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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 14. Oktober 2009 die Konsequenzen für Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin:

Geschrieben am 13-10-2009

Bremen (ots) - Die Debatte bleibt notwendig
von Joerg Helge Wagner
Entmachtet? Eher wurde Thilo Sarrazin als Bundesbank-Vorstand etwas
gestutzt: Immerhin bleibt der Mann für den nicht ganz unwichtigen
Bereich Risiko-Controlling zuständig. Dass seine Vorstandskollegen
ihm quasi das Bargeld abgenommen haben, hat freilich nichts mit
Zweifeln an seiner finanzpolitischen Kompetenz zu tun - die bleibt
unbestritten. Woran es Sarrazin mangelt, ist eine andere
Kardinaltugend im Bankgewerbe: Diskretion.
Signalgeber, Verstärker und Lautsprecher in einem - für einen
Politiker, der Wahlen gewinnen will und dafür reichlich
Aufmerksamkeit braucht, ist das eine gute Kombination. Nicht aber für
einen Staatsmanager, dem mit seinen Kollegen die Geldversorgung einer
G8-Volkswirtschaft (und demnächst wohl auch noch die Aufsicht über
deren Banken) anvertraut ist. Erst recht nicht, wenn er sich
polarisierend auf Politikfelder begibt, die eindeutig nicht zu seinem
Aufgabenbereich gehören. Es kommt schon darauf an, in welcher
Position man sich öffentlich äußert, mit welcher Absicht, mit welchem
Maß an Reflexion oder Zuspitzung.
Nun ist der "Lettre International", in welchem Sarrazin sich
verbreitete, keine Stammtisch-Postille, sondern ein elitäres,
weitgehend unbekanntes Magazin mit einer verkauften Auflage von
gerade 16.500 Exemplaren. Der tut der Rummel um das Interview
sicherlich gut. Das sei den Kollegen gegönnt, zumal der Beitrag ja
genau das getan hat, was Debatten-Magazine wollen: Debatten anstoßen.
Hier kommt Sarrazin bei aller Kritik das Verdienst zu, den politisch
korrekt temperierten Gartenteich der Konsensgesellschaft aufgerührt
zu haben, um ihn vor dem umkippen zu bewahren. Denn natürlich hat er
nicht nur Stimmung gemacht, sondern unbequeme Wahrheiten
ausgesprochen. Wenn ihm der Zentralrat der Juden dafür Nähe zu
Goebbels unterstellt, wird das wohl durch die Zustimmung von Ralph
Giordano aufgewogen. Wenn die türkischstämmige Bevölkerung bei
Jugendlichen ohne Schulabschluss überdurchschnittlich vertreten ist,
sollte das ihre Gemeindevertreter mehr umtreiben als die Äußerung
dieser Tatsache.
Man darf schon streiten, ob erfolgreiche Integration vor allem von
der Geldausstattung entsprechender Kurse abhängt, wie Grünen-Chef Cem
Özdemir nahelegt. Oder müssen nicht erst einmal diejenigen, die
dauerhaft hier leben wollen, diese Angebote auch annehmen, statt sich
dauerhaft und staatlich alimentiert in ihrer Parallelgesellschaft
einzurichten? Antworten muss aber nicht die Bundesbank geben, sondern
die Bundesregierung.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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