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Vor IAA: Umweltexperten fordern für neue Pkw 80 Gramm CO2 pro Kilometer als Klimaziel. Elektroautos dürfen Herstellern nicht als Ökomäntelchen dienen

Geschrieben am 14-09-2009

Frankfurt/Berlin (ots) - Vor Beginn der Internationalen
Automobilausstellung (IAA) hat der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) der Autoindustrie vorgeworfen, mit dem selbst
erzeugten Hype um Elektroautos und der Präsentation einiger weniger
sparsamer Prototypen auf der Messe von den bereits jetzt vorhandenen
Möglichkeiten zum Spritsparen abzulenken. Die Öffentlichkeit werde
auch getäuscht, indem sogenannte "Premiumwagen" als Arbeitsplatz
sichernde Zukunft der Autoindustrie gepriesen würden. All dies zeige,
dass die Manager der deutschen Autokonzerne trotz oder auch wegen der
Abwrackprämie aus der Wirtschaftskrise nichts gelernt hätten. Sie
würden erneut eine ökologische Herausforderung verschlafen - diesmal
den Trend zu kleineren und leichteren Fahrzeugen.

Auf der IAA würde den Besuchern erneut die rosige Vision einer
ungebrochenen Mobilität ausgemalt. Das sei völlig unrealistisch,
deshalb sei die Messe "der fortgesetzte Versuch, die Öffentlichkeit
gezielt zu täuschen", sagte der BUND-Verkehrsexperte Werner Reh. Die
Probleme zu Ende gehender Ölreserven und des fortschreitenden
Klimawandels würden ausgeblendet. Schon heute gehe ein Fünftel der
Erderwärmung aufs Konto des Verkehrs, Tendenz steigend. Um den
Erfordernissen des Klimaschutzes gerecht zu werden, nannte Reh für
das Jahr 2020 ein Ziel von 80 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer als
maximalen Durchschnittswert der Neuwagenflotte aller Hersteller.
Damit die realen CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs 2020 um 25 Prozent
geringer ausfielen als heute, müsse der Durchschnittswert deutscher
Neuwagen von derzeit 165 Gramm pro Kilometer mindestens halbiert
werden. Zum Erreichen dieses Klimaziels könnten Elektroautos
lediglich rund zwei Prozent beitragen. Nur wenn die Hersteller die
Effizienz neuer benzingetriebener Autos bis 2020 verdoppelten, sei
eine ausreichende Minderung der realen CO2-Emissionen möglich.
Gelinge dies nicht, werde die Anhebung der Mineralölsteuer oder eine
CO2-Abgabe für Pkw unvermeidlich.

Der unabhängige Verkehrsexperte Axel Friedrich forderte, die
Effizienz benzingetriebener Neuwagen entscheidend zu verbessern. Die
dafür erforderlichen Komponenten stünden schon heute in den Regalen
der Autohersteller. "Das Umweltbundesamt hat nachgewiesen, dass es
weniger als dreihundert Euro kostet, die CO2-Emissionen eines
normalen VW-Golf pro Kilometer um 40 Gramm, also um fast ein Viertel,
zu senken. Und die Mehrkosten kommen durch die Spriteinsparung
spätestens in zwei Jahren wieder herein. Das ist die Richtung, in die
es gehen muss. Erforderlich ist auch die konsequente Anwendung der
Leichtbauweise. Wenn ein Kompaktwagen statt 1,3 Tonnen nur noch 800
Kilogramm wiegt, werden bei entsprechender Anpassung der
Motorleistung noch einmal vierzig Gramm CO2 pro Kilometer
eingespart", sagte Friedrich.

Werner Neumann, Energiefachmann des BUND, sieht die Vision
ungezügelter Mobilität mithilfe elektrischer Antriebe skeptisch:
"Elektroautos werden die CO2-Emissionen der Autoflotte bis 2020 nur
marginal verringern. Zwar hat der Elektromotor einen hohen
Wirkungsgrad und verursacht kaum Emissionen, wenn regenerativ
erzeugter Strom eingesetzt wird. Elektromobile nützen der Umwelt aber
nur, wenn sie mit Strom aus zusätzlich gebauten erneuerbaren
Energie-Anlagen fahren. Ein durch Elektroautos steigender
Stromverbrauch darf nicht aus neuen Kohlekraftwerken bedient werden.
Dann wäre die CO2-Bilanz schlechter als bei einem Pkw mit
Benzinmotor. "Das Elektromobil darf nicht zum Kohle- und nicht zum
Atomstromauto werden", sagte Neumann.

Es bestehe außerdem die Gefahr, dass sich die Autokonzerne das
staatlich geförderte Ökomäntelchen Elektroauto umhängen und zugleich
die Hauptaufgabe einer raschen Senkung der CO2-Emissionen
herkömmlicher Autos vernachlässigen würden. Auch auf dieser IAA werde
so getan, als ob immer mehr Autos auf die Straßen der Welt gebracht
werden könnten. "Die Welt braucht nicht mehr, sondern weniger und vor
allem andere Autos. Diese müssen Ressourcen sparen, möglichst geringe
Emissionen verursachen und in neue Mobilitätskonzepte wie das
Carsharing eingebunden sein", sagte Neumann. Mobilität ganz ohne
Kohlendioxid- und Rußemissionen gebe es bereits im öffentlichen
Transportsektor, wenn dort regenerativ erzeugter Strom genutzt werde.
Der Ausbau des öffentlichen und des nichtmotorisierten Verkehrs müsse
deshalb Priorität haben.

Werner Reh: "Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel es mit dem
Klimaschutz ernst meint, muss sie am Donnerstag bei ihrer
IAA-Eröffnungsrede jenen Automanagern, die immer noch möglichst
schnelle, schwere und teure Autos preisen, endlich die Leviten lesen.
Das wäre nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Abmilderung der
aufkommenden Mobilitätskrise, es würde auch helfen, Arbeitsplätze in
Deutschland zu halten. VW hat sich jetzt mit dem Ökostromanbieter
Lichtblick zusammengetan, um die umweltfreundliche Energieerzeugung
zu fördern. Dieses Beispiel zeigt, wohin die Reise gehen muss."

Die ausführliche BUND-Position für eine zukunftsfähige
Elektromobilität finden Sie im Internet unter:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/verkehr/20090914_
verkehr_elektromobilitaet_standpunkte.pdf

auch als Kurzlink: http://i8t.de/auw8cl26

Originaltext: BUND
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7666
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7666.rss2

Pressekontakt:
Werner Reh, BUND-Verkehrsexperte:
Tel. 030-27586-435,
Mobil: 0171-4997927 bzw.

Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher:
Tel. 030-27586-425, Fax: -440
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


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