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Biotechnologie: Politische Bremsklötze entfernen und an naturwissenschaftlichen Fakten orientieren / Politikwechsel gefordert / Steuerliche Forschungsförderung notwendig

Geschrieben am 05-10-2009

Frankfurt am Main (ots) - Der Vorsitzende der Deutschen
Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), Dr. Stefan Marcinowski,
hat die kommende Bundesregierung aufgefordert, bei der grünen
Gentechnik einen raschen Politikwechsel in Berlin und Brüssel
einzuleiten: "Weder wissenschaftliche Belege über den Nutzen und die
Sicherheit von gentechnisch optimierten Pflanzen, noch die
Empfehlungen der zuständigen Behörden zur Zulassung von Produkten
nach bestandener Prüfung werden zurzeit von der Politik als Grundlage
für ihr Handeln herangezogen", kritisierte Marcinowski vor
Journalisten in Frankfurt. Die Entscheidungen müssten sich künftig
wieder an naturwissenschaftlichen Kriterien orientieren. Deutschland
blockiert zusammen mit anderen Mitgliedstaaten auf EU-Ebene seit
mehreren Jahren die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen.

Der DIB-Vorsitzende sieht dagegen große Chancen in der
Pflanzenbiotechnologie: "Ich bin überzeugt davon, dass ein Teil der
Zukunft unserer Branche und auch der Chemie in der Pflanze liegt -
unabhängig davon, ob es dabei um Rohstoffe, Arznei-, Nahrungs- oder
Futtermittel geht." So könne die Vision, Biomasse in Deutschland als
Quelle für Energie und industriell verwertbare Rohstoffe in größerem
Maßstab zu erschließen, nicht auf gentechnische Methoden verzichten.
"Ohne den Anbau von Pflanzen mit maßgeschneiderten Eigenschaften
werden wir diesem Ziel keinen Schritt näher kommen", betonte
Marcinowski. Außerdem müsse für nachwachsende Rohstoffe und
Bio-Energie anderes Pflanzengut als für Nahrungs- oder Futtermittel
erschlossen werden, um den Konflikt "Teller oder Tank" zu
entschärfen.

Biotechnisch maßgeschneiderte Enzyme und optimierte Bakterien sind
nach Einschätzung der DIB auch der Schlüssel zur Realisierung einer
Bioraffinerie. An diesem Konzept arbeiten in Deutschland immer mehr
Wissenschaftler und Unternehmen intensiv. Noch steht aber keine
fertige Anlage, die aus Gras und Stroh oder anderen agrarischen
Reststoffen gleichzeitig Grundchemikalien, Biowerkstoffe und
Bio-Ethanol oder Biogas wirtschaftlich liefert. Bevor die chemische
Industrie ihren Beitrag zur nachhaltigen Produktion als Kunde einer
Bioraffinerie weiter ausbauen könne, müssten noch viele technische
und logistische Probleme gelöst werden. Nur mit einer intensiven
Forschungsförderung durch den Staat könne die Entwicklung, so
Marcinowski, erfolgreich vorangetrieben werden.

Forschung steuerlich fördern, Steuerrecht wettbewerbsfähiger
gestalten Die DIB setzt sich für die Einführung einer steuerlichen
Forschungsförderung ein, die zusätzlich zur bisherigen
Projektförderung erfolgen soll. Marcinowski: "Wir halten es für
dringend erforderlich, dass der Staat die Innovationskraft aller
forschenden Unternehmen in Deutschland mit einer steuerlichen
Komponente stärkt. Mindestens 10 Prozent der gesamten
F+E-Aufwendungen sollten von der Steuerschuld abgezogen werden
können." Die rund 500 Kernunternehmen in Deutschland, die ganz oder
überwiegend mit Verfahren der modernen Biotechnologie arbeiten, haben
einen hohen Refinanzierungsbedarf für ihre Forschungsaufwendungen:
Sie erzielten 2008 einen Umsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro. Davon
investierten sie über 1 Milliarde Euro - und somit knapp die Hälfte
ihres Umsatzes - in Forschung und Entwicklung. Darüber hinaus fordert
die DIB, dass die mit der Unternehmensteuerreform 2008 eingeführte
Zinsschranke wieder abgeschafft wird. Die Begründung: Die
Zinsschranke erschwere die Finanzierung von Forschung und
Investitionen, die über Kredite vorgenommen werden. "Gerade junge
Unternehmen sind in der Krise davon massiv betroffen. Im Übrigen
schreckt die gültige Gesetzgebung Firmengründer ab", sagte der
DIB-Vorsitzende.

DIB-Umfrage: Mitgliedsfirmen rechnen mit leichter Belebung des
Geschäfts

Auch die deutsche Biotech-Branche konnte sich dem Sog der
weltweiten Wirtschaftskrise nicht entziehen. Aber der hohe Anteil der
wenig konjunktursensiblen Segmente Biopharmazeutika und Diagnostika
federte den Rückgang in der industriellen Biotechnologie ab. Das geht
aus einer aktuellen Umfrage der DIB unter Mitgliedsunternehmen
hervor. "Die Talsohle ist durchschritten", erklärte Marcinowski. Die
DIB erwartet bis zum Ende des Jahres einen leichten Zuwachs des
Geschäfts für die Branche. Forschungsprojekte wurden und werden wie
geplant durchgeführt. Die Unternehmen, so ein weiteres Ergebnis der
Umfrage, bemühen sich, die Belegschaft zu halten. Eine Reihe von
Unternehmen stellte sogar antizyklisch Personal ein. Die Firmen
stoßen nicht auf Kreditschwierigkeiten; auch ihre Kunden im Inland
berichten nicht von einer Kreditklemme.

Marcinowski: "Die deutsche Biotech-Branche hat sich durch die
Beibehaltung ihrer Innovationsbasis eine gute Ausgangposition
geschaffen, die sie bei Anziehen der Weltwirtschaft ausbauen kann.
Dies gilt aber nur für Pharma und die industrielle Biotechnologie.
Die Wertschöpfung aus der Pflanzenbiotechnologie wird weitgehend
außerhalb von Deutschland und Europa erwirtschaftet."

Originaltext: DIB Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/20949
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_20949.rss2

Pressekontakt:
Manfred Ritz
Pressestelle
Telefon: 069 2556-1496
E-Mail: presse@dib.org


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