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Lausitzer Rundschau: Brandenburg, Sachsen und die Bildung / Die Gunst der Stunde

Geschrieben am 14-10-2009

Cottbus (ots) - Als die Kanzlerkandidaten im Vorfeld der
Bundestagswahl zum TV-Duell antraten, spielte ein Thema
bemerkenswerterweise gar keine Rolle: die Bildung. Das mag weniger an
Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gelegen haben, als am wenig
überzeugenden Moderatorenquartett. Schade war es allemal, Fragen
hätte es genug gegeben. Wie es denn etwa sein kann, dass unter den
Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) nur Türken, Slowaken, Spanier und Iren im
Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt weniger für die Bildung ausgeben
als die Deutschen. Warum Jahre nach dem Pisa-Schock noch immer die
soziale Herkunft hierzulande so stark über den Bildungserfolg
entscheidet wie in keinem anderen Industriestaat. Oder wieso in der
Bundesrepublik gerade mal 37Prozent eine Jahrgangs ein
Studium aufnehmen, während es im OECD-Mittel rund 55Prozent
sind - und die deutsche Wirtschaft händeringend nach immer besser
qualifizierten Arbeitskräften sucht.
Schnell wäre man dann zur Diskussion um die Studiengebühren gekommen
- ein besonderer Beleg dafür, wie ideologiebehaftet die
Bildungskontroverse in Deutschland mitunter geführt wird.
Mittlerweile ist durch Studien und das Leben belegt: Das
Bezahlstudium schreckt potenzielle Studenten ab - und wirkt damit
gesamtgesellschaftlich kontraproduktiv, weil so mit Blick auf die
kurzfristigen Kosten eines kostenfreien Erststudiums dessen
langfristiger Nutzen verhindert wird: Hochschulabsolventen verdienen
in der Regel überdurchschnittlich, zahlen mehr Steuern und nehmen die
Sozialkassen weniger stark in Anspruch. Das nutzt auch der
Volkswirtschaft.
Österreich hat deshalb vergangenes Jahr die Studiengebühren
abgeschafft - und kann sich seitdem vor Studierwilligen aus dem
benachbarten Gebührenland Bayern kaum retten. Aber auch im deutschen
Bildungsföderalismus werden Länder wie Sachsen und Brandenburg mit
steigenden Studierendenzahlen für ihre Politik der Gebührenfreiheit
belohnt. Längst hat man hier die Chance erkannt, auf diese Weise
junge Leute mit Potenzial in sonst eher von Abwanderung geplagte
Regionen zu holen. Nicht von ungefähr locken Hochschulstandorte -
auch in der Lausitz - Studenten mit einem Begrüßungsgeld, anstatt sie
mit Eintrittsgeldern abzuwehren. Es liegt nun an den neuen
Landesregierungen in Dresden und Potsdam, ihre Länder in der
kommenden Legislatur weiter zu Bildungsstandorten mit bundesweiter
Anziehungskraft auszubauen - und auch die notwendigen Mittel
bereitzustellen. Manchmal bieten sich Chancen ganz unverhofft. Aber
es braucht immer Entschlossenheit, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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