von
Landminen und Streubomben von 1997 und 2008 sowie die UN-Konvention
für die Rechte von Menschen mit Behinderung. In den zehn Jahren seit
dem In-Kraft-Treten des Ottawa-Vertrags über ein Verbot von
Anti-Personen-Minen wurden zwar weltweit Millionen von Landminen
vernichtet, und die Einsätze dieser Waffen sowie die Zahl neuer Opfer
gehen erfreulich zurück. Gleichzeitig aber besteht nach wie vor
immenser Bedarf an medizinischer, orthopädischer, psychologischer und
sozialer Unterstützung für viele der mehreren Hunderttausend
Menschen, die bereits zu Opfern von Landminen geworden sind.

Einen besonderen Bedarf sahen bei der gestrigen Konferenz die
Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis von Hilfsprogrammen in
der langfristigen Ausbildung von Rehabilitationsfachkräften. So wären
zum Beispiel im Balkan eigentlich 300 Rehabilitationsfachkräfte
nötig, von denen es jedoch nur 20 gut ausgebildete gibt. Ein weiterer
großer Bedarf liegt in der wirtschaftlichen und sozialen Inklusion
der betroffenen Menschen. Selbst wo eine Grundversorgung
gewährleistet ist, bleiben Minenopfer oft ökonomisch abhängig von
ihren Familien und sind die letzten, die Zugang zu Bildung und Arbeit
finden. Um entsprechende Entwicklungsprogramme sinnvoll auf lokale
Realitäten abzustimmen, halten die Fachleute grundlegende Studien,
Auswertungen und eine größtmögliche Transparenz für notwendig. Und
schließlich dürfen als Grundlage der Arbeit die finanziellen
Anstrengungen der Geberstaaten nicht nachlassen, auch in Zeiten der
Finanzkrise.

"Opferhilfe ist seit Jahren unterfinanziert und es wäre nicht
vermittelbar, wenn ausgerechnet jetzt Minenaktionsprogramme und
Opferhilfe den milliardenschweren Rettungsaktionen für bankrotte
Banken und Konzerne zum Opfer fielen", betonte Thomas Küchenmeister,
Leiter von Aktionsbündnis Landmine.de auf der Konferenz. "Der
Militäreinsatz in Afghanistan hat bislang mehr als 2,6 Milliarden
Euro gekostet, wohingegen dem Auswärtige Amt in den letzten 5 Jahren
nur 4,5 Mio. Euro für Opferhilfe zur Verfügung standen," beklagt
Küchenmeister. Er schlug weiter vor obsolete Rüstungsausgaben zu
Gunsten der Opferhilfe zu konvertieren und forderte die neue
Bundesregierung auf ihr Versprechen einzuhalten und bis 2015 die
Entwicklungsinvestitionen auf 0,7 % des Bruttoinlandsproduktes
anzuheben, um so mehr Mitteln u.a. für die Operhilfe zu generieren.

François De Keersmaeker, Geschäftsführer von Handicap
International, sieht die Konferenz als wichtige Impulsveranstaltung.
"In Deutschland muss ein Prozess beginnen, um die Feststellungen und
Empfehlungen der Konferenz in die Tat umzusetzen. Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer haben erkannt, dass eine intensivere Zusammenarbeit
und Koordination der verschiedenen Akteure der Schlüssel zum Erfolg
ist und sich auf eine Weiterführung des Dialogs verständigt."

Einen besonderen Impuls gab eine Gruppe von Schülerinnen und
Schülern, die aktiv an der Konferenz teilnahm. Gemeinsam mit der
Schauspielerin Ulrike Folkerts, Schirmherrin von Aktionsbündnis
Landmine.de, und Mina Zunac von der Gruppe "Ban Advocats" übergaben
sie am Ende des Tages eine Reihe von Aktionsvorschlägen aus der Sicht
der Zivilgesellschaft an die Bundestagsabgeordnete Agnes Malczak.
Ihre Forderungen möchten sie nun noch in weiteren Briefen an
Politiker formulieren. Gleichzeitig werden sie selbst weiter aktiv
bleiben und zu einer Unterstützung der Opfer beitragen. Denn nur die
Solidarität und Wachsamkeit der Zivilbevölkerung kann ein
langfristiges Engagement der Politik garantieren.

Originaltext: Handicap International
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16206
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16206.rss2

Weitere Informationen:
Dr. Eva M. Fischer, Handicap International, 0175-54 29 899,
www.handicap-international.de

Thomas Küchenmeister, Aktionsbündnis Landmine.de, 0175-49 64 082,
www.landmine.de


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