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LVZ: Seiters: Ausreise der Prager Botschaftsflüchtlinge 1989 war Gemeinschaftshandlung mit Genscher / Keiner sei nur "Mitläufer" gewesen

Geschrieben am 25-09-2009

Leipzig (ots) - Der frühere Kanzleramtsminister aus den Zeiten der
Wende, der CDU-Politiker Rudolf Seiters, hat die gemeinsame Rolle
betont, die er mit dem seinerzeitigen Bundesaußenminister
Hans-Dietrich Genscher (FDP) bei der Bewältigung des Prager
Flüchtlingsansturms im September 1989 erfüllt hat. Die von Teilen der
Öffentlichkeit oft nur mit dem Stichwort "Genschers Balkon"
verbundene Übermittlung der Ausreisemöglichkeit für rund 4000
DDR-Flüchtlinge sei eine "erfolgreiche Gemeinschaftshandlung"
gewesen, sagte Seiters der "Leipziger Volkszeitung"
(Freitag-Ausgabe).

Auf die Frage, ob er selbst nur ein "Mitläufer" bei den
Botschaftsausreisen war, meinte Seiters gegenüber der Zeitung: "Ganz
sicher nicht. Ich war für die Verhandlungen mit der DDR zuständig und
Hans-Dietrich Genscher für deren internationale Begleitung. Nur so
war diese erfolgreiche Gemeinschaftshandlung von Prag möglich
geworden, die vor zehn Jahren auch ausdrücklich als solche vom
damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder gewürdigt worden ist." Diese
"historische Leistung" werde immer mit den Namen Genscher und Seiters
verbunden bleiben, hatte Schröder vor zehn Jahren bei einer
Festansprache in Prag betont.

Andere, damals Verantwortliche in Helmut Kohls Kanzleramt,
erinnerten sich gegenüber der Zeitung mit der Feststellung: "Wir
haben die Hände doch nicht in den Schoß gelegt", schon gar nicht,
seit am 8. August die Bonner Ständige Vertretung in Ostberlin wegen
Überfüllung mit ausreisewilligen DDR-Bürgern geschlossen werden
musste. Dabei sei klar gewesen, dass die DDR-Seite zwar dem
Bundeskanzler das Bundesaußenministerium als einzig möglichen
Gesprächspartner habe einschalten wollen, aber wegen der besonderen
innerdeutschen Beziehungen sei dies natürlich für die Bundesregierung
nicht akzeptabel gewesen. Am 29. September 1989 hatte die DDR-Seite
Kanzler Kohl im Sinne eines "einmaligen humanitären Aktes" die Prager
Flüchtlingsausreise avisiert. Von Kohl sei damals der Hinweis
gekommen, dass man für den 30. September unbedingt auch den
Bundesaußenminister für die Prager Freuden-Mitteilung dazu bitten
sollte, der zu diesem Zweck von der UNO-Woche aus New York nach Prag
einfliegen sollte. Aber vorab dürfe "kein Wort" nach draußen dringen,
habe Kohl, nach Teilnehmer-Erinnerung, alle Eingeweihten
eingeschworen. Dies sei aber misslungen. Kaum habe Hans-Dietrich
Genscher im Flugzeug gesessen, habe dessen Ministerium mitteilen
lassen, der Minister befinde sich auf dem Weg nach Prag.

Genscher hatte am 30. September 1989 vom Prager Botschaftsbalkon
zu den DDR-Flüchtlingen im Botschaftsgarten den legendären Satz
gesprochen: "Liebe Landsleute, wir sind heute zu Ihnen gekommen, um
Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise in die Bundesrepublik
Deutschland möglich geworden ist." Dabei war der letzte Teil des
Satzes im Jubel der Menschen untergegangen. In einem Interview im
Vorfeld des 20. Jahrestages dieses Ereignisses war der Genscher-Satz
von diesem ein wenig in die Ich-Form umerinnert worden: "Ich bin zu
Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise
möglich geworden ist."

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Büro Berlin

Telefon: 030/72626-2000


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