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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu 60 Jahre Volksrepublik China

Geschrieben am 01-10-2009

Bielefeld (ots) - Machen wir uns nichts vor. Eine glanzvolle
Parade macht noch keinen Staat, schon gar nicht einen stabilen. Vor
ziemlich genau 20 Jahren feierte die DDR glanzvoll ihr 40-jähriges
Bestehen. Schon Wochen später war sie nur noch Geschichte.
Nur weil Chinas kommunistische Partei inzwischen eine der weltweit
längsten Einparteienherrschaften aufrecht erhält, muss der innerlich
extrem vielfältige, man könnte auch sagen zerrissene
1,3-Milliarden-Einwohner-Staat nicht von ewiger Dauer sein.
Wir wissen um das schwere Los der Tibeter. Wir erfahren wenig, aber
meist Erschreckendes über die Unterdrückung der Uiguren. Kaum bekannt
ist, dass Falun-Gong-Anhänger im ganzen Land gezielt getötet werden -
manche sagen sogar zwecks Organentnahme.
Zugleich bilden sich moderne Mittelschichten, die Autos und
Eigentumswohnungen kaufen können. Es gibt die totale Kontrolle des
Internets, aber auch das Zurückschrecken des Staates vor seiner
Web-affinen Bevölkerung, wenn auf jeden privaten Rechner
Überwachungssoftware geladen werden soll. Auf dem Land herrschen
Hunger und Elend, ist selbst Sklavenarbeit möglich. Kinder sterben an
Umweltgiften, die auch den Alten Krebs und Leiden bescheren.
Für einen antidemokratischen Unterdrückerstaat, der nur scheinbar
Wahlrecht und Mitsprache erlaubt, aber zugleich wirtschaftlich extrem
erfolgreich und vermögend ist, gibt es in der europäischen
Zeitgeschichte kaum Vergleichbares. Allenfalls das späte deutsche
Kaiserreich, das alte Herrschaft und unglaublich starke neue Dynamik
verband, kommt dem China von heute nahe. Hierzulande fand damals eine
industrielle Revolution statt, während Frauen gar nicht und arme
Arbeiter nur scheinbar wählen durften. Die damalige Rüstungs- und
Kanonenbootpolitik fand gestern eine Entsprechung in der
Angeberparade von Peking.
Die Revolutionsfeiern vor dem roten Kaiserpalast in Peking machen uns
etwas vor. Man könnte glauben, wir hätten es mit einem Solitär zu
tun, dessen Wert und Reinheit 1,3 Milliarden blaue Ameisen sicher
stellen. Weit gefehlt. Tatsache ist, dass es seit Jahren tagtäglich
irgendwo in dem Riesenland zu Protesten und Streiks verbunden mit
Ausschreitungen kommt.
Wir wissen nicht, wie und wie lange es mit dem scheinbar geduldigen
gelben Riesen weitergeht. Die Wende zur Freiheit, wie sie Europa 1989
völlig veränderte, ist nicht zwangsläufig.
Chinas abgehobene Führung leistete sich eine Monster-Schau, von der
das längst vergessene Volk ausgesperrt blieb. 70 Millionen
kommunistische Kader mögen als letzte Chinesen noch an Maos Ideologie
der gerechten Teilhabe glauben. Tatsächlich erleben 1,23 Milliarden
Landsleute, dass sie selbst Ausbeutung und Verelendung ausgeliefert
sind, wenn sie nicht spuren wie die Pekinger Paradesoldaten von
gestern.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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