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Westdeutsche Zeitung: Die Sozialdemokraten sind spannender als Schwarz-Gelb - Kein Jubel, keine Freude, kein Projekt Von Alexander Marinos

Geschrieben am 02-10-2009

Düsseldorf (ots) - Jedem Anfang wohnt angeblich ein Zauber inne.
Diesem Anfang nicht. Knapp eine Woche nach der Bundestagswahl
herrscht eine merkwürdige Stimmung im Land. Abgesehen von der etwas
absurden Frage, ob Guido Westerwelle nicht lieber Super- als
Außenminister werden soll, interessiert man sich kaum für die Sieger.
Das mag auch an den Siegern selbst liegen. Statt gemeinsam zu jubeln
oder sich wenigstens artig zu freuen, piesacken die Schwarzen die
Gelben, wo es nur geht.

An der Spitze dieser merkwürdigen Bewegung steht die
Bundeskanzlerin. Sie macht einfach weiter wie gehabt und zählt
nüchtern auf, was mit ihr alles nicht geht. Und die FDP regt sich im
Gegenzug darüber auf, dass Angela Merkel irgendwie nicht anerkennen
will, wie superwichtig die Liberalen inzwischen sind. Politisch
betrachtet, sei Merkel zurzeit nicht Kanzlerin, sondern "nur"
CDU-Vorsitzende, heißt es aus der FDP. Kanzlerin werde sie erst
wieder mit den Stimmen der Liberalen. Da ist etwas dran.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es der neuen Koalition
gelingt, so etwas wie ein gemeinsames Projekt zu entwerfen. Eine
große Steuerreform mit Entlastungen für die Bürger dürfte es
jedenfalls nicht sein. Für die nötige Vernunft sorgt schon die im
Grundgesetz verankerte Schuldenbremse sowie das von der EU angedrohte
Defizitverfahren (übrigens eine Erfindung von Theo Waigel,
Finanzminister einer schwarz-gelben Regierung).

Viel spannender ist da schon, was der Wahlverlierer so treibt. Je
nachdem, welche Metaphern man bevorzugt, ist die SPD ja am
vergangenen Sonntag über die Wupper gegangen oder liegt im Koma oder
wurde atomisiert. Als Hobby-Psychologe könnte man auch sagen, die
Sozialdemokraten müssten sich jetzt erst mal wieder selbst finden.
Schon länger wird kolportiert, dass der SPD das Soziale
verlorengegangen ist. Nun stellt sich heraus, dass es auch mit dem
Demokratischen nicht weit her ist. Erst kungelt eine kleine
Hinterzimmer-Runde aus, wer Fraktionsvorsitzender wird. Dann hebt
eine größere Hinterzimmer-Runde einen kompletten Vorstand mit
Generalsekretärin aus der Taufe. Und die zuständigen Gremien dürfen
das später nur noch abnicken.

Nicht jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Aber so manchem Ende
eine Entzauberung.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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