(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Die Länder dürfen nicht allein gelassen werden

Geschrieben am 26-10-2009

Berlin (ots) - Er hat gleich die ganz große Keule ausgepackt:
Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) droht angesichts der
von Schwarz-Gelb beschlossenen Steuerentlastungen mit einer Klage vor
dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, weil die Länder die
finanziellen Hauptlasten zu tragen hätten und damit die
Finanzierungsfähigkeit der Länder untergraben werde. Allein in Berlin
würden pro Jahr 700 Millionen Euro an Steuereinnahmen fehlen,
errechneten die Mitarbeiter in der Berliner Finanzverwaltung. Zu viel
für das hoch verschuldete Berlin.
Das ist sicherlich richtig, wenn es auf diese Millionensumme - zumal
nicht nur einmal, sondern in jedem Jahr wieder - hinauslaufen würde.
Doch bevor jetzt das große Jammern beginnt, sollte man sich die
veränderte Situation noch einmal genau anschauen. Da ist zum einen
das gute Recht einer neuen Regierung, Steuerentlastungen zu
beschließen. Wollen wir nicht alle, dass Familien und
Alleinerziehende finanziell gestärkt werden? Dass Unternehmen
angesichts der andauernden Wirtschaftskrise unterstützt und entlastet
werden? Die Entscheidung von Union und FDP, den Kinderfreibetrag
deutlich anzuheben und das Kindergeld zu erhöhen, kostet natürlich
viel Geld. Insgesamt rund 4,6 Milliarden Euro. Geld, das auch den
Ländern bei den Steuereinnahmen fehlen wird. Aber wer will, dass
wieder mehr Kinder in Deutschland geboren werden, muss die Familien
unterstützen. Es reicht nicht, neue Kitas zu bauen, man muss auch
finanziell etwas tun.
Zum anderen ist noch gar nicht entschieden, wie die
Steuerentlastungen zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werden. Davon
steht nichts im Koalitionsvertrag, genauso wenig wie über den
geplanten Stufentarif bei der Einkommensteuer. Berlins Finanzsenator
Nußbaum ließ dennoch schon ausrechnen, dass von den Mindereinnahmen
in Höhe von 24 Milliarden Euro die Länder die größere Summe - nämlich
14 Milliarden Euro verkraften müssen. Wenn das so ist, dann gilt: ran
an den Verhandlungstisch. Denn auch der Bundesrat hat bei den
Steuerentlastungen ein wichtiges Wort mitzureden. Und schon während
der Koalitionsverhandlungen wurde ja deutlich, dass auch einige
CDU-Ministerpräsidenten den finanziellen Kollaps ihrer Länder
befürchten und verhindern wollen. In der Bundesrepublik ist in den
vergangenen Jahren ein kompliziertes, sorgsam austariertes
Finanzsystem mit einem Ausgleich zwischen Bund und Ländern
entstanden, den kann und wird Schwarz-Gelb nicht einfach aufkündigen.
Der Staat ist immer als Ganzes zu sehen, das weiß auch die neue
Bundesregierung. Sie hat Interesse an Steuerentlastungen, aber ganz
gewiss nicht, wenn dadurch die Bundesländer zahlungsunfähig werden.
Wer droht, erreicht meist das Gegenteil. Zumal wenn er als Senator
einer rot-roten Landesregierung daherkommt, die naturgemäß an
schwarz-gelben Plänen wenig Gefallen findet. Vernünftiger ist es, die
konkreten Zahlen vorzulegen und zu verhandeln. Ohne Keule in der
Hand.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

232895

weitere Artikel:
  • Guttenberg gegen Aufstockung des Bundeswehrkontingents in Afghanistan Bonn (ots) - Der designierte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schließt eine Aufstockung des Bundeswehrkontingents in Afghanistan aus. In einem PHOENIX-Interview am Randes des CSU-Sonderparteitages sagte er: "Wir haben ja gerade erste einen entsprechenden Beschluss in Bratislava gehabt, wo wir noch einmal deutlich gemacht haben - auch von unserer Seite -, dass es bei dem Angebot bleibt, das wir gegeben haben. Und dass wir immer natürlich auch an den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort einen Optimierungsbedarf haben ist mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Streit um Gesundheitsfonds Rostock (ots) - Jung-Gesundheitsminister Philipp Rösler und seine FDP träumen bereits von der Totaloperation am bisherigen, weitgehend solidarischen Gesundheitsystem. Mit einheitlicher Kopfpauschale, die freilich etwas freundlicher genannt würde. Mit eingefrorenem Arbeitgeberanteil. Und vor allem mit einem brutalen Wettbewerb zwischen den Kassen. Gegen dieses neoliberale Gesundheitskonzept laufen inzwischen nicht nur die CSU oder der starke Sozialflügel der CDU, sondern vor allem die neuen Ländern Sturm. Egal, wie das neue Gesundheitssystem mehr...

  • NRZ: Kommentar:_SPD und Koalition Essen (ots) - Von Oppositionsführer Steinmeier und der neuen Parteispitze in spe um Gabriel war gestern nichts zu hören. Stattdessen verlas Noch-Generalsekretär Heil in eher pflichtschuldigem Ton ein halbes Dutzend Kritikpunkte und warf der neuen Regierung vor, ein "Signal der Verunsicherung" auszusenden. Das trifft es. Aber verunsichert ist wenige Wochen vor dem Dresdener Parteitag vor allem die SPD. Sie sollte einiges daran setzen, sich bald wieder zu fangen und die schwarz-gelben Ungereimtheiten klar zu benennen. Sozialverbände, Gewerkschaften mehr...

  • 1&1 begrüßt neuen Weg zum Löschen von Kinderpornographie / Koalitionsvertrag: Wirkungslose Internet-Sperren werden ausgesetzt Montabaur (ots) - Die 1&1 Internet AG begrüßt den Beschluss der künftigen Koalitionspartner, die geplanten Internet-Sperren nicht umzusetzen. CDU/CSU und FDP haben im Koalitionsvertrag angekündigt, das so genannte Zugangserschwerungsgesetz zunächst für ein Jahr nicht anzuwenden. Stattdessen sollen die Polizeibehörden Seiten mit kinderpornographischen Inhalten in enger Zusammenarbeit mit der Internetwirtschaft löschen. "Wir begrüßen sehr, dass Kinderpornographie an der Wurzel beseitigt werden soll", kommentiert 1&1 Vorstandssprecher mehr...

  • Neues Deutschland: zum Prozess in Dresden wegen tödlicher Messerattacke auf Ägypterin Berlin (ots) - Der Killer ist ein Russe. Aha, das passt! Der Russe kommt aus Perm ... Perm? Keine Ahnung, irgendwo in Sibirien... Nicht ganz? Egal, aber so sind die da ...alle. Und wie sind »die«, wenn sie hier sind? Als Deutsche »heimgeholt«, weil sie in die ach so christliche wie demokratische Wahlarithmetik passten. Bestenfalls »befördern« wir sie zu »Russlanddeutschen« oder »Deutschrussen«. Jetzt, denn für Nazi-Opa wären sie ewig nur »Iwans« geblieben. Alex W. ist auch vielleicht irgendwie ein Opfer, doch vor allem ein Mörder. Das mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht